Fußball

Zoff beim SSV Kästorf: Nach schwachem Saisonstart wird Trainer Scheil von eigenem Spieler beleidigt

Tim Borgfeld Veröffentlicht am 12.09.2024
Zoff beim SSV Kästorf: Nach schwachem Saisonstart wird Trainer Scheil von eigenem Spieler beleidigt

Heinz-Günter Scheil, Trainer des SSV Kästorf, war mit dem Verhalten des Routiniers Christian Palella bei dessen Auswechselung absolut nicht einverstanden.

Foto: Sebastian Priebe

So etwas sieht man nicht alle Tage, und schon mal gar nicht in der Fußball-Landesliga: Nach einem Streit mit seinem Spieler Christian Palella, der sich kurz vor Schluss über seine Auswechslung echauffiert hatte, suchte Heinz-Günter „Scheilo“ Scheil das Weite und verfolgte das Spielende nicht mehr. Der Trainer des SSV Kästorf brauchte Zeit für sich – die Nerven lagen offensichtlich blank. Dass die Rot-Weißen die Partie gegen Aufsteiger VfB Fallersleben verdient mit 2:3 verloren, wurde dabei schon fast zu einer Randnotiz.

Der Reihe nach: Nach einer starken vergangenen Saison, die die Kästorfer als Tabellensechster beendet hatten, verlief der Start in die neue Spielzeit nicht nach Wunsch für die Scheil-Elf. Die ersten Anzeichen von Trouble in Paradise.

Nach drei Spielen standen bloß zwei Punkte auf dem Konto, was mit einem Blick auf die starken Gegner FC Germania Bleckenstedt (2:2), Freie Turner Braunschweig (2:2) und MTV Wolfenbüttel (1:5) sachlich eingeordnet werden durfte. Zumal dem Team aus dem Gifhorner Norden dann beim Bovender SV mit einem 3:0 der erste Saisonsieg gelang. Dem SSV gelang es gegen Fallersleben allerdings nicht, einen echten Aufwärtstrend zu entwickeln. Stattdessen führte der VfB Fallersleben wenige Minuten vor Schluss verdient mit 3:1.

Diskussionen im Team sind nicht unüblich

Es sah alles danach aus, als sollten die im Vorjahr so starken Kästorfer nach fünf Spielen bei nur fünf Punkten und somit knapp über den Abstiegsrängen stehen. Ist das zu früh, um davon zu sprechen, dass die Nerven blank liegen? Schließlich waren drei der vier vorherigen Ergebnisse zumindest achtbar aus Sicht des SSV gewesen. Die eine oder andere Diskussion zwischen Mitspielern gab es die gesamte Partie über – was allerdings nicht unüblich ist.

Christian Palella (links) geriet mit seinem Coach aneinander. Ob er weiterhin für den SSV Kästorf aufläuft, ist fraglich.

Foto: Sebastian Priebe

So oder so: Es brauchte einen umstrittenen Foulelfmeter für die Gastgeber, um in Spielminute 85 noch einmal für Spannung zu sorgen. Torjäger Leander Petry waltete seines Amtes und sorgte mit dem Treffer zum 2:3 noch mal so richtig für Spannung. Doch dann nahmen die Geschehnisse, die im Fußballkreis für Aufruhr sorgen würden, erst ihren Lauf: Trainer Scheil wollte alles riskieren und taktisch auswechseln. Es erwischte Innenverteidiger Christian Palella. Der war damit überhaupt nicht einverstanden und wollte – wohl als Stürmer – mithelfen, doch noch den Ausgleich zu schaffen.

Scheil sauer: „So etwas hatte ich noch nie erlebt“

Heinz-Günter Scheil und der sichtlich erboste Palella gerieten bei dessen Auswechslung aneinander, Sekunden später hatten beide die Bank verlassen. Scheilo stapfte hinter dem eigenen Tor lang in Richtung Kabinentrakt, Palella bog in die andere Richtung ab – vielleicht hat dieses Bild Symbolcharakter. „Ich war vom Wortlaut des Spielers enttäuscht. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Egal, in welcher Klasse, egal, in welcher Konstellation. Das geht nicht, das ist auch für die Außendarstellung des Vereins nicht gut“, machte der Trainer deutlich.

Scheil selbst, der anschließend zwischen B- und C-Platz tigerte, räumte aber auch einen Fehler ein. „Ich darf die Mannschaft da nichtsdestotrotz so nicht im Stich lassen, dafür werde ich mich bei ihr auch entschuldigen. Ich sollte stark genug sein, die Mannschaft in der Situation trotzdem weiter zu führen“, erkannte Scheil.

„Das ist eine richtig gute Reaktion“, lobte Sportvorstand Chris Borgsdorf den Kästorfer Coach für dessen Einsicht. Borgsdorf übte zudem Kritik am Verhalten Palellas. „Er hat seine Stärken – die Emotionalität und die Präsenz – in diesem Moment leider nicht für, sondern gegen uns eingesetzt. Das ist sehr ärgerlich und ein Thema, das wir intern klären werden.“

Scheil bleibt in jedem Fall – Doch was ist mit Palella?

Wer glaubte, dass es für Heinz-Günter Scheil das letzte Spiel als Kästorfer Trainer gewesen sein könnte, wurde keine 24 Stunden nach dem Spiel eines Besseren belehrt. Die Rot-Weißen verkündeten auf Instagram, dass das bestehende Trainerteam in jedem Fall weiter für die Mannschaft verantwortlich sein werde.

Dort wird übrigens auch der Saisonstart thematisiert, im Wortlaut heißt es: „Auch wenn wir nach fünf Spielen nicht da stehen, wo wir wollten, ist das kein Weltuntergang. Wir halten zusammen und werden sportlich wieder überzeugen.“

Ob Wüterich Christian Palella künftig auch ein Teil dieser Mannschaft sein wird, ist dagegen fraglich.


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