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Entspannungssport – das ist genau mein Ding: KURTs neue Serie „Jules Schnuppertraining“ startet mit Taijiquan bei der SV Gifhorn

Jule Otto Veröffentlicht am 08.06.2024
Entspannungssport – das ist genau mein Ding: KURTs neue Serie „Jules Schnuppertraining“ startet mit Taijiquan bei der SV Gifhorn

Immer mit der körpereigenen Energie arbeiten: Kursleiter Michael Barth zeigt KURTs Sport-Testerin Jule Otto, wie man sich beim Taijiquan korrekt bewegt. Auch Selbstverteidigung spielt eine Rolle.

Foto: Michael Uhmeyer

Turnen, Segeln, Tanzen – wer Sport treiben möchte, dem mangelt es nicht an Möglichkeiten. 245 Vereine und ihre Angebote zählt der Kreissportbund Gifhorn. Auf Erkundungstour begibt sich KURT-Mitarbeiterin Jule Otto ab sofort in unserer neuen Serie „Jules Schnuppertraining“. Den Auftakt macht ein ziemlich gelassenes Taijiquan-Training bei Lehrer Michael Barth und der SV Gifhorn.

Sportlich steht eher unten auf der Liste an Adjektiven, mit denen ich mich selbst beschreiben würde. Ich bewege mich schon gerne, aber gerade in stressigen Phasen ist Sport das erste, was bei mir hinten runterfällt – da fehlt mir ein bisschen die Motivation. Und doch werde ich ab jetzt von Verein zu Verein ziehen und mich durch die schier endlosen Möglichkeiten an Sportangeboten probieren. Und ja, das ist nicht nur eine Floskel, das Angebot im Landkreis Gifhorn ist olympisch riesig: Vom Norden Wittingens bis in den Südkreis nach Groß Schwülper, von Meinersen im Westen des Landkreises bis ins östlich gelegene Brome – fast jeder Ort im Landkreis hat einen eigenen Sportverein.

Mehr als 200 gibt es mit ganz verschiedenen Angeboten. Die Liste an Dingen, die ich ausprobieren möchte, ist lang. Den Anfang mache ich bei der SV Gifhorn, wo ich das erste Mal beim Taijiquan schnuppere. Ein perfekter Start wie ich finde: Selbstverteidigung habe ich noch nie ausprobiert und eine Stunde wird doch auch hoffentlich nicht zu anstrengend werden.

Von Taiji hatte ich schon gehört. Ein chinesischer Sport, den man wohl eher als Kampfkunst denn als Kampfsport bezeichnen sollte. Die Ausführungen der Übungen erinnern ein bisschen an Meditation. Was der Unterschied zu Taijiquan ist, konnte mir auch eine kurze Google-Suche nicht direkt beantworten. Rätselhaft. Ich muss mich also mental auf alles Mögliche vorbereiten.
Bei der SV Gifhorn werden zwei verschiedene Stile des Taijiquan angeboten, lese ich nach. Der Chenstil und der Yangstil. Der Unterschied liegt wohl in den Übungen, vermute ich. Ich entscheide mich für den Chenstil und melde mich für Montagabend, 17.30 Uhr, auf der Eyßelheide. Eine Viertelstunde vor Beginn stehe ich an der Sporthalle, schließlich möchte ich bei meinem ersten Training nicht zu spät kommen und direkt einen schlechten Eindruck hinterlassen.

Die Gruppe, die mich begrüßt, ist klein. Neben mir und Trainer Michael Barth sind noch zwei Frauen beim Training, Natascha und Cornelia. Es sind wohl sonst um die fünf Leute dabei, doch wegen der Ferien seien einige gerade verreist, wird mir gesagt.

Immer noch unsicher, was genau mich erwartet, trete ich zum Aufwärmen an. Noch größer wird bei mir die Begriffsunklarheit, als Michael mich fragt, ob ich denn schon mal Qigong gemacht hätte. Was hat das denn jetzt mit Taiji oder Taijiquan zu tun?

Qigong und Taiji sind beides Begriffe aus der traditionellen chinesischen Medizin. Diese bietet neben Heilkräutern oder Akupunktur unter anderem auch Übungen und Bewegungen zur Gesundheitsförderung. Qigong ist ein Überbegriff – wie bei uns das Wort Gymnastik. Dabei arbeitet man mit der körpereigenen Energie, wie Michael es beschreibt. Na, ob das bei mir wohl gut geht? So richtig energetisch fühle ich mich nicht.

Taijiquan verbindet die Bewegungskunst mit Elementen der Selbstverteidigung. Je nach Training kann man den Fokus dabei mehr auf das eine oder das andere legen. Im Kurs von Michael Barth stehen die bewusste Bewegung, die Entspannung und Kräftigung ganz klar im Fokus.

Buddhas Wächter stampft mit dem Stößel – so heißt das erste Bild der 9er-Form, die Michael mit seiner Gruppe gerade übt. Ein Bild ist eine Abfolge an Bewegungen, wie eine Choreografie beim Gruppentanz. Die Bilder bilden hintereinander dann wiederum Formen. Wie lang diese Formen sind, ist ganz unterschiedlich. Cornelia erzählt von einer 75er-Form. Eineinhalb Jahre hat sie gebraucht, um die richtig zu beherrschen.

Zum Glück bekomme ich noch mal eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Buddhas Wächter. Beim Ausprobieren wird schnell klar, warum das Lernen einer Form so lange dauert: Zuerst muss man sich den genauen Ablauf merken. Wann drehe ich welche Hand wohin? Und auf welchem Fuß soll das Gewicht liegen? Danach geht es dann an die Genauigkeit der Ausführung. Wie weit muss ich mich drehen, wie hoch meine Arme heben? Dafür lässt Michael die Gruppe manchmal in einer Position verharren und geht herum, um die Haltung zu korrigieren.
Weiter als dem groben Ablauf folgen zu können, komme ich nicht. Doch das ist beim ersten Mal nicht nur nicht schlimm, sondern völlig normal. „Eineinhalb Jahre“, denke ich an die Worte Cornelias.

Wie die anderen auch die nächsten Bilder der Form ausführen, schaue ich mir vom Rand an. Dabei fällt mir der Aspekt der Selbstverteidigung noch mal viel deutlicher auf: Ich war so konzentriert auf die Abfolge der Bewegungen, die Schläge und Ausweichmanöver habe ich gar nicht als solche erkannt. Die Schläge müssten auch wahrlich in Zeitlupe kommen, damit ich sie abwehren könnte.

Jetzt verstehe ich jedenfalls auch, wie der Fokus der Übungen unterschiedlich gewählt werden kann. Buddhas Wächter stampft mit dem Stößel endet mit einem Stampfen auf dem Boden. Während ich eben immer nur langsam mein Bein abgesetzt habe, kann man hier richtig Power reingeben, bis das Stampfen wie eine Drohung klingt.

Nach eineinhalb Stunden ist das Training vorbei und ich bin zufrieden. Für das erste Mal lief es richtig gut, wie ich finde. Wirklich geschwitzt habe ich nicht, wofür mir mein gerade recht unsportlicher Körper ganz dankbar ist. Taijiquan ist eben ein Entspannungssport.

Infos

Benötigte Ausrüstung:
Bequeme Sportkleidung für den Anfang, im Training können auch traditionelle Waffen eingesetzt werden.

Besondere Regeln im Taijiquan:
Die Förderung der Gesundheit steht im Vordergrund, der Fokus liegt auf der Entspannung und Kräftigung sowie der bewussten Bewegung.

Entstehende Kosten:
Lediglich der Vereinsbeitritt muss gezahlt werden, bei der SV Gifhorn sind das etwa 14,50 Euro pro Monat.

Kontakt bei Interesse:
Über die Geschäftsstelle der SV Gifhorn, Tel. 05371-58586, oder Trainer Michael Barth per Mail an taiji@sv-gifhorn.de oder unter Tel. 0170-7354710 lassen sich alle Infos einholen.

Chenstil mit Michael Barth:
Mo. 17.30 bis 19 Uhr
Gernot-Prilop-Halle
Am Sportplatz Eyßelheide 1, Gifhorn
taiji@sv-gifhorn.de

Yangstil mit Qiuping Lin:
Fr. 19 bis 20 Uhr, 19.45 bis
20.45 Uhr & 20.45 bis 22 Uhr
Sportstätte Bleiche
Knickwall 6a, Gifhorn
taiji@sv-gifhorn.de


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