Politik
Offizielle Amtseinführung: Philipp Raulfs hat heute seinen ersten Tag als Gifhorns neuer Landrat
Bastian Till Nowak Veröffentlicht am 24.11.2025
Philipp Raulfs wurde am Montag offiziell ins Amt des Gifhorner Landrates eingeführt.
Foto: Bastian Till Nowak
In den vergangenen Wochen wirkte er zwar als designierter Landrat hinter den Kulissen schon eifrig mit, am heutigen Montag wurde es mit der Amtseinführung aber offiziell gemacht: Philipp Raulfs steht ab sofort der Gifhorner Kreisverwaltung als neuer Landrat vor. Die Direktwahl am 26. Oktober hatte der SPD-Politiker mit 53,6 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang für sich entschieden – Telse Dirksmeyer-Vielhauer (CDU) kam auf 25,4 Prozent, Stefan Marzischewski-Drewes (AfD) auf 18,99 Prozent und Marion Mäding (BSW) auf 2,01 Prozent. Die Amtszeit von Philipp Raulfs beträgt 8 Jahre. Nötig wurde die vorzeitige Neuwahl aufgrund des plötzlichen Todes von Landrat Tobias Heilmann am 28. Mai.
Der erste Tag begann für Landrat Philipp Raulfs gleich mit einem vollen Terminkalender: Um 12 Uhr standen Pressekonferenz und Fototermin an, um 17 Uhr folgt die feierliche Amtseinführung im größeren Rahmen mit dem Team der Kreisverwaltung, den hauptamtlichen Bürgermeistern der Mitgliedskommunen im Landkreis, Wegbegleitern und Raulfs’ Familie.
Zu seinem Amtsantritt würdigte der neue Landrat den Zusammenhalt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung und insbesondere die Arbeit des Ersten Kreisrats Dominik Meyer zu Schlochtern sowie der Vorstandsmitglieder Ute Spieler und Rolf Amelsberg: „Hinter uns liegt ein herausforderndes halbes Jahr. Der plötzliche Verlust meines Freundes und Landrats Tobias Heilmann hat uns alle tief berührt. Umso mehr beeindruckt mich, wie stark das Team der Kreisverwaltung zusammengehalten und weitergearbeitet hat.“
Für seine ersten 100 Tage hat Philipp Raulfs sich vorgenommen: „Erst mal Ankommen, Zuhören, Verstehen.“
Zwar kenne er viele Themen und weiß „um die eine oder andere Sensibilität“, wie er selbst sagt, „doch als Landrat zu wirken ist noch mal ein völlig anderes Pflaster“. Mit Ablauf der 100 Tage – „nicht auf den Tag genau, aber Ende April“ – solle es deshalb auch eine Dienstversammlung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisverwaltung geben, um zurückzuschauen – und um auf die Strukturen zu blicken und zu überlegen, was es daran eventuell zu verändern gäbe.
Der jüngste Landrat Niedersachsens und jüngste männliche Landrat Deutschlands hat seine Schwerpunkte für die ersten 100 Tage und darüber hinaus in der Pressekonferenz nochmals betont: So sei für ihn ein leistungsfähiger Wirtschaftsstandort zentrale Voraussetzung für Lebensqualität, Arbeitsplätze und Zukunftsperspektiven im Landkreis Gifhorn. Dabei gehe es darum gute Rahmenbedingungen zu schaffen – also Verwaltungsprozesse zu vereinfachen, Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und Unternehmen bei Investitionen verlässlich zu begleiten –, Fachkräfte zu sichern und zu fördern sowie Innovation und Nachhaltigkeit zu stärken.
So sollen neue Technologien gefördert, Start-ups unterstützt und bestehende Unternehmen bei Modernisierungsvorhaben begleitet werden. Zentraler Partner sei dabei die neu gegründete Wirtschaftsförderungsgesellschaft Landkreis Gifhorn Innovation & Service GmbH unter der Leitung von Andreas Wiegand.
Zu den wichtigsten Zukunftsthemen im Landkreis Gifhorn zählt für Philipp Raulfs auch Bildung: „Mir ist es wichtig, dass unsere Schulen Orte sind, an denen Kinder gerne lernen und sich entwickeln können. Wir investieren damit nicht nur in Gebäude, sondern in die Zukunft unseres gesamten Landkreises.“
Anspruch des Landkreises Gifhorn müsse sein, dass jedes Kind, dass im Landkreis Gifhorn lebt, auch die Chance bekommt, im Landkreis Gifhorn zur Schule zu gehen, so Raulfs. Moderne und gut ausgestattete Schulgebäude zählen für ihn genauso dazu wie die Unterstützung für Lehrkräfte und Schulleitungen.
Und: „Sie werden einen Landrat erleben, der auch mit jungen Menschen auf Augenhöhe diskutiert“, versprach Philipp Raulfs mit Blick auf Schülerinnen und Schüler.
Wichtig sind dem neuen Landrat auch ein funktionierender Staat mit funktionierender Verwaltung: „Diese Verwaltung wird den Menschen im Landkreis Gifhorn jeden Tag aufs Neue beweisen, dass wir diese Verwaltung brauchen“ – indem Herausforderungen und Probleme kontinuierlich abgearbeitet würden. Denn: „Nur wenn der Staat beweisen kann, dass er die Dinge gebacken bekommt, können wir auch weiterhin darauf zählen, dass die Menschen dem Staat vertrauen.“
Ein Landrat müsser auch eine Haltung habenm betonte Philipp Raulfs. „Damit meine ich nicht das Parteibuch auf der Stirn, aber eine Meinung – und dass demokratische Strukturen verteidigt werden.“
Entsprechend verurteilte der neue Landrat auch umgehend den Angriff auf das Queere Zentrum an der Gifhorner Torstraße vom vergangenen Wochenende aufs Schärfste: „Das ist völlig inakzeptabel. Ein Ort, der für Vielfalt und Toleranz steht, wurde angegriffen.“ Bislang unbekannte Täter brachten ein Hakenkreuz aus Klebeband und hasserfüllte Botschaften am Schaufensters des Queeren Netzwerks Gifhorn an. „Deshalb haben wir heute vor dem Schloss auch statt der Europafahne die Regenbogenfahne gehisst“, bezieht Phlipp Raulfs Stellung.
Und auch der Zivil- und Katastrophenschutz hat für den neuen Landrat höchste Priorität: Angesichts zunehmender Extremwetterereignisse und globaler Krisen sollen die Fähigkeiten der Einsatzkräfte sowie die Krisenstrukturen des Landkreises weiter gestärkt werden. Dazu zähle, Feuerwehren, Hilfsorganisationen und den Katastrophenschutz technisch und organisatorisch bestmöglich zu unterstützen – unter anderem durch moderne Ausstattung, digitale EInsatzmittel und verlässliche Ausbildungsstrukturen –, aber auch die Abläufe klar zu definieren sowie Bürgerinnen und Bürger einzubinden und zu informieren. „Unser Landkreis soll im Ernstfall handlungsfähig bleiben – schnell, koodiniert und professionell“, so Philipp Raulfs.
„Ich bin mir sicher, dass die Arbeit reicht für die ersten 100 Tage und es nicht langweilig wird“, scherzte der neue Landrat. „Ich freu mich riesig auf diesen Job – hier vor Ort in meiner Heimat im Landkreis Gifhorn wirken und arbeiten zu können.“