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Wie eine Weltreise in Wittingen: Das Restaurant Bennett‘s überzeugt mit Übersicht, Klassikern und internationalen Wagnissen

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 08.03.2025
Wie eine Weltreise in Wittingen: Das Restaurant Bennett‘s überzeugt mit Übersicht, Klassikern und internationalen Wagnissen

Im Restaurant Bennett‘s in Wittingen verschmelzen Tradition und Frisches – so auch am Tisch von KURTs Gastro-Tester Malte Schönfeld, der ein Schnitzel Wiener Art und eine ausgefallene Limo kombiniert.

Foto: Bastian Till Nowak

Man staunt schon nicht schlecht, wenn man zum ersten Mal nach langer Zeit wieder über den Kanal fährt, geradezu in den Abend, wenn den Wegesrand die Kiefern säumen und die Straße einen immer nördlicher führt, wie dann Wittingen auftaucht, diese historische Stadt, und einem bewusst wird, wie flächenreich und im Erscheinungsbild so unterschiedlich unser Landkreis ist. Grund für diese halbe Weltreise, ausgehend von Gifhorn, ist der Besuch des Restaurants Bennett‘s. Hier erleben KURTs Gastro-Tester Malte Schönfeld und seine Begleitungen ein zeitgemäßes Lokal, durch das immer noch die stolze Tradition schimmert.

Um wie viel Grad genau der Temperatursturz erfolgen soll, scheint unklar, aber nach einigen milden Wintertagen rechnet der Wetterbericht sogar mit möglichen Frostschäden. Der Asphalt glänzt im Scheinwerferlicht unseres Wagens. Furchtlos beschleunigt meine Begleitung, und ich schaue aus dem vom Atem beschlagenen Seitenfester, indem ich kindlich kreisförmige Gucklöcher wische. Dahinter der Wald im Dämmerschlaf. Vor mir, auf dem Beifahrersitz, sitzt meine zweite Begleitung, dick eingepackt in eine neue Lederjacke.

Es dauert fast eine Dreiviertelstunde, ehe wir am Bennett‘s auf den Parkplatz rollen. Was ein Name. Wie eine Modeboutique im Londoner Carnaby, denke ich mir und schaue auf meine Stiefelspitzen, die von Streusalzresten umrahmt sind.

Im Restaurant, das an das gleichnamige Hotel angeschlossen ist, werden wir gleich namentlich empfangen. Schon im Voraus wurde mir bei der Reservierung angeboten, dass man für feierliche Anlässe auch durchaus den Tisch weiß decken könnte – sehr Wimbledon, könnte man sagen, doch ich lehnte ab und find‘s auch so sehr angenehm zu sitzen.

Die Speisekarte im Bennett‘s ist übersichtlich, und das ist auch ganz gut so. Sicherlich, zwei vegetarische Gerichte mehr könnten nicht schaden, doch mir gefällt, wie klassisch sie dann doch ist. Hüftsteak, Schnitzel, Wildgulasch, in der Saison als Mittagstisch auch Grünkohl und Bregenwurst. Da der leider aus ist, entscheide ich mich für ein Schnitzel Wiener Art und hausgemachte Fries, vorweg Röstbrot und Chimichurri, was sich als argentinischer Dip ankündigt und dann als Pendant zu Bruschetta verstanden werden kann.

Ein saftiges Rumpsteak und Kartoffelspalten machten die zweite Begleitung glücklich, die Crème Brûlée war dann ein passender Abschluss.

Foto: Bastian Till Nowak

Nachdem wir mit einem Gruß aus der Küche überrascht werden, sind die Vorspeisen an der Reihe. Das Röstbrot ist knusprig und entsprechend bunt belegt. Paprika, Zwiebeln, Knoblauch und weitere Gewürze baden im Öl und entfalten im Mund ihre Aromen – es sollte viel häufiger auf eingelegte Vorspeisen zurückgegriffen werden, denke ich mir, denn ob italienische, argentinische oder russische Küche, das Ergebnis ist in seinem kraftvollen Geschmack immer bereichernd.

Angenehm geht‘s auch beim Hauptgang weiter. In der großen weiten Welt wird herrlich über Wiener Schnitzel und Schnitzel Wiener Art diskutiert – das ist mir wohl bekannt. Als etwas weniger wählerischem Esser ist mir das Kalbsfleisch des Wiener Schnitzels nicht unbedingt heilig. Was dafür aber stimmen muss: der dünne Schnitt und die Panade.

Und da ist das Bennett‘s in jedem Fall ein Ort, den man loben muss. Die dünnen Schweineschnitzel sind angenehm zart, die Kruste ist weitestgehend kross. Und vor allem wird auch nicht mit Zitrone gegeizt, denn das Revolutionäre an diesem Gericht ist ja häufig gar nicht das Schnitzel, sondern die Tatsache, dass man Pommes mit Zitronensäure kombiniert, um eine leichte, fast sommerliche Beilage auch im Winter kosten zu dürfen. Einziger Kritikpunkt: Es hätte ein wenig mehr Salat anliegen können, der das Gericht erst so völlig komplett macht. Dazu passt im Übrigen sehr gut die ebenfalls hausgemachte Limonade mit Ginger Ale und Granatapfel.

Zur Nachspeise hatten wir uns alle auf etwas Apfelstrudel gefreut, doch der ist nach einer großen Bestellung am Vorabend nun leider leergeräumt, weshalb wir drei auf die Crème Brûlée umsteigen.

Meine Begleitung gönnt sich sogar die Volldröhnung und bestellt extra einen der Milchshakes im Geschmack Schoko dazu. Ein Brummer zum Abschluss, über den ich gerne hinweggehe.

Nachdem wir unsere Rechnung beglichen haben, machen wir uns auf den Rückweg. Meine Begleitung, das ganze Essen und noch den Shake intus, ist nicht mehr so in Eile wie auf dem Hinweg, was ich rundum nachvollziehbar finde.

Bennett‘s Restaurant
Bahnhofstraße 51-53, Wittingen
Mo. – Fr. 12 bis 14 Uhr
sowie 17.30 bis 22 Uhr
(Di. & Mi. abends auf Nachfrage)
Sa. 17.30 bis 22 Uhr
So. 17.30 bis 21.30 Uhr
Tel. 05831-2529013
hotel-bennetts.de


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