Essen & Trinken
In den Sommerferien ist der Tankumsee Utopie: KURTs Gastro-Test führt mit seiner Imbisstour am Strand zu Bratkartoffeln, Kuchen und Eis
Malte Schönfeld Veröffentlicht am 28.07.2024Es ist nicht zu verkennen, dass die Wochen der Sommerferien ein besonderer Zauber auszeichnet. Man merkt‘s dann den jungen Menschen an, wie sie urplötzlich daran glauben, dass nichts unmöglich scheint. Sommer ist Utopie, Verlieben ist leicht. Nirgends erlebt man diese unerschütterliche Mühelosigkeit so sehr wie am Tankumsee in Isenbüttel, wo außerdem viele Familien und Rentnergrüppchen schöne Stunden verbringen. KURTs Gastro-Tester Malte Schönfeld und seine Begleitung haben sich deshalb dazugesellt und eine Imbisstour um den Tankumsee gemacht.
„Es stimmt. Tatsächlich bin ich dieses Jahr noch nicht am Tankumsee gewesen“, sage ich ein wenig verschämt zu meiner Begleitung, als wir am Parkplatz Süd aussteigen. Um uns viele Autos, Familienkutschen, an diesem Nachmittag.
„Ich seit drei Jahren nicht mehr“, sagt meine Begleitung und zuckt mit den Schultern. An einer Birke steht ein Mann und wechselt, sich mit einer Hand am Baumstamm festklammernd, von durchgelatschten grauen Flipflops auf rote Puma-Ferrari-Schuhe.
„Na, dann wird es wohl Zeit, dass wir das ändern“, fährt meine Begleitung fort und schlurft vorbei am frequentierten Hundestrand, wo ein selbstbewusster Chihuahua einen Labradormischling in die Flucht schlägt.
Für einen kulinarischen Spaziergang haben wir uns verabredet. Einmal um den See, an jedem Bistro halten, überall genießen. Und da liegt als erstes die Seekate auf dem Weg. Am Grillplatz hat sich eine Feiergemeinde versammelt, der Grill raucht vor sich hin, daneben eine offene Flasche Fusel-Tequila, allgemein eine zerfahrene Party. Enger, geordneter sieht‘s da auf der Terrasse der Seekate aus, wo wir jetzt die Menükarte gereicht bekommen. Und weil gleich von zwei Personen im Vorhinein empfohlen wurde, die Bratkartoffeln zu nehmen, schlage ich diesen Tipp nicht aus und nehme dazu noch ein gebackenes Seelachsfilet. Meine Begleitung nimmt den Hirtenkäse in der Folie „Feta Art“, was wir entsprechend ulkig finden.
Am Nebentisch entdecke ich den Mann mit den Ferrari-Schuhen. Er redet auf seinen beglatzten Nebenmann ein mit dem Verve eines Abschlussplädoyers vor Gericht. Es geht um Zylinder, Reifen und solch kriegsentscheidende Dinge, und der Nebenmann streicht sich mehrfach über die kahle Stelle auf der rotbraunen Birne, als auch schon unser Essen kommt. Und siehe da, es wurde nicht geflunkert: Die Bratkartoffeln hinterlassen einen bleibenden Eindruck – der Speck verleiht den Scheiben eine rauchige Note, auch ansonsten sind sie gut gewürzt. Schade dagegen ist für meine Begleitung, dass dem Wunsch nach speckbefreiten Bratkartoffeln nicht nachgekommen werden konnte – wahrscheinlich ist die Vorproduktion bei dieser Beliebtheit zu enorm. Ein weiterer Pluspunkt ist dafür das frische Dressing am Salat, was angenehmerweise nicht nach Tube schmeckt. Zur Erfrischung setze ich auf eine kühle Johannisbeerschorle.
Doch wir sind ja mit einer Haltestelle nicht zufrieden, also zahlen wir und machen uns schleunigst weiter. Von der Promenade aus liegt mir der Blick frei auf eine uninspirierte Sandburg, und meine Begleitung und ich sind uns einig, dass es bei Jungs eine komische Zeitspanne von ungefähr einem Jahr gibt, in der zwei Strandinteressen miteinander konkurrieren: die alte Sandburg und der begehrenswerte Beachbody.
Am Strandgarten, der gegenüber des Minigolfplatzes zu finden ist, stellen wir uns in die Schlange. Hier soll es jetzt Dessert geben; für mich ein Fruit-Joy-Wassereis, für meine Begleitung ein Apfelkuchen. Wir setzen uns auf eine espressobraune Holzbank und genießen den Schatten. Meine Begleitung, eher unentschlossen, wünscht sich nun, dass sie auch ein Eis genommen hätte – vielleicht ist das Wetter für den Milchkaffee zu warm. Die neue Eis-Sorte dagegen kühlt mich angenehm runter, und ich knabbere schichtweise wie so ein Hase an einer Karotte.
Die letzte Station des Tages führt uns vorbei am gewaltigen Kletterturm zum Bistro Seeblick am Nordufer, in dessen Biergarten ganz viele Sonnenbrillen und Radfahrerbeine sitzen. Die Laune ist oben, solange die Sonne knallt. Ich brauche an dieser Stelle noch ein Eis und wähle am Kiosk das Milk Flip, was wie ein Baby-Eis wirkt, doch es schmeckt eben auch nach Erinnerung, und mehr braucht Eis ja gar nicht zu erledigen. Wir bummeln am See entlang zurück zum Parkplatz und zwei Jugendliche ziehen ferienlaunig mit nacktem Oberkörper eine Kiste Bier nach Hause.
Seekate
Dannenbütteler Weg 8, Isenbüttel
Di. – Fr. 13 bis 21 Uhr
Sa. 11 bis 21 Uhr
So. 11 bis 22 Uhr
Strandgarten
Dannenbütteler Weg 10, Isenbüttel
Mo. – So. 6 bis 22 Uhr
Bistro Seeblick
Eichenpfad 5, Isenbüttel
Mo. – So. ab 11 Uhr