Musik

Ein großer Sprung für die Menschheit: Am 12. Juni feiern B and the Rattlesnakes ihr Album-Release mit „BatR One“ – KURT hörte exklusiv rein und erzählt Euch die ganze Geschichte

Matthias Bosenick Veröffentlicht am 29.05.2021
Ein großer Sprung für die Menschheit: Am 12. Juni feiern B and the Rattlesnakes ihr Album-Release mit „BatR One“ – KURT hörte exklusiv rein und erzählt Euch die ganze Geschichte

Am Samstag, 12. Juni, präsentieren B and the Rattlesnakes ihr neues Album „BatR One“.

Foto: Michael Uhmeyer

Unfall, Koma, Tod, Corona – und Geburt: Was als Plan begann, endlich ein Studioalbum aufzunehmen, entpuppte sich für die fünf Gifhorner Straßenmusikhelden von B and the Rattlesnakes als kräftezehrender Parforceritt. In einem Zoom-Meeting mit KURT berichtet die Band davon, wie sie sich am eigenen Schopfe aus dem Sumpf zog und die langwierigen Aufnahmen zum Album-Debüt „BatR One“ zu einem überglücklichen Abschluss brachte. Dabei fällt KURT auch die große Ehre zu, als erstes die 15 Songs zu Gehör zu bekommen – noch bevor sie am 12. Juni auf CD das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Zum Release sind dann alle Fans der Pandemie zum Trotz eingeladen – live zu sehen ab 18 Uhr. Einfach online dabei sein unter keeponsnakin.de.

Über die Grenzen unseres Landkreises hinaus ist das Quintett B and the Rattlesnakes dafür bekannt, mit seinen Eigenkompositionen aus sämtlichen Genres auf akustischen Instrumenten auch den entlegensten Passanten noch an die Bühne zu fesseln. Diese Energie konzentrierten Sebastian „Basti“ Priebe, Sören „Sai“ Palucki, Björn Gasa, Winfried „Winni“ Hummel und Fabian Wolschendorf 2018 in ihrer EP „Live im Kultbahnhof“, die als selbstgebrannte CD so schnell ihre Abnehmer fand, dass die Auflage im Nullkommanix ausverkauft war. Das war der Auslöser für die Idee, den Fans etwas Besonderes zu kredenzen: Ein Studioalbum sollte dies sein, perfekt aufgenommen und produziert sollte es den Geist der Straße zwischen Eierkartons transferieren.

Eine andere Art „Wohnzimmer“-Konzert“ – und da war die Welt noch in Ordnung. B and the Rattlesnakes gaben ihren letzten Live-Auftritt vor der Pandemie im Dezember 2019 in ihrer Stamm-Location, dem Alt Gifhorn.

Foto: Michael Uhmeyer

Um die Produktion zu finanzieren, nutzten B and the Rattlesnakes das Jahr 2019 für Gigs, Konzerte, Auftritte aller Art. So sollte es 2020 weitergehen, und parallel zu den Shows sollte im Proberaum die Vorproduktion für das Album entstehen, das die Band Ende 2020 mit einem Releasekonzert präsentieren wollte.

Doch dann ereilten die Band gleich zwei niederschmetternde Schicksalsschläge: Björns Vater kam lebensgefährlich erkrankt in eine Klinik, und nur einen Tag später wurde Winni als Fußgänger von einem Auto erfasst und fiel mit einem Schädel-Hirn-Trauma ins Koma. Die Bandmitglieder waren erschüttert. Sie fassten aber den Entschluss, auch in Winnis Sinne die Aufnahmen fortzusetzen – da machte ihnen Corona den nächsten Strich durch die Rechnung. Es war unklar, wie es mit Winni weitergehen würde, und mit der Pandemie im Nacken waren keine Gigs möglich, mit denen die Aufnahmen finanziert werden sollten.

Alles am Ende? Nicht mit B and the Rattlesnakes. Für die fünf Gifhorner – Winnis Zustand besserte sich mühsam, aber zusehends – gab es die Option nicht, alles hinzuschmeißen. Da jedoch der in einer Schule untergebrachte Proberaum wegen Corona tabu war, richtete Sören in seinem Wohnzimmer ein Aufnahmestudio ein. Mit Spenden und privaten Beiträgen sicherten sich die Musiker die Produktionskosten und nahmen nach und nach einzeln die Tonspuren auf. Und dann, im August, verstarb Björns Vater. Der nächste große Schock für die Band. Parallel zum im höchsten Maße erfreulichen Umstand, dass Winni Fortschritte machte, nach der Schädel-Operation sein Gedächtnis wieder auf die vertraute Höhe zu bringen. So war es dann im September allen Widrigkeiten zum Trotz erstmals wieder möglich, dass alle fünf Musiker gemeinsam probten und sogar die Aufnahmen fortsetzten.

Straßenmusik braucht keine Bühne: Fabian Wolschendorf (von links), Sören Palucki, Sebastian Priebe, Björn Gasa und Winfried Hummel können überall spielen. Strom? Unnötig!

Foto: Michael Uhmeyer

Doch war ihnen längst klar, dass sie das anvisierte Ziel nicht einhalten würden, zum Jahresende das fertige Produkt unter die Leute zu bringen. Allmählich verließ sie die Motivation, und da war es Sören, der sie kurzerhand mit einem simplen auf Tapete gemalten Ablaufplan wiederherstellte. Alsbald öffnete sich für BatR eine ungeahnte Tür: Sie erhielten Kontakt zu Olaf Reitmeier vom Ehmener Gate Studio, in dem die Produzenten an Alben namhafter Größen mitarbeiteten. Er schnappte sich die 15 Songs, die Sören aufgenommen hatte, und verlieh ihnen den perfekten Schliff. Trotz dieses glücklichen Ausgangs war das Album also eine schwere Geburt – und nicht die einzige: Im Januar erblickte Bastis Nachwuchs das Licht der Welt, und das war ein noch größeres Wunder, als dass die CD „BatR One“ jetzt vorliegt.

Der Titel übrigens präsentiert die verkürzte Variante des Bandnamens als aussprechbares Wort: „BatR One“ ist als „Better One“ zu lesen, was nicht etwa bedeuten soll, dass sich die Band für etwas Besseres hält, sondern dass sie es in dieser Krise zu schätzen lernte, eine Einheit zu bilden. Es geht um Freundschaft und Familie, um den Wert des Zusammenhalts, und so kommt es, dass einige der Texte den Blick nach innen richten. Etwa das neue Stück „2020“, in dem jeder der fünf Musiker vier Zeilen bekommt, die seine persönliche Situation bei der Entstehung von „BatR One“ nachzeichnen, mit dem Fazit, dass hier fünf Freunde ihre Fäden zu einem festen Seil verknüpfen; das schlägt sich auch motivisch auf dem CD-Cover nieder, das eine von Tauen umwickelte Erdkugel zeigt.

Nicht nur Gitarrist, sondern auch Aufnahmeleiter: Sören Palucki beim Recording fürs neue Album im eigenen Wohnzimmer.

Foto: Privat

Diese Erdkugel wiederum symbolisiert die Verbundenheit der Band mit der Welt, und das auch musikalisch: Kein Genre ist dem Fünfer fremd, hier kommen Reggae, HipHop, Rock, Ballade und sogar ein schunkelndes Seemannslied zusammen. Und ein Afrobeat: In „White Massai“ wechselt der Erzähler den Blickwinkel und stellt sich vor, als Weißer in Kenia aufgewachsen zu sein. Dabei hat die Band nicht den Anspruch, diese Genres in vollster Authentizität umzusetzen, sondern adaptiert sie respektvoll mit dem Spaß am Spielen. Textlich lässt die Band dabei zwar Humor zu, aber mitnichten Klamauk, und auch ernsthafte Botschaften finden ihren Weg auf das Album – schließlich hatten die Musiker einiges zu verarbeiten.

Doch nicht nur eigens dafür komponierte Stücke sind auf „BatR One“ enthalten, der geneigte Fan findet viele Live-Klassiker der Band wieder. Alles Eigenkompositionen, wie die fünf Gifhorner betonen; ihre beliebte Version von „Dickes G“ ließen sie daher absichtlich weg. Und hatten sich überhaupt aus einer Menge von 30 Songs für die 15 zu entscheiden, die es auf „BatR One“ schafften. Ausreichend Material für einen zweiten Teil liegt also bereits parat. Denn schließlich steht der Titel auch schlichtweg dafür, dass es sich bei dem Album um das Debüt von B and the Rattlesnakes handelt.

Exklusiv stellten B and the Rattlesnakes ihr Debüt nun KURT vorab zum Genuss zur Verfügung – und sich in einer Videokonferenz den noch offenen Fragen.

Der Hörer bekommt jetzt für 15 Euro das musikalische Ergebnis von weit mehr als einem Jahr Achterbahnfahrt mit B and the Rattlesnakes. Daran ist alles selbstgemacht, von den Fotos – auf den letzten Drücker coronakonform mit Abstand und Schnelltest entstanden – über das Layout bis zu den im Booklet abgedruckten deutschen und englischen Texten des Albums. Alles später als gedacht, aber dafür mit umso mehr Enthusiasmus, Leidenschaft – und Freundschaft. Keep on snakin‘!


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