Kopfüber

Ein kaltes Kribbeln im Arm: Unser Kolumnist Malte Schönfeld hat in seinem Urlaub Blutplasma gespendet

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 27.10.2024
Ein kaltes Kribbeln im Arm: Unser Kolumnist Malte Schönfeld hat in seinem Urlaub Blutplasma gespendet

In seinem Urlaub ist KURT-Redaktionsleiter Malte Schönfeld – so wie dieses KI-Bild es dargestellt hat – ein wenig sofafaul geworden. Trotzdem konnte er sich für eine Blutplasmaspende aufraffen.

Foto: KURT Media via Dall-E

Ich liege zu Hause auf dem weißen Bouclé-Sofa, Füße hoch. Die rechte Hand an der Fernbedienung schaltet in eine Wrestling-Show – ein beschnauzter Cowboy stößt einem Grillz tragenden Mob-Boss eine Spritze in den Mund. What a hard knock life. Die linke Hand grabscht in die Keksdose. Auf meinem Bauch, das Handy angelehnt an ein Kissen in Leo-Print, der Second Screen. Ein Enthüllungsvideo auf YouTube über P. Diddy. Geisteskranke Doppelbeschallung. Ich trinke eine Cola mit Zitronengeschmack. Verwahrlosung am Mittag. Ich habe Urlaub.

Irgendwann das schlechte Gewissen. Nur absumpfen, ist das erlaubt? Die Strichliste mit Aufgaben ist lang und zeichnet sich bisher durch wenig Abgestrichenes aus:

Barbourjacke kaufen

Rahmen für Poster kaufen

Schrank abschleifen

Schrank streichen

Presseausweis beantragen

Kabel-Wandler

Papierscheiß erledigen

Pflanzen umtopfen

Echt kein Plan, was mit „Kabel-Wandler“ gemeint ist – habe ich das notiert? Kann mich nicht erinnern. Ein fällt mir aber etwas anderes: Blutplasmaspende. Wollte ich ja auch angehen. Ich pausiere P. Diddy, wie er seine Ex-Frau durch den Hotelflur prügelt, und gehe in die Blutspende-App. Morgen ist sogar noch ein Termin frei. Eingecheckt.

Die Blutplasmaspende gilt als moderne und schonende Form der Blutspende. Hierbei spendet man bloß den flüssigen Teil des Blutes – der Rest wird einem dann wieder reingepumpt. Im Plasma befinden sich Plasmaproteine, aus denen Arzneimittel hergestellt werden. Das wichtigste Protein dafür ist das Immunglobulin. Menschen, die kein oder ein schwaches Immunsystem haben, benötigen diese Arzneimittel, die nur selten künstlich hergestellt werden können.

An der Anmeldung stehe ich aufgeregt wie so ein Doofkopp. Wieso eigentlich? Überprüfung von Körpertemperatur, Hämoglobin-Wert durch einen Pieks in den Finger und Gewicht. Ist doch alles in Ordnung. Wasser trinken – ganz wichtig. Dann wieder den leicht zu beantwortenden Fragebogen beantworten. Malaria gehabt? Jemand in der Familie die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit? Und die beste Frage: Haben Sie sich in der Zeit zwischen dem 1. Januar 1980 und 31. Dezember 1996 insgesamt länger als 6 Monate im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland aufgehalten? Nein, nein, nein.

Die Plasmaspende selbst dauert ungefähr 45 Minuten. Unangenehm ist die Kochsalzlösung, die einem zum Flüssigkeitsausgleich zugeführt wird – ein kaltes Kribbeln durchzieht meinen Arm. Nach wenigen Minuten ist die jedoch vergessen. Verband um, ein Becher Sprudelwasser, Traubenzucker und je nach Anbieter eine Aufwandsentschädigung um die 25 Euro. Fertig ist die Laube.

Zurück auf dem Sofa. Schonen. Reis, gebratener Tofu, Mango, Granatapfelkerne, Möhrenstreifen und Edamame. Mehr Sprudelwasser. YouTube an, zurück zum P.-Diddy-Video von gestern. Menschenhandel, Missbrauchsvorwürfe, organisierte Kriminalität. Was für eine große Scheiße. Ich schlafe fasziniert und mit offenen Augen ein. In meinem Traum begebe ich mich auf eine gefährliche Reise, um den sagenhaften Kabel-Wandler zu finden.


Coole Leute gesucht – wir stellen ein!

Informiere Dich über Jobs in unserem Medienhaus! Wir sind auf der Suche nach tollen Menschen, die bei uns einsteigen möchten.

Mehr erfahren