Stolpersteine
Nie wieder ist immer genau jetzt – Gedanken zur aktuellen Verlegung neuer Stolpersteine in Gifhorn und Kästorf
Bastian Till Nowak Veröffentlicht am 21.02.2025
„Das Nie-Wieder ist leicht gesagt. Es verpflichtet uns, wachsam zu bleiben in einer Zeit, in der Menschen wieder angegriffen werden“, meint KURT-Herausgeber Bastian Till Nowak.
Foto: Mel Rangel
Es gibt Momente, die bleiben haften. Momente, in denen sich Geschichte mit der Gegenwart verbindet und uns bewusst wird, dass Erinnern nicht nur Vergangenheitsbewältigung ist, sondern eine immerwährende Aufgabe. Das Verlegen sieben neuer Stolpersteine in Gifhorn und Kästorf war ein solcher Moment.
Wer durch unsere Stadt geht, kann sie kaum übersehen: kleine, quadratische Messingplatten im Pflaster. Sie tragen Namen von Menschen, die hier lebten, arbeiteten, liebten, zweifelten – und die verschleppt, gequält, ermordet oder in den Tod getrieben wurden. Diese Steine sind nicht bloß Mahnmale, sie sind Widerstand gegen das Vergessen.
Die Stolpersteine erinnern an Menschen, die verfolgt wurden – wegen ihrer Herkunft, ihrer Überzeugung oder weil sie sich widersetzten. Und genau da liegt ihre Relevanz heute. Die Mechanismen der Ausgrenzung sind allgegenwärtig – in Form von Hasskommentaren, Hetze und der zunehmenden Akzeptanz von Feindbildern, die in „wir“ und „sie“ spalten.
Max Alfred Dunkel verweigerte den Hitlergruß. Er wurde in sogenannte „Schutzhaft“ genommen, ins KZ verschleppt, an die Front geschickt. Sein Enkel war dabei, als die Stolpersteine jetzt im Gifhorner Schlosshof, einer von vielen Orten des Verbrechens, verlegt wurden – und er sagte, er sei stolz auf ihn. Weil er standhaft blieb.
„Nie wieder“, ist allzu leicht gesagt. Es verpflichtet uns, wachsam zu bleiben in einer Zeit, in der Menschen wieder angegriffen werden. Es bedeutet, sich gegen Hass zu stellen – nicht erst, wenn es zu spät ist, sondern wenn aus Worten schleichend Gewalt wird.
Eine große Reportage von Mia Anna Elisabeth Timmer zur Verlegung der neuen Stolpersteine in Gifhorn und Kästorf lest Ihr jetzt im neuen KURT.