Kopfüber

Diese dreiste Masche sollte verboten werden: Unser Kolumnist Malte Schönfeld ärgert sich über Tricks in den Supermärkten

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 09.09.2025
Diese dreiste Masche sollte verboten werden: Unser Kolumnist Malte Schönfeld ärgert sich über Tricks in den Supermärkten

In einer Traumsequenz sieht unser Autor Malte Schönfeld schon alle Wütenden sich versammeln, um die kleineren Apfelportionen mit Aufständen zu begleiten.

Foto: KURT Media via Dall-E

Als ich jüngst in meinem Supermarkt stand, dachte ich für einen etwas zu langen Moment, dort, zwischen Obst und Gemüse, mir rutsche gleich die Hand aus. Alles wollte ich zornentflammt wegfegen, was sich dort vor mir im Regal befand. Ich stellte mir vor, wie es wäre, jetzt übellaunig eine Szene zu machen. „BINICHDENNGARNICHTSMEHRWERT?“, hätte ich in einem furchteinflößenden Ausfall gebrüllt, wie bei einem Weißen Hai wären dann angriffslustig meine Augen nach hinten gerollt. Ansage für: Der macht keine halben Sachen.

Doch was hatte mich so zum Glühen gebracht? Die Antwort ist: Es sind die Äpfel gewesen. Die roten, süßen Äpfel. Denn ich wurde um zwei verarmt. Früher, in der guten alten Zeit, also wenige Tage zuvor, waren es noch sechs Äpfel in dem Pappschälchen gewesen. Nun nicht mehr. Nun waren es vier. NUR NOCH VIER, muss man vehement sagen, bei gleichbleibendem Preis. Ein Drittel Einsparung, ohne Rücksprache mit mir oder anderen Kunden.

Als Verbraucher ist man schon ein armes Schwein, anders kann man es gar nicht sagen. Ein richtig armer Willi. Shrinkflation, also Schrumpfinflation, nennt sich dieses Phänomen. Konzerne reduzieren das Produktvolumen, der Preis aber bleibt gleich. Sie denken: Mit den Idioten können wir es ja machen. Das Pappschälchen bleibt, das Design ist dasselbe. Doch effektiv spart man ein Drittel Ressource. Wir Käufer müssen schon mit der Lupe und Argusaugen durch den Supermarkt detektiven, um diese Schweinerei wallraffig aufzudecken. Sicherlich, Obst und Ernte unterliegen saisonalen Schwankungen. Geshrinkt werden aber auch verarbeitete Produkte wie Duschgels und Chips, die in nur unwesentlich kleineren Tuben oder luftgefüllten Tüten ins Regal geschmuggelt werden.

An anderer Stelle setzen sich die Frechheiten fort, und zwar bei der Skimpflation, der Sparinflation. Gespart wird hier an Qualität und Leistung. Plötzlich muss man Service dazubuchen, wo er vorher inbegriffen war. Für das unverschämt teure Handy ist das Aufladekabel dann keine selbstverständliche Ergänzung mehr – wieder ist also der Apfel schuld. Anderswo ändert sich die Rezeptur, Geschmack lässt nach. Subtil, subtil. Doch unsere Geschmacksnerven funktionieren noch einwandfrei, Ihr Schummler.

Die größte Perfidie: geplante Obsoleszenz. Wenn ein Produkt – sei es Waschmaschine oder Tintenstrahldrucker – kurz nach dem Auslaufen der Garantie absichtlich kaputt geht oder eingebaute Fehler die Schrottung herbeiführen. SABOTAGE, das ist es doch. Ich will nun niemanden zu Straftaten anstiften, das nicht, aber hier müssen wir uns doch eigentlich vereinen und die Frage stellen, ob Bushaltestellen-Vandalismus nicht klüger kanalisiert werden könnte. Immerhin: Das Gesetz ist dem auf der Spur, die EU möchte seinen Willi schützen.

Doch das reicht nicht an (über-)staatlichen Regulationsmechanismen. Mehr noch: Weil die gestiegenen Energiekosten uns ohnehin erschüttern, wird man doppelt und dreifach zur Kasse gebeten. Dann ist man ganz schnell wieder nur mittelloser ENDVERBRAUCHER und nicht mehr mündiger BÜRGER. Es bräuchte einen Scharfmacher, hinter dem wir uns alle versammeln könnten, um diesen Apfelbetrügern endlich das Handwerk zu legen.


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