Krisenmanagement

Ausgangssperre von 20 bis 5 Uhr und keinerlei Kontakte zu anderen Haushalten - Das sind die neuen Regeln im Landkreis Gifhorn

Marieke Eichner, Çağla Canıdar Veröffentlicht am 11.01.2021
Ausgangssperre von 20 bis 5 Uhr und keinerlei Kontakte zu anderen Haushalten - Das sind die neuen Regeln im Landkreis Gifhorn

Bei einer Pressekonferenz wurden die neuen Regeln im Landkreis Gifhorn vorgestellt. Landrat Andreas Ebel (von rechts), Gifhorns Erste Stadträtin Kerstin Meyer und Kreisrat Rolf Amelsberg, zuständig die Fachbereiche Jugend, Gesundheit und Soziales, erläuterten, wie man die aktuelle Corona-Lage mit schärferen Maßnahmen eindämmen möchte.

Foto: Çağla Canıdar

Nächtliche Ausgangssperre, Kontaktverbot und Task-Force – so reagieren die Verantwortlichen im Landkreis Gifhorn auf den hohe Sieben-Tage-Inzidenz-Wert in unserem Landkreis. Bei der heutigen Pressekonferenz appellierte Landrat Andreas Ebel an die Gifhornerinnen und Gifhorner: „Jetzt ist jeder Einzelne gefragt. Bitte halten Sie sich an die Regelungen!“

Vertreter und Vertreterinnen bundesweiter Medienanstalten fanden sich am heutigen Montag im Heidland ein, um zu erfahren, wie man im Landkreis Gifhorn auf die hohen Corona-Infektionszahlen reagieren will. Landrat Andreas Ebel (CDU) betonte in seinem Statement eingangs, man teste in Gifhorn – entgegen der Empfehlung des Robert-Koch-Institutes – alle Kontaktpersonen der Kontaktgruppe K1; unabhängig davon, ob diese Symptome zeigten oder nicht. Nichtsdestotrotz müsse man nun auf die rasant angestiegenen Corona-Fälle im Landkreis reagieren.

Innerhalb der vergangenen fünf Tage hat das Gifhorner Gesundheitsamt 450 Neuinfektionen mit dem Corona-Virus registriert. Der Sieben-Tage-Inzidenzwert liegt zurzeit bei 259,5 – damit ist Gifhorn trauriger Spitzenreiter in Niedersachsen. Laut der Daten des Fachbereichs Gesundheit der Gifhorner Kreisverwaltung ist der Anteil der Infektionen in Einrichtungen wie Alten- und Pflegeheimen seit dem 11. Januar zwar von 58 Prozent auf 43 Prozent gesunken. Dafür allerdings sind die Infektionen in Privathaushalten von 42 auf 57 Prozent gestiegen. So erklärt sich vermutlich die Entscheidung der Verwaltungsspitze, eine Ausgangssperre und ein Kontaktverbot zu verhängen. Eine Task-Force soll die Einhaltung der Hygienemaßnahmen in Alten- und Pflegeheimen prüfen.

Das sind die neuen Regeln im Überblick

Ausgangssperre

Ab Dienstag, 12. Januar, gilt im Landkreis Gifhorn eine Ausgangssperre. Von 20 Uhr abends bis 5 Uhr morgens sind Einkäufe im Supermarkt, das Essen-Bestellen bei Bringdiensten und der Aufenthalt auf öffentlichen Straßen und Plätzen untersagt. Außnahmen gelten für die Ausübung beruflicher Tätigkeit, Gefahrenabwehr, Versorgung von Tieren, Begleitung Sterbender, Unterstützung Hilfsbedürftiger und medizinische oder veterinärmedizinische Notfälle.

Kontaktverbot

Sollten die Infektionszahlen sich weiterhin auf einem derart hohen Niveau befinden, so Landrat Andreas Ebel, gilt ab Freitag, 15. Januar – spätestens jedoch ab Montag, 18. Januar, ein strenges Kontaktverbot im Landkreis Gifhorn. Kontakte zu Personen, die nicht zum eigenen Haushalt gehören, sind untersagt. Außgenommen davon ist die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger. Damit ist es das zurzeit strengste Kontaktverbot in der gesamten Bundesrepublik – die „Plus-maximal-eine-Person-Regelung“ ist damit für den Landkreis Gifhorn nicht mehr gültig. Die Kreisverwaltung erarbeitet diesbezüglich eine Allgemeinverfügung vor, diese Vorgehensweise werde mit dem Land Niedersachsen abgestimmt.

Task-Force in Pflege- und Altenheimen

Insgesamt 11 von 23 Pflege- und Altenheimen im Landkreis Gifhorn sind aktuell vom Coronavirus betroffen. Daher möchte die Gifhorner Kreisverwaltung eine Task-Force in die Alten- und Pflegeheime schicken. Diese soll die Einhaltung der Schutzmaßnahmen strenger kontrollieren. Bei bisherigen Kontrollen seien immer wieder Verstöße festgestellt worden, hieß es bei der Pressekonferenz. Zusätzliches Personal soll die Pflegerinnen und Pfleger unterstützen. Die Task-Force soll von der Polizei unterstützt werden.

Strenge Polizeikontrollen

Eine 15-Kilometer-Regel, wie sie vom Bund entworfen wurde, tritt damit im Landkreis Gifhorn nicht in Kraft. Gifhorns Polizei-Chef Thomas Bodendiek erklärte, diese sei kaum bis gar nicht kontrollierbar. Hingegen werde man die Einhaltung der von der Kreisverwaltung beschlossenen Maßnahmen streng kontrollieren und zusätzliches Personal zur Verfügung stellen.

Landrat Andreas Ebel forderte die Verdopplung der Impfdosen, um effektiver vorgehen zu können. „Wir fordern mehr Impfdosen – das erwarten wir vom Land“, sagte er bei der Pressekonferenz. Laut Auskunft der Kreisverwaltung wurde die erste Lieferung des Impfstoffes bereits in der ersten Woche aufgebraucht. Gifhorns Erste Stadträtin und Mitglied des Krisenstabs Kerstin Meyer betonte: „Wir tun das für den Schutz der Bevölkerung. Ich weiß, das ist schwer. Wir brauchen die Bevölkerung. Nur Sie können es schaffen, die Zahlen zu reduzieren.“

Unverändert hält der Landkreis Gifhorn die Notfallbetreuung in Kindertagesstätten aufrecht. Präsenzunterricht für Abschlussjahrgänge an Schulen findet weiterhin statt. Ob Gottesdienste stattfinden, bleibt in der Entscheidungsmacht der einzelnen Gemeinden.

Gelten sollen die neuen Regeln, so lange die 7-Tage-Inzidenz über einem Wert von 200 liegt – vorerst befristet bis zum 31. Januar.

Die Wirkung der Maßnahmen würden sich erst Ende Januar abzeichnen, meint Matthias Rüger vom Fachbereich Brand- und Katastrophenschutz der Gifhorner Kreisverwaltung.

Bürgertelefon für allgemeine Fragen zur Allgemeinverfügung und deren Auswirkungen:
Tel. 0800-8282444
Mo. – Do. 8 bis 18 Uhr
Fr. 8 bis 16 Uhr

Zentrale Rufnummer für konkrete Infektionsfälle im Pflegebereich:
Tel. 0800-8282555
Mo. – Do. 9 bis 16 Uhr
Fr. 8 bis 12 Uhr
Sa. – So. 10 bis 16 Uhr


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