Gastro-Test
Gebrutzelt wird woanders, aber der Geschmack bleibt: Ein weiteres Jahr für die Schützenwiese im Gifhorner Brauhaus
Redaktion Veröffentlicht am 08.11.2025
Wer Liebhaber der satten, geschmackvollen Küche ist, der wird nicht um Sven‘s Schützenwiese herumkommen. KURTs Gastro-Tester Malte Schönfeld hat sich mit seinem Gulasch in die Liste der Gäste eingereiht.
Foto: Bastian Till Nowak
Normalerweise zählen die hohen Feiertage für Gastronomen zum besten Geschäft des Jahres. Da stockt man die Zutaten auf. Da hofft man, dass die Belegschaft nicht krank wird. Und da freut man sich, sobald alles gut gelaufen ist, auf den ersten Langschläfermorgen. Nicht so am vergangenen Ostern für Sven Wiese, denn in der Nacht von Samstag auf Sonntag brannte das Gifhorner Schützenheim und damit seine Schützenwiese ab. Als eingespielte Übergangslösung kocht sein Team seit einigen Monaten im Brauhaus ein paar Meter weiter. KURTs Gastro-Tester Malte Schönfeld und seine Begleitungen haben am Schützenplatz vorbeigeschaut.
Es ist doch ein wenig ungemütlich geworden, anders kann man es nicht sagen. Vor allem schnell ungemütlich. Eben noch Sommer, 30 Grad, nasser Rücken, dann Wind, Ekelniesel und Betonhimmel.
„Sehr unangenehm ist das, geradezu abscheulich“, poltert meine Begleitung, stampft auf und schüttelt wütend den Regenschirm aus, so dass die Tropfen in alle Richtungen schießen und auf dem Boden kleine Pfützen bilden. Ihre Haare kleben an der Stirn.
„Schön ist es nicht“, stimmt meine zweite Begleitung zu und stochert im Kaffee.
Wir sitzen im KURT-Büro, im schönen neuen am Steinweg wohlgemerkt, und bräuchten jetzt eine Aufmunterung. Auch weil die Maschinen bohren und dröhnen.
„Nach getaner Arbeit sollte doch ein wenig Genuss erlaubt sein, oder etwa nicht?“, frage ich und schaue auf meine aufgeschrammten Fingerchen und den schmutzigen Arbeitspullover.
„Endlich sagt‘s mal einer“, applaudiert meine Begleitung und scheucht uns umgehend aus der Tür.
Wir einigen uns auf Sven‘s Schützenwiese, schließlich sind es nur wenige Minuten aus der Gifhorner Innenstadt bis zum Brauhaus, das vorerst eine Art Interimszuhause für das Geschäft ist. Man muss es wohl keinem mehr erklären, der Stammkundschaft am allerwenigsten, aber nach dem Brand des Schützenheims im Frühling fand Stehaufmännchen Sven, der im besten Sinne ein optimistisch-kerniger Kerl ist, schnell eine praktikable Lösung auf der anderen Straßenseite. Hier, bei der Kirche im Brauhaus, ist die Küche groß, die Anzahl der Plätze völlig ausreichend.
Vegetarisches Schnitzel, Zitronenscheibe, dazu eine Portion Pommes – das ist doch ganz ansehnlich.
Foto: Bastian Till Nowak

So sitzen wir in der ehrwürdigen, rustikalen Holzkulisse, die namensspendenden Braukessel gleich neben der teilverglasten Küche. Von meinem Platz aus kann ich sehen, wie gebrutzelt, geschnibbelt und gewendet wird – fast wie Event-Cooking. Und weil wir hier bei Sven sind, der vor allem für seine Schnitzel und die deftige Küche bekannt ist, setzen auch wir auf das Best-of.
Es ist schon sicherlich zehn Jahre her, seitdem ich das letzte Mal Gulasch gegessen habe. In diesen Wochen lockt die Schützenwiese seine Gäste sogar mit der Hinzunahme von saisonalen Pfifferlingen. Ich, der dem Pfifferling sowieso eine fast künstlerische Schönheit unterstellt, kann da natürlich nicht ablehnen. Meine Begleitungen wählen Veggie-Schnitzel, halbe Haxe, Pommes und Bratkartoffeln. Zu meinem Gulasch gibt‘s Butterspätzle.
Vorweg überraschen uns kleine Hochzeitssuppen, auch der Salat kommt zuerst. Das ist schon mal ein Pluspunkt und fühlt sich danach an, als käme es unerwartet zu einem Mehr-Gang-Essen. Da fühlt man sich als Gast gleich GESEHEN. Auch ist das für uns die Möglichkeit, mit Sven einen flüchtigen Plausch zu halten. Ungewissheit beim alten Standort, Pacht, Arbeitszeiten – alles nicht einfach. Aber davon lässt er sich nicht ausknocken.
Kräftige Haxe, deftiges Sauerkraut und würzige Bratkartoffeln gehören in der Schützenwiese einfach auf den Tisch.
Foto: Bastian Till Nowak

Herrlich, herrlich ist dann das Gulasch. Festes Fleisch und eine salzig-würzige Soße sind der ideale Kraftspender nach dem Kistenschleppen und Kabelsortieren im Büro. Und ein Genuss obendrein. Erfrischend auch die Spätzle, wobei ich etwas neidisch auf den Teller meiner Begleitung schiele und das letzte Fünftel Bratkartoffeln ertausche. Mit dem Sauerkraut, das zur Haxe serviert wurde, ein formidables Zusammenspiel.
Schade, dass Mittagspausen nicht für die Ewigkeit gelten. Leider müssen wir schon die Segel streichen, ohne Dessert. Aber: Die satte, geschmackvolle Küche ist geblieben. So viel ist sicher.
Sven‘s Schützenwiese im Brauhaus
Schützenplatz 1, Gifhorn
Mo. & Di. 9 bis 22 Uhr
Do. & Fr. 9 bis 16 Uhr
Sa. 9 bis 22 Uhr
So. ab 15 Uhr