Literatur

Von Heino lernen und den Heavy Metal retten - Im April erscheint das neue Buch von Satire-Autor Till Burgwächter

Matthias Bosenick Veröffentlicht am 10.04.2021
Von Heino lernen und den Heavy Metal retten - Im April erscheint das neue Buch von Satire-Autor Till Burgwächter

Till Burgwächter ist freier Journalist und Autor in Braunschweig. Seine Karriere begann er als Musiker in Gifhorn, bevor er Literat wurde.

Foto: Sarah Quast

Der Mann ist die Personifizierung der Musikrichtung, die er am liebsten hört: Till Burgwächter ist ein Hüne mit lockiger Mähne und einer dunklen, voluminösen Stimme – der lebende Heavy Metal. Im April erscheint das neueste Buch des 1975 als Marc Halupczok geborenen Ex-Gifhorners, das sich um die laute Stromgitarrenmusik dreht: „Dio Digitale – Die Zukunft des Heavy Metal“ heißt es und beinhaltet brandneue Glossen zum Thema, mit gewohnt ironischem Humor. Mit KURT spricht er über geklonte Ozzys, Lesungen in Wacken und seine kurze Karriere als Gitarrist bei Cryptic Voices.

Der „hellrote Faden“ des Buches basiert laut Till Burgwächter auf der Frage „Wie können wir es schaffen, diese wundervolle Musik am Leben zu halten?“ Dazu beleuchtet er den „traurigen Ist-Zustand“ und gibt Lösungsvorschläge.

Etwa, dass „ältere Rocker“ wie Alice Cooper mit Planwagen durch die Lüneburger Heide juckeln. „Er spielt seine größten Hits und es gibt Blutwurst hinterher.“ Abgeguckt bei Heino. „Der hat damit ein Millionenpublikum erreicht.“ Oder dass man neue Metal-Sportarten entwickelt, wie es im Yoga bereits geschieht – wenn Leute zu Bolt Thrower oder Slayer entspannen.

Zum traurigen Ist-Zustand zählt Till Burgwächter, dass alte Helden „biologisch bedingt“ sterben. Dagegen erdenkt er sich unterirdische Labore, in denen Ozzy Osbourne geklont wird. Außerdem betrübt den Autor, dass auch nähere Bekannte ihre einst großen Sammlungen verkaufen und nur noch streamen. Von den Erlösen könne kein Musiker leben. Mit seinem Buch möchte er „ein paar Leute zum Umdenken bewegen“.

Lesungen sind digital möglich – doch: „In eine Kamera reinzulesen, ist seltsam“, winkt Till Burgwächter ab. Eine Erfahrung dieser Art machte er. „Ganz lustig, ganz klar.“ Liest er eine CD ein, sei das zwar ähnlich, „aber in eine Kamera fühlt sich noch mal anders an“. Auf einen zweiten Versuch ließe er es dennoch ankommen.

Vielmehr freut sich Till Burgwächter auf Lesungen vor Publikum, erste Termine sind geplant. Auch mit dem Metal-Lese-Trio „Read ‘em All“, das er mit Frank Schäfer und Axel Klingenberg betreibt. Beim „Metal Hammer Paradise“ und in Wacken las er mehrmals, erzählt er. „Überhaupt Festivals, das funktioniert gut im Rahmenprogramm.“ In Gifhorn war er mehrfach zu Gast, im H1, solo und mit „Read ‘em All“. Das würde der heute in Braunschweig lebende Autor auch gern wieder machen: „Es ist nah dran, es ist meine Geburtsstadt und es kommen immer ordentlich Leute.“

Im April wird Till Burgwächters neues Buch über den Heavy Metal erscheinen.

Foto: Charles Verlag

In Gifhorn startete Till Burgwächter seine Bühnenkarriere indes nicht als Literat, sondern als Gitarrist – mit Cryptic Voices. Ab 1990 existierte die Band, als es 1995 zu Besetzungswechseln und anderen Katastrophen kam, zogen die Musiker die Reißleine. „Wir haben im Flax unser letztes Konzert gespielt“, erinnert sich Till Burgwächter. „Es war rappelvoll, es gab schöne Moshpits – es war das beste Konzert, das wir je gespielt haben.“

Die Hälfte der Gigs spielte die Band mit den Proberaumnachbarn Gastric Ulcer und deren Sänger Marco Schrieber grölte jedes Mal mit, so Till Burgwächter. Freitags nach den Proben ging es in den Moorkater. „Das war unsere Hood.“ Das Demo-Tape „The Gate“ nahm die Band in Westerbeck auf. „Das war der kurze Traum vom Rockstarsein.“

Das wiederum hat Till Burgwächter heute als Autor: „Da habe ich das Gefühl, dass ich ansatzweise weiß, was ich tue.“ Eine neue Band kam für ihn damals nicht in Frage. „Ich war nur ein beschränkt begabter Gitarrist, irgendwann ging es nicht richtig weiter.“ Da er parallel schon immer schrieb, erkannte er: „Wenn Du schreibst, bist das Du und Dein Computer – und das war‘s dann.“ Und Till Burgwächter schreibt eine Menge: über Fußball, Weihnachten, Sex, Nazis, Beamte, Friseure, Schauspielerbiografien und den Tod. Und über „Die Zukunft des Heavy Metal“ – nachzulesen ab 19. April.

Till Burgwächter:
„Dio Digitale – Die Zukunft des Heavy Metal“
Charles Verlag, 180 Seiten, 13 Euro
ISBN 978-3-948486-40-2


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