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Wo sich Provinzchic und Großstadtkarte treffen: Die Gastwirtschaft Glupe in Tülau ist eine echte Überraschung unter Gleichen

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 07.09.2025
Wo sich Provinzchic und Großstadtkarte treffen: Die Gastwirtschaft Glupe in Tülau ist eine echte Überraschung unter Gleichen

Die Gastwirtschaft Glupe in Tülau punktet bei KURTs Gastro-Tester Malte Schönfeld mit seinem herrlichen Biergarten und Speisen.

Foto: KURT Media

Ist man viel im Landkreis Gifhorn unterwegs, kommt man zwangsläufig an Siedlungen vorbei, von denen man noch nie in seinem Leben gehört hat. Es scheint ausgeschlossen, dass irgendwo anders auf dieser Welt die Büttelei so groß ist wie in unserer Region. Und siehe da, in einigen Ortschaften schlummern neben jahrhundertealten Familienbetrieben auch alteingesessene Gastwirtschaften. Eine davon befindet sich in Tülau, wenige Kilometer von der Grenze zu Sachsen-Anhalt entfernt. Gastro-Tester Malte Schönfeld und seine Begleitung haben sich die Gastwirtschaft Glupe genauer angeschaut, die Tradition und großstädtisches Angebot verbindet.

Diesmal machen wir es anders. Diesmal sind wir vorbereitet. Kein spontaner Appetit färbt unsere Entscheidungsfindung, wo wir essen gehen. Kein Magengrummeln und Hungergefühl. Denn wir wissen, was wir haben möchten.

Auf die Gastwirtschaft Glupe stoßen wir, als eine Anzeige unsere Aufmerksamkeit erregt. Ein Blick in die Menükarte, unsere Augenbrauen fahren hoch.

„Wer hätte das gedacht“, sagt meine Begleitung, lehnt sich zurück, verschränkt die Arme und nickt anerkennend. Eine bunte Abwechslung an fleischlosen Gerichten in einem Tülauer Lokal – „damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet“, staunt meine Begleitung, selbst Vegetarierin. Ich wusste doch, dass ich sie damit begeistern könnte. Eine Mail später ist die Reservierung geklärt. Wir sind gespannt.

Angekommen in Tülau, lassen wir uns von der Hauptstraße führen.

„Immer der Nase nach“, schlaumeiert meine Begleitung, wohlwissend, dass nahezu alle Gaststätten auf dem Dorfe an der Hauptstraße liegen. Und sie hat Recht, da auf der Ecke ist sie schon, die feine Gastwirtschaft Glupe, echter Provinzchic im roten Backstein mit hohem Giebeldach. Wir treten ein mit einer guten halben Stunde Verspätung.

„Wir wurden von der ländlichen Idylle aufgehalten“, sage ich, und wir wählen einen Sitzplatz im Innenhof, im einnehmenden Biergarten.

Schaut man in der Gastwirtschaft Glupe auf die Vorspeisenkarte, denkt man fast, man wäre in einem schneidigen Charlottenburger Restaurant. Das Angebot ist variantenreich und überrascht.

Foto: KURT Media

In der Karte ist dann aber wenig mehr von traditioneller Bodenständigkeit der deutsch-dörflichen Küche zu spüren. Wählen lässt sich bei den Vorspeisen etwa aus Antipastiteller, Falafel und Kichererbsenpüree, Piroggen, Chefsalat und Sommerbowl. So etwas ist erfrischend und zeigt, dass man sich dem kulturellen Shift, gerade in der jüngeren Generation, durchaus bewusst ist. Ganz nebenbei lesen sich viele Gerichte nach einer Sommeredition, nämlich leichter bekömmlich, mit einer Spitze mehr Säure. Deswegen bestelle ich mir die Bowl, meine Begleitung wählt die Piroggen. Beides eine Premiere, so viel ist sicher.

Die Sommerbowl ist dann einfach sensationell. Süß und delikat, Apfelscheiben treffen auf ganz wunderbare Champignons, die mit Chili gewürzt sind, Hummus, Zwiebelringe, Paprika, Salat, dazu ein Zitronen-Minz-Dressing. Die Mischung macht‘s, die Mischung begeistert. Ganz vortrefflich sehen dazu die Piroggen meiner Begleitung aus, und besser noch schneiden sie ab. Einer der besten ersten Gänge seit langer, langer Zeit.

Der Vielfalt der Vorspeisen stehen die Angebote zum Hauptgang in nichts nach. Sicher, hausgemachtes Sauerfleisch an Bratkartoffeln, Chefsalat und XXL-Schnitzel finden sich auch bei der Gastwirtschaft Glupe. Doch daneben stehen auch Ossobuco, was ein italienisches Schmorgericht ist, BBQ-Spareribs und Smashed Burger. Wir ziehen trotzdem die vegetarischen Seiten vor, nehmen den Veggie-Chicken-Burger mit Salat, Mayo, Gurken, roten Zwiebeln und Pommes. Gerne hätten wir überbackene Chili Sin Carne mit Fries getestet, doch für diesen Tag waren die Zutaten leider aus.

Farblich abgestimmt und mit Puderzucker prämiert: Die Schokoküchlein mit flüssigem Kern gibt‘s mit einer Kugel Maracujaeis.

Foto: KURT Media

Die Burger selbst sind lecker, das Brötchen eine Spur zu kross, das Patty dafür kräftig und solide. Vielleicht könnte auch hier eine zweite Variante für noch etwas mehr Variation sorgen. Kidneybohnen, Linsen, Rote Bete und Haferflocken eignen sich zum Beispiel ganz prächtig dafür. Positiv bleiben die Pommes in Erinnerung, die so crispy sind wie sie auch wirklich sein sollen. Was ich im Nachgang gerne noch auf dem Teller gesehen hätte: einen kleinen Salat. Der wäre schnell geschnibbelt, kostet nicht viel und würde optisch noch mehr Eindruck machen.

Für die letzte Runde blicken wir noch einmal in die Karte, in der sich zwei Desserts finden lassen: Schokoladenküchlein mit flüssigem Kern und Maracujaeis sowie Apfelstrudel mit Vanilleeis. Da wissen wir beide doch, was wir haben wollen. Viel mehr braucht es, finde ich, auch nicht – und als unsere Desserts serviert werden, fällt einmal mehr auf, wie wunderbar unsere Gerichte in Szene gesetzt sind. So liebevoll, so schön.

Nachdem wir gezahlt haben, dürfen wir noch einen Blick auf Fotografien aus dem frühen 20. und späten 19. Jahrhundert der Gastwirtschaft, ihrer einstigen Betreiber und deren Gäste sowie in den noch unrenovierten Tanzsaal werfen. Ja, hier würden immer noch Feiern ausgerichtet, erklärt uns die Bedienung. Ein Beispiel dafür, wie Altes und Neues mit spielerischer Eleganz verbunden werden können.

Gastwirtschaft Glupe
Hauptstraße 40, Tülau
Mi. – Sa. 17.30 bis 22 Uhr
So. 11.30 bis 14 Uhr
Tel. 05833-9979797
glupes-hof.de


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