200 Jahre USK Gifhorn

Gifhorner Sylt-Fans lernen ihre Insel ganz neu kennen: Der 1. Zug USK pflegt eine langanhaltende Freundschaft nach Westerland

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 30.04.2023
Gifhorner Sylt-Fans lernen ihre Insel ganz neu kennen: Der 1. Zug USK pflegt eine langanhaltende Freundschaft nach Westerland

Nicht nur der Sylter Schützenumzug ist Grund für die Reise der Gifhorner. Oliver Koch löste auch einen Gutschein für einen Fallschirmsprung ein.

Foto: Privat

Sylt ist ein Sehnsuchtsort der Deutschen. Lange, weiße Strände. Hohe Dünen und hellblauer Himmel. Bei Fisch-Gosch in List ein Jever aus der Flasche trinken. Sonnenbrille auf, Füße im Sand, eine Portion Scampi mit Knoblauchsauce. Dabei ist die nordfriesische Insel nicht nur ein beliebtes Urlaubsziel, sondern auch eine Kulturaustauschstätte. Denn bereits seit 2007 besteht eine besondere Freundschaft der Schützen des 1. Zuges USK mit Sylter Kameraden. Für das 200. USK-Jubiläum hofft deswegen Oliver Koch, seit Kurzem Vorsitzender des Kreisschützenverbands Gifhorn und seit Längerem Kompanieführer der 1. Kompanie im USK, auf den Besuch der Sylter Abordnung beim diesjährigen Gifhorner Schützenfest.

Oliver Koch ist ein Sylt-Fan. Und ein Brückenbauer. Es ist vor allem sein Verdienst, dass nach 16 Jahren der Kontakt nach Sylt nicht abgerissen ist. Und er ist es auch gewesen, der damals die ersten Annäherungsversuche in die Wege geleitet hat.

Nach zwei Kurzreisen zum Münchner Oktoberfest Mitte der 2000er wünschen sich die Schießsportleiter einen frischen Zielort. Sorgfältig studiert Schießoffizier Oliver Koch den Veranstaltungskalender Sylts – und siehe da: Tatsächlich findet in List ein Schützenfest statt. Wäre das nicht was? Seine Schützenbrüder stimmen begeistert zu. Schnell baut Oliver Koch Kontakt zu Reinhard Melzer auf, dem 1. Vorsitzenden der Lister Schützen. Das Ding steht. Schießsportleiter und Reisebüroinhaber Klaus Reinecke klärt Zugreise und Hotel-Übernachtung. Das erste Mal trifft eine Gifhorner Abordnung bestehend aus Corny und Gerd Kullmann, Wolf-Rüdiger Eggert, Horst Bahl, Klaus Reinecke und Oliver Koch auf Deutschlands nördlichstem Schützenfest ein.

Ein Jahr später revanchiert sich eine Lister Abordnung und tritt als Gast auf dem Gifhorner Schützenfest in Erscheinung. Dabei gelingt den Gifhorner Schützen eine kluge Finte: Während einer Marschpause stellt USK-Major Siegfried Richter die Fahne der Lister Schützen sicher, nachdem sie schlapp und unbeaufsichtigt am Ratsweinkeller stand. In einer intensiven Verhandlungsrunde zur Rückgabe kann das Gifhorner USK einen Auftritt des eigenen Spielmannszuges auf dem Lister Schützenfest 2009 vereinbaren. Der nächste Meilenstein ist erreicht.

Bester Sonnenschein beim hohen Besuch aus dem Süden Niedersachsens: Auch 2019 besuchte eine Gifhorner USK-Abordnung den befreundeten Schützenverein Westerland auf der Insel Sylt.

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Doch die Lister Schützen sind nicht die einzigen, zu denen Bande geknüpft werden. Die USK-Schützen freunden sich auch mit Kameraden aus den Schützenvereinen von Wenningstedt-Braderup und Westerland an.

Einschneidend ist eine Tragödie aus dem Jahr 2011: Bei einer Verpuffung im Lister Schützenheim stirbt der Vorsitzende Reinhard Melzer, der seinerseits kameradschaftlich das gute Verhältnis nach Gifhorn förderte. Einer der ersten Anrufe landet beim Sylt-Tourplaner Oliver Koch. Da es zudem eine Kündigung des Pachtvertrages gibt, stehen die Lister Schützen am Scheideweg – und entscheiden sich dafür, von allen Unternehmungen zurückzutreten.

„Diese Kontakte sind abgerissen“, erinnert sich Oliver Koch. „Andere haben wir dafür geknüpft.“ Zusammen mit den Schützenschwestern und Schützenbrüdern des Westerländer Schützenvereins organisiert das USK ein Vergleichsschießen für August desselben Jahres auf dem Schießstand in Westerland. „Und so hat sich dieser Kontakt dann intensiviert. Viele Vereine haben weit gestreute Freundschaften, doch hat man sich erst einmal ausgetauscht, wird man immer schnell in den Kreis vor Ort aufgenommen“, lobt Oliver Koch die Gemeinschaft des Schützenwesens.

Wie ein Cowboy zielt der Schützenbruder locker-cool mit einer Hand am Luftgewehr beim Besuch der Gifhorner beim Schützenfest auf Sylt.

Foto: Privat

Fortan wird der Besuch der Gifhorner Schützen auf dem Schützenfest in Westerland zu einem festen Termin im USK-Kalender. Die Schützenbrüder werden mit offenen Armen empfangen, kommen aber ihrerseits natürlich nicht mit leeren Händen: Gastgeschenke wie die Jubiläumsabfüllung der Spirituose Gifhorner Kanonier sind Ehrensache.

Immer wieder neue Schützen sind bei den Abordnungen dabei. 2014 gastiert mit Dieter Koch zum ersten Mal ein Gifhorner Schützenkönig auf dem Schützenfest in Westerland, 2018 folgt mit Ulrich Gasa erstmalig ein amtierender USK-Major. 2022, nach zwei Jahren Pandemie, in der sich nur ganz kleine Reisegruppen auf die nordfriesische Insel aufmachen, reist die USK-Delegation sogar mit Kameraden aus der Schützengesellschaft Winkel und dem Schützenverein Meine im Schlepptau. Klassische Wachstumstendenzen. Auch – und das betont Oliver Koch, der beim Sylt-Besuch 2017 sogar einen Gutschein für einen Tandem-Fallschirmsprung einlöste – seien „vereinsintern im USK ganz neue Freundschaften durch die Sylt-Reisen entstanden. Sowas ist naürlich auch schön.“

Die Gifhorner Schützen fahren jedoch nicht nur wegen der Insel Sylt, ihren paradiesischen Stränden und der salzigen Seeluft in den Norden. Oliver Koch erklärt: „Das Schützenfest in Gifhorn ist straff organisiert, vor allem, wenn man in Funktion ist und Stationen abarbeiten muss. Auf Sylt sind wir die Gäste, da lässt man sich anders treiben.“ Einmal probierte man sogar, mit Säbel zu marschieren, doch da fehlten einfach die Kommandos. Das im Übrigen fiel gar nicht so schwer ins Gewicht, denn, so Oliver Koch lachend: „Die Schützen hielten ihrem eigenen Hauptmann die Schilder, weil er immer links und rechts verwechselte.“

Es sind immer wieder andere Schützen, die den Weg aus Gifhorn nach Sylt antreten. Doch im Zentrum des Besuchs steht freilich die Pflege der Vereinsfreundschaft.

Foto: Privat

Auch würden beim Sylter Schützenumzug immer wieder Pausen eingelegt, die Wirte kommen dann mit Kaffee und Kuchen und einem Bierchen, jeder Verein sagt inbrünstig seinen Spruch auf, man kommt ins Gespräch – auf dem Westerländer Schützenfest zähle mehr die Geselligkeit als das Protokoll, meint Oliver Koch.

Hoffnungsvoll blickt er, inzwischen ja auch Vorsitzender des Kreisschützenverbands Gifhorn, auf das Gifhorner Schützenfest 2023. Zum 200-jährigen USK-Bestehen, was ja auch das 200-jährige Bestehen des 1. Zuges bedeutet, würde er sich wenig lieber wünschen als den ersten Besuch einer Sylter Abordnung in Gifhorn seit 2008 – „bestenfalls sogar die Salutschützen“, unterstreicht er.

Eine Einladung zum Kommers sei jedenfalls ausgesprochen, auf eine positive Rückmeldung wird noch gewartet.

Dieser Beitrag entstammt der Sonderveröffentlichung „200 Jahre USK Gifhorn“ – einem Gemeinschaftsprodukt von Aller-Zeitung und KURT. Das 64-seitige Magazin ist überall dort kostenfrei erhältlich, wo es auch KURT gibt.


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