Gastbeitrag

Appell der Bühnenfreunde - Bitte geben Sie Karten nicht zurück

Peter Futterschneider Veröffentlicht am 25.04.2020
Appell der Bühnenfreunde - Bitte geben Sie Karten nicht zurück

„Lachen bis der Arzt kommt“ hieß das Stück des hiesigen Theatervereins zum Gifhorner Altstadtfest im vergangenen Sommer – nach Lachen ist den meisten angesichts der Corona-Folgen nun jedoch weniger zumute.

Foto: privat

Nicht nur die Gifhorner Stadthalle hat geschlossen – allerorten sind die Spielstätten nun erst mal dicht. Die Eindämmung der Corona-Pandemie bringt nicht nur das Geschäftsleben, sondern auch weite Teile des Kulturbetriebs zum Erliegen. Je länger dieser Zustand anhält, desto bedrohlicher wird es auch für die Existenz von Künstlern und Ensembles – vor allem für jene, die davon leben müssen. In einem Gastbeitrag schildert Peter Futterschneider (54) vom Gifhorner Theaterverein, welche Folgen das für Amateur- wie auch Profi-Bühnen haben könnte – und wie das Publikum jetzt selbst helfen kann.

Das Amateurtheater mit seinen geschätzt zwischen 2500 und 3000 Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist eine feste Größe unseres Kulturangebotes, das jedes Jahr vielen Menschen vergnügliche Augenblicke bereitet. Darüber hinaus führt es Menschen von 5 bis 85 Jahren, von unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe und mit ganz vielfältigen Fähigkeiten zusammen, um gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten, nämlich den Zauber der Bühne zu erschaffen.

Die Corona-Krise trifft uns Kulturfreunde hart. Ich selbst bin auch als Autor unterwegs, stecke aber viel mehr Zeit in mein Theaterhobby, dem ich mich seit 1995 im Theaterverein Gifhorn von 1891 widme. Mit Bedauern registrierte ich die ersten Absagen von Aufführungen der Bühnen aus Österreich und der Schweiz. Dann folgten die Absagen in Deutschland...

Man hat vier bis fünf Monate geprobt, sogar die Kulisse aufgebaut – und dann kann man nicht aufführen. Natürlich hat uns Bühnen immer auch die Angst begleitet, dass mal ein Termin ausfällt, weil ein Hauptdarsteller erkrankt. Das kennen wir. Aber die momentane Entwicklung hat sich niemand von uns ausgemalt.

Der Theaterverein Gifhorn kam eigentlich noch glimpflich davon, durften wir unser diesjähriges Stück „Pension Schöller“ immerhin dreimal zeigen, bevor wir die letzten beiden Aufführungen absagen mussten. Aber auch die Absagen trafen uns, war darunter doch der Höhepunkt der Saison, die Vorstellung in der hiesigen Stadthalle vor mehr als 400 Zuschauern unter profihaften Bedingungen. Ob wir dies nachholen können, wird momentan noch geprüft.

Peter Futterschneider ist beim Gifhorner Theaterverein meist hinter den Kulissen aktiv. 2017 stand er in „Der letzte Amtmann“ aber auch mal selbst auf der Bühne.

Foto: privat

Jetzt stockt alles. Die Märchenproben können nicht anlaufen. Das Märchen gegen Jahresende halte ich nicht für gesichert. Was kommt auf uns zu? Möglicherweise ein Zuschauerschwund? Auch wenn die Maßnahmen gelockert werden sollten, so glaube ich doch, dass sich möglicherweise einiges ändert. Ältere Leute werden aus Angst vor Ansteckung vielleicht unsere Veranstaltungen meiden. Müssen sich die Zuschauerreihen durch Abstandsregeln lichten? Wir Amateurbühnen sind derzeit unseres Hobbys beraubt.

Doch viel schlimmer trifft es Berufsbühnen und diejenigen unter uns Theaterfreunden, die damit ihren Broterwerb betreiben. Wie sollen sie über die Runden kommen? Seien es Bühnen, freiberufliche Theaterpädagogen und die vielen anderen Hauptberufe und Nebenerwerbe in dem Sektor.

Was ich mir als Theaterfreund wünsche? Vielleicht findet sich nach dieser Krise der eine oder andere neue Theaterfreund, der uns im Theaterverein Gifhorn unterstützt. Schauspieler haben wir momentan eine ganze Menge, die wir auch früher oder später wieder auf unser Publikum loslassen werden.

Besonders würden wir uns aber über Engagierte freuen, die bereit sind, sich an den Aufführungstagen ganztägig für Bühnenbau, Licht- und Tontechnik zur Verfügung zu stellen. Das gilt auch für viele andere Amateurbühnen.

Ich glaube, vielen von uns wird nun bewusst, dass es im Zweifelsfall eben nicht um höher, schneller oder weiter geht, sondern um das Gemeinwohl, zu dem auch ein funktionierendes Vereinswesen beiträgt.

Und wenn Sie Karten für Aufführungen gekauft haben, die jetzt ausgefallen sind: Warten Sie bitte, ob es einen Ersatztermin gibt und ob Sie diesen wahrnehmen können. Die Karten können später immer noch rückabgewickelt werden. Und sollten Sie sich es finanziell leisten können, vielleicht verzichten Sie auf die Rückerstattung. Das wäre Ihr Beitrag dazu, dass die Kulturlandschaft durch die Corona-Krise nicht zu sehr ausgedünnt wird. Das kulturelle Angebot ist etwas, das unser Leben in Deutschland lebenswert macht.

Allen Theaterschaffenden, sei es Amateur oder Profi, wünsche ich, dass sie die nächsten Wochen und Monate gesund überstehen. Das gilt natürlich auch für alle KURT-Leser und alle Gifhorner. Das ist das, was im Moment zählt.

Und was das Theater angeht: Diese Krise wird überwunden. Wir werden uns die Bühne zurückerobern!


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