Musik

Wir haben uns gesucht und gefunden: Trotzdem ist das Gifhorner Duo Artano Soiree offen für neue Bandmitglieder

Matthias Bosenick Veröffentlicht am 29.03.2025
Wir haben uns gesucht und gefunden: Trotzdem ist das Gifhorner Duo Artano Soiree offen für neue Bandmitglieder

Sie brauchen nicht viel mehr als eine starke Stimme und ihre gestimmten Gitarren, der Rest ergibt sich in der Virtuosität: Harald Stangor (links) und Volker Kienast begeistern als Artano Soiree.

Foto: Stefanie Christmann

Nichts an Artano Soiree ist gewöhnlich: Das Gitarre-Gesang-Duo lernte sich bei der Open Stage im FBZ Grille kennen, scrabbelte sich seinen Namen aus Buchstaben beider Namen zusammen, macht zu zweit Musik „wie eine Person auf dem Marktplatz“ und träumt nun von voll instrumentierten Studioaufnahmen. Zunächst stehen aber zwei Auftritte in Gifhorn an: Am 3. April in der Grille und einen Tag später im Alt Gifhorn. Gemütlich auf dem Sofa im Proberaum sitzend, berichten Gitarrist Volker Kienast und Sänger Harald Stangor KURT-Autor Matthias Bosenick von noch viel mehr Kuriositäten.

Die Grille ist der Anfang von Artano Soiree: 2019 hatte Volker dort einen Auftritt bei der Open Stage. Als der Gitarrist ein Instrumentalstück in sein Set einbaute, ermunterte er das Publikum dazu, spontan auf die Bühne zu kommen und mitzusingen. Das traute sich Harald, der dem ihm unbekannten Musiker lauschte, zwar nicht zu, improvisierte seiner Freundin aber live etwas ins Ohr. „Sie ist eine Kupplerin“, lacht Harald. Denn sie sprach Volker nach dem Gig an und erzählte ihm von Haralds Impro-Gesang. „Wir haben uns noch an dem Abend zusammengesetzt.“ Es funkte aus dem Stand.

Und das nicht nur musikalisch, auch wenn das Projekt damit Fahrt aufnahm, dass Volker Harald kurz darauf einige Stücke auf einem USB-Stick in den Briefkasten warf, zu denen der Sänger passende Texte dichtete. „Volker und ich haben uns gesucht und gefunden“, schwärmt Harald. In vielen Aspekten: „Wir haben den gleichen Humor“, was bisweilen dazu führt, dass Außenstehende aufgrund ihrer scherzhaften Frotzeleien den Eindruck bekommen, sie seien sich gram. Weiterhin, so Harald: „Wir haben eine klare Aufgabenverteilung – ich Texte, er Gitarre.“ Trotzdem tauschen sie sich natürlich über die Songs aus, „aber es ist klar, wer die Entscheidungen zu treffen hat“, sagt Harald und bemerkt, dass dies in einem Bandkontext schwieriger sei: „Da gibt es mehr Leute mit noch mehr Meinungen.“ Volker bestätigt: „Wir gucken in die gleiche Richtung.“ Und Harald ergänzt noch einmal: „Wir haben dieselbe Vorstellung von Professionalität.“

Das mit dem Humor bricht sich bei diesem Gespräch immer wieder Bahn. Sei es, wenn die Arbeitsaufteilung und das künstlerische Selbstverständnis zur Sprache kommen. „Ich habe gemerkt, dass ich gut singen kann, wenn ich mich konzentriere – mit Gitarre ist es mehr Klampfgesang“, erläutert Harald. „Volker singt auch, spielt aber besser Gitarre, wenn er es nicht tut – deswegen machen wir zu zweit, was sonst einer alleine macht.“ Oder auch einfach nur so die kleinen Seitenhiebe. „Wir haben sechs Minuten Fußweg zueinander“, erzählt Harald etwa, fügt kurz sinnierend hinzu: „Na ja, ich brauche acht Minuten, Volker schafft’s in sechs“, und Volker pariert: „Und Du kommst zusätzlich immer zehn Minuten zu spät.“

Dazu passt auch die Entstehung der Bezeichnung Artano Soiree: „Der Name ist eine Scrabble-Spielerei“, verrät Volker. Nach einigen ergebnislosen Grübeleien holte er die Buchstaben beider Namen aus dem Scrabble-Beutel und sortierte sie herum: „Relativ fix hatte ich Soiree, dann Art – irgendwas mit Kunst klingt gut, Artano klingt südländisch.“ Harald war damit einverstanden: „Ein Name aus unseren Anfangsbuchstaben wäre nicht toll gewesen“, findet er. „Artano Soiree klingt hinreichend rätselhaft und nett genug und wirft Fragen auf.“ Volker ergänzt: „Wir haben ein paar Buchstaben über gehabt, die haben nicht reingepasst.“ Harald nickt: „Die bleiben für das Nachfolgeprojekt.“

Zusammen gestalten Volker und Harald Songs, die in unterschiedliche Genres passen. Zusätzlich zu neuen gemeinsamen Stücken reaktivieren sie für ihr Programm auch Songs aus ihren vorherigen Projekten. „Das beeinflusst den Charakter der Songs“, weiß Harald, „und die Wahl des Instruments – die rockigen Stücke spielen wir mit E-Gitarre, die akustische Variante mit Western-Gitarre.“ Zudem bringt Gitarrist Volker auch „jazzige oder lateinamerikanische Sachen ein, das ist eine Bereicherung“, schwärmt Harald. „Das macht er gern mit den eigenen, aber auch mit den Coversongs.“

Denn in ihr gut anderthalbstündiges Programm nahm das Duo auch Fremdkompositionen auf, etwa „River“ von Joni Mitchell, „Friday I’m In Love“ von The Cure – oder auch „The Boys Of Summer“ von Don Henley. „Unsere Version ist aber angelehnt an die von den Hooters. Bei uns klingen alle ein bisschen anders als im Original“, sagt Harald, etwa, indem er eine Phrase gesanglich verlängert oder doppelt.

Vielleicht wird aus Artano Soiree bald eine große Band – neue Kollegen sind jedenfalls erwünscht.

Foto: Jürgen Heuser-Munich

Viel mehr Coversongs sind es dann doch nicht, Volker lacht: „Wir haben auch andere Stücke ausprobiert und immer gesagt: Tolle Idee – machen wir nicht.“ Zum Beispiel „Tears In Heaven“ von Eric Clapton, das ihnen ein Freund aus England nahelegte, um den Erfolg zu steigern, „aber das ist totgespielt“, winkt Volker ab. Harald gibt zu bedenken: „Cover-Rock wird in Gifhorn ziemlich viel gespielt.“ Volker ergänzt: „Eigentlich überall, deshalb wollen wir der Welt etwas Neues präsentieren.“

„Manchmal fällt mir eine Textzeile oder ein Thema ein“, erzählt Volker, der häufig alte Gitarren spielt, die er selbst in seiner Werkstatt restauriert. Von seinen Einfällen erzählt er dann Harald, „er sagt, nette Idee, und eine Woche später hat er etwas daraus gemacht, wo fast gar nichts von mir mehr drinnen geblieben ist“, lacht er. „Aber so ist es halt.“

Ein Beispiel ist der Song „Sommer zurück“, der fiel Volker beim Spazierengehen ein. Es ist zurzeit der einzige deutschsprachige Song des Duos, da ältere Lieder aus Haralds Vergangenheit dem politischen Kabarett entstammen und heute nicht mehr aktuell seien, doch wollen die beiden mehr deutsche Texte ins Programm einbauen. Zudem sei dieses Lied ein Beispiel für jene Texte, die „vom Liebesthema weggehen“. Harald schreibt stattdessen gern Storyteller, oder er greift das Vater-Sohn-Thema auf, wie er es bei Vorbildern wie Genesis, Level 42 oder Cat Stevens bewundert; so endstand auch „Footsteps“.

Zum Einen ziehen die beiden unheimlich viel aus diesen Vorbildern. Volker mag Leo Kottke und Michael Hedges, „der ist Pate für jeden modernen akustischen Instrumentalisten“. Oder Miles Davis, „der hat mir die Ohren geputzt.“ „Mein großer Einfluss war Pat Metheny – ein unfassbar innovativer Musiker, und dann noch total nett, ich könnte nicht mit dem reden, ich würde niederknien“, schließt er.

Zum Zweiten sind beide seit Ewigkeiten kulturell tätig: „Ich singe seit zwölf Jahren die Tenorstimme in einer A-Capella Gruppe, den Harebirds“, beginnt Harald. Als Teenager betrieb er zunächst ein Kabarett-Duo, dann ein Gitarren-Duo, bei dem beide spielten und sangen, „in Richtung Simon & Garfunkel, auch mit mehrstimmigem Gesang“. Danach verlegte sich Harald mehr auf die Literatur und stieg erst später in einen Chor ein, der aus einem Workshop hervorging und dann eben zu den Harebirds führte.

Auch bei Volker ging es früh los, als Elfjähriger begann er, Gitarre zu spielen. „Das liegt weit im letzten Jahrtausend zurück“, lacht er. Ohne Unterricht brachte er sich das Instrument aus Büchern bei und erlebte erste Erfolge, etwa als er 1981 als Siebzehnjähriger auf dem Altstadtfest bei einem Talentwettbewerb – „ich habe mich mit einer selbst aufgenommenen Kassette beworben“ – gleich zwei Preise abräumte. Kaum von der Bühne geklettert, erhielt er gleich sein erstes Engagement bei einem Musikschulfest.

Fortan durchtourte Volker den Landkreis, bis er zum Studium der Sinologie wegzog – nach Taiwan, wo er auch Musik machte, und nach China. Später studiert er in Trier und besuchte in Hamburg eine Journalistenschule, war in München als Redakteur und Pressesprecher angstellt, wohnte in Shanghai, Glasgow und Brüssel.

Harald hält mit: „Ich bin in Braunschweig, Peine, Gifhorn, Wolfsburg gewesen, ich bin fast genauso durch die Welt gekommen.“

Volker fährt fort: „Ich hatte nie richtig Zeit für eine vernünftige Band.“ Ein Duo mit einer Sängerin zerfiel 2022 nach zehn Jahren wieder, aber da hatte Volker ja bereits mit Harald Artano Soiree gegründet. Das Aus des alten Duos hatte überdies zur Folge, dass Artano Soiree kurzerhand dessen gebuchten Slot beim Gif-horner Altstadtfest einnahm.

Nun ist Artano Soiree zwar ein Duo, doch haben beide Beteiligten Interesse an weiteren Musikerinnen und Musikern. „Ich hätte gern mal ein paar mehr Leute in der Band“, sagt Volker. „Harald und ich hätten gerne einen Bassisten oder einen Pianisten, aber die sind schwer zu finden.“ Auch im Studio wären Gäste erwünscht, denn auch an Aufnahmen denken die beiden bereits.
Volker richtete eine Website mit Hörbeispielen ein, „die Aufnahmen haben wir bei mir gemacht, die sind okay, aber für eine CD reicht es nicht“. Harald nickt: „Die Aufnahmen sind so, wie man uns kriegt“, sagt er. „Wenn wir für eine CD aufnehmen, würde Volker bestimmt einen Bass dazu spielen, und schön wäre es mit einem Schlagzeuger, und mehrstimmig.“ Dafür würde er auch seine eigene Stimme doppeln. Doch Volker bremst: „Aber so konkret sind wir damit noch nicht.“

Dabei würden beide gern einen vollen Karton mit Tonträgern zu den anstehenden Auftritten mitbringen, auch wenn eine digitale Veröffentlichung wahrscheinlicher wäre. Harald betont: „Ich wünsche mir aber eine eigene CD.“ Volker lenkt ein: „Vielleicht, innerhalb dieses Jahres könnte es klappen.“ Harald nickt efrig: „Es ist ein Nahziel.“

artano-soiree.de

Donnerstag, 3. April
20 Uhr, FBZ Grille
Ludwig-Jahn-Straße 12, Gifhorn

Freitag, 4. April
20 Uhr, Alt Gifhorn
Am Weinberg 1, Gifhorn

Freitag, 20. Juni
19 Uhr, Haus Kreyenberg
Lange Straße 59, Wittingen


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