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Unser Klassenerhalt wird keine Ein-Mann-Show - Michael Spies blickt auf die dritte Saison mit Oberligist MTV Gifhorn

Jens Neumann Veröffentlicht am 15.08.2020
Unser Klassenerhalt wird  keine Ein-Mann-Show - Michael Spies blickt auf die dritte Saison mit Oberligist MTV Gifhorn

Michael Spies, Trainer des MTV Gifhorn, möchte zum dritten Mal in Folge mit seinem Oberligisten den Klassenerhalt schaffen. Doch nie war die Herausforderung so groß wie in dieser Saison.

Foto: Çağla Canıdar

50 Jahre Fußball! Michael Spies feiert sein ganz persönliches Jubiläum. In diesem halben Jahrhundert hat der 219-fache Bundesliga-Spieler, der aus Stuttgart stammt und für sieben Erstligisten jeweils mindestens einen Treffer erzielt hat, wahrlich so einiges erlebt. Doch eine Phase, wie sie König Fußball nun Corona-bedingt widerfährt, die ist selbst für den Spieser völliges Neuland. Allerdings betrachtet der 55-Jährige das runde Leder längst aus einer anderen Perspektive: Seit 2018 ist der frühere Mittelfeldakteur, der 1997 mit dem VfL Wolfsburg den Bundesliga-Aufstieg feierte, Trainer des Fußball-Oberligisten MTV Gifhorn und will die Schwarz-Gelben nun auch in der dritten gemeinsamen Spielzeit zum Klassenerhalt in der fünfthöchsten deutschen Liga führen. Redakteur Jens Neumann sprach für KURT mit Michael Spies über die besonderen Herausforderungen während der Corona-Zeit, den ungewöhnlichen Trainingsbetrieb und eine etwas andere Saisonplanung.

Herr Spies, zwischen März und Mitte Mai ging fußballerisch nichts – Corona legte den Sport komplett lahm. Wie haben Sie diese Phase erlebt?

Wir konnten monatelang nicht trainieren. Die Spieler mussten sich alle selbst fit halten – nach Plänen, die sie von uns bekommen haben. Dann durften wir wieder ins Training einsteigen, allerdings erst noch ohne Zweikämpfe und Spielsituationen.

Und haben sich Ihre Spieler auch entsprechend fit gehalten?

Wir wollen nicht klagen. Es gibt solche und solche. Einige haben weniger gemacht, andere mehr – man sieht da schon, wer wirklich viel für sich getan hat. Zum Glück haben wir keine dabei, die gar nichts gemacht haben.

Inwieweit ist die Vorbereitung in diesem Jahr eine andere als sonst für Sie und Ihr Team?

Es wäre eine normale Vorbereitung gewesen, wenn nicht das Halbfinale im NFV-Pokal in Spelle dazwischen gelegen hätte. Mit einer weiteren Ausnahme: In diesem Jahr findet eben alles etwas später als sonst statt.

Das zeigt sich auch in der Planung, oder?

Klar, die geht in diesem Jahr später über die Bühne und ist obendrein noch schwieriger als sonst. Man wusste aber auch nicht, was passiert mit der Saison, wann geht es wieder weiter. Das ist aber für alle Mannschaften gleich, da gibt es keine Vor- und Nachteile.

Redakteur Jens Neumann sprach für KURT mit Michael Spies über die besonderen Herausforderungen während der Corona-Zeit, den ungewöhnlichen Trainingsbetrieb und eine etwas andere Saisonplanung.

Foto: Çağla Canıdar

Wie schwierig war es denn, sich in Corona-Zeiten ein Bild über die Probespieler zu machen, die beim MTV vorgespielt haben?

Man konnte da erst einmal nur die Grundlagen abchecken, sie aber nicht richtig prüfen. Torschuss, Flanken, Technik – okay. Aber taktisches Verständnis oder Zweikampfverhalten sieht man so eben nicht. Von daher war es nicht ganz so einfach wie sonst.

Im Normalfall liegen vier bis fünf Wochen zwischen der letzten Trainingseinheit der vergangenen Saison und dem Trainingsstart. Für Sie und Ihr Team war es diesmal lediglich rund eine Woche. Haben Sie selbst überhaupt eine Sommerpause gehabt?

Wir haben viel vor- und nachgearbeitet, Gespräche mit Spielern, Vereinen und Beratern geführt. Und dann ging es ja gleich schon wieder mit dem Training los.

Sind Sie denn mit den Personalplanungen für die Saison nun wenigstens schon durch?

Nein, das wird noch bis zum Transferschluss am 31. August laufen. Wir brauchen noch zwei, drei Spieler, um einfach durchschlagskräftiger zu sein. Wir arbeiten daran.

Es gibt also noch genug zu tun...

Für uns ist es eine intensive Zeit, bei uns hat jeder enorm viel zu tun. Serkan Güngör investiert als Abteilungsleiter wahnsinnig viel Zeit. Man darf lieber nicht nachrechnen, was man hier an Stunden für den Fußball einbringt. Aber wir sind ja auch alle fußballverrückt.

Sie sprechen bewusst von „wir“. Funktioniert es auch außerhalb des Platzes nur im Team?

Bei uns gibt es keine Ein-Mann-Show im Umfeld. Es ist ein Zusammenspiel von zahlreichen Leuten, die für diesen Verein unterwegs sind. Alle, die uns im Umfeld helfen, sind für uns wichtig.

Drei 19-Jährige, ein 21-Jähriger, ein 27-Jähriger – die Neuzugänge sind jung und zumeist unbeschriebene Blätter. Wie beschreiben Sie Ihre Mannschaft?

Wir werden noch mal um einiges jünger sein als vorher. Unter dem Strich gibt es viele talentierte Spieler bei uns. Wir wissen aber, dass die Oberliga ein ganz anderes Brett ist als die Jugend. Da spielen sie auf einmal gegen gestandene Kerle. Es wird nicht einfach, sich da durchzusetzen. Das wird ein Lernprozess, den die Spieler durchlaufen müssen. Wir müssen Geduld mitbringen.


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