Letzte Ruhe

Frieden finden im Gifhorner RuheWald: Andreas Günter lädt Interessierte zu Rundgängen ein und erläutert das Konzept

Marieke Eichner Veröffentlicht am 04.03.2021
Frieden finden im Gifhorner RuheWald: Andreas Günter lädt Interessierte zu Rundgängen ein und erläutert das Konzept

Bei Waldführungen stellt Andreas Günter den RuheWald Gifhorn und das Konzept der Waldbestattung vor – normalerweise in Gruppen, doch zurzeit gibt es exklusive Rundgänge für einzelne Haushalte.

Foto: Çağla Canıdar

Ein leichter Wind weht durch das Geäst, das Laub rauscht, ein tiefer Atemzug und die Lungen füllen sich mit frischer Luft – von Alltagshektik keine Spur. Im RuheWald im Gifhorner Ortsteil Kästorf kommt man – wortwörtlich – zur Ruhe. Aus Gifhorn kommend circa 200 Meter hinter dem Ortsausgangsschild links in den Wald hinein liegt dieser Friedhof der besonderen Art am Rande des Diakonie-Geländes und abseits asphaltierter Straßen. „Der Wald gibt den Menschen sowieso einen Ort der Ruhe“, erläutert RuheWald-Betreiber Andreas Günter. „Und für Hinterbliebene ist der RuheWald auch ein wertvoller Ort der Trauerbewältigung.“

Es war 2017, als der damals für Gifhorn völlig neue RuheWald mit einem ökomenischen Gottesdienst auf dem Andachtsplatz eröffnet wurde. Seitdem wurden mehr als hundert Urnen in dem Wäldchen beigesetzt. „Es wird sehr angenommen“, weiß der Bestattermeister und Betreiber des RuheWalds Andreas Günter zu berichten. Pflegeleichte Grabstellen seien ohnehin Trend in der jüngeren Bestattungskultur. „Und die Vorbereitungen für eine Erweiterung des RuheWalds laufen bereits.“

Jeder Baum des Gifhorner RuheWalds hat eine fortlaufende Nummer. Im Abstand von zwei bis zweieinhalb Metern vom Stamm entfernt werden die Urnen bei der Beisetzung in die Erde gelassen. „Die erste Grabstelle unter einem Baum befindet sich in nördlicher Richtung“, erklärt Andreas Günter. „Dann wird im Uhrzeigersinn weitergezählt. So können pro Baum 12 Urnen beigesetzt werden.“

Die Beisetzung einer Urne im RuheWald kostet in etwa genauso viel wie eine konventionelle Bestattung.

Foto: Çağla Canıdar

Dabei sollen der Charakter und die Beschaffenheit des Waldes erhalten bleiben. Deshalb werden die Grabstellen im RuheWald auch nicht bepflanzt, das Ablegen von Blumen ist ebenso nicht gestattet. „Das geschieht auch zum Schutz der Tiere“, erklärt der Betreiber. Die sollen keine waldfremden, womöglich für sie schädliche Pflanzen fressen oder kleine angebrachte Dekorationsartikel verschlucken.

„Wer hingegen eine bepflanzte Grabstelle wünscht oder Blumen ablegen möchte, der wählt lieber den angrenzenden parkähnlichen Waldfriedhof“, so Andreas Günter. „Dort gibt es Grabstellen unter Bäumen, genau wie im RuheWald. Die können gestaltet, also bepflanzt oder geschmückt werden.“

Die Beisetzung im RuheWald geschieht stets in einer Urne – individuell nach den Wünschen der Verstorbenen oder der Hinterbliebenen. „Es kann ein Trauerredner, eine Trauerrednerin sprechen oder eine Pastorin, ein Pastor – in der Kapelle oder auch auf dem Andachtsplatz im RuheWald. Dort gibt es Sitzmöglichkeiten unter freiem Himmel“, berichtet Andreas Günter. Eine Begleitung mit Musik sei auch möglich. „Manche lauschen aber auch einfach nur den Geräuschen des Waldes.“

Der Andachtsplatz im RuheWald.

Foto: Çağla Canıdar

Manchmal haben sich die Verstorbenen selbst im Vorfeld ihre Grabstelle ausgesucht. Meistens jedoch gehen Angehörige mit Andreas Günter durch den Wald, um sich dort für einen Baum zu entscheiden. Der soll oft zum Charakter des Verstorbenen passen; „ältere Menschen wählen außerdem gerne einen Baum am Rande des RuheWalds – wegen der Erreichbarkeit. Oder einen, neben dem eine Bank steht“, weiß Andreas Günther, der seit 34 Jahren in der Bestattungsbranche tätig und ein erfahrener Trauerbegleiter ist.

Eine Beisetzung im RuheWald kostet in etwa genauso viel wie eine konventionelle Bestattung. Es gibt Einzel- und Paarstellen, die auch schon im Vorfeld reserviert werden können. „Wir als Ruhe-
Wald arbeiten mit allen Bestattungsunternehmen aus der Region Gifhorn und darüber hinaus zusammen“, betont der Betreiber.

Andreas Günter führt Interessierte gerne durch den RuheWald. Normalerweise geschieht dies in Gruppen, regelmäßig alle vier Wochen – „doch das geht ja leider zurzeit nicht“, bedauert der RuheWald-Betreiber. Aber für einzelne Haushalte bietet Andreas Günter weiterhin diesen Rundgang an. „Wir treffen uns am Andachtsplatz und ich erkläre das Konzept des RuheWalds und wie die Bestattungen ablaufen“, stellt er das Programm vor. „Darüber hinaus wird dann dabei eine Szenerie einer Beispiel-Beisetzung aufgebaut.“

Interessierte können mit Andreas Günter „sehr gerne und jederzeit“ Kontakt per E-Mail oder Anruf aufnehmen.


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