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Warum Erwachsensein kein Traum sein muss: KURT-Kolumnistin Mia Anna Elisabeth Timmer denkt zum Geburtstag über ihr Alter nach

Mia Anna Elisabeth Timmer Veröffentlicht am 18.04.2024
Warum Erwachsensein kein Traum sein muss: KURT-Kolumnistin Mia Anna Elisabeth Timmer denkt zum Geburtstag über ihr Alter nach

Am Wochenende feiert KURT-Volontärin Mia Anna Elisabeth Timmer ihren 20. Geburtstag – die Redaktion gratuliert. Doch erwachsen fühlt unsere Volontärin sich noch nicht.

Foto: Privat

Wow – Zwanzig. Im April habe ich Geburtstag und frage mich: Bin ich erwachsen? Die zwölfjährige Mia dachte noch, wer in den Zwanzigern ist, der muss erwachsen sein. Nun bin ich mir damit gar nicht mehr sicher. Geht‘s dabei ums Alter? Ums Mindset? Ums Körperliche?

Volljährig bin ich ja nun schon seit fast zwei Jahren. Ich muss zugeben: Bisher genoss ich nur die Vorzüge dessen. Denn die Pflichten, die gab ich an meine Eltern und Großelten, meine Onkel und Tanten ab. Erst mal: Danke! Doch nun ziehe ich in meine erste eigene Wohnung, mehr und mehr Rechnungen trudeln ein, bei der Arbeit habe ich fordernde Aufgaben. Das gehört wohl zum Erwachsensein oder Erwachsenwerden dazu: Verantwortung.

Früher nahmen gestandene Männer diese Verantwortung in die Hand – das behaupten einige davon jedenfalls ständig. Wenn ich mir diese Männer heute angucke – dazu fällt mir nicht viel ein. Sie nennen mich ihr Mäuschen, sie bemängeln die Jugend und ihre eigenen Kinder – und dann nippen sie an ihrem Bier, als säßen sie in der perfekten Welt, während ihr Bild davon auseinanderbricht. Also wenn das erwachsenes Verhalten ist, dann will ich gar nicht erwachsen sein.

Vielleicht zählt es auch nicht, diesen Moment des Erwachsenseins zu erreichen. Ich will doch gar nicht stolz auf meinen Rasen starren, während ich mein formschönes Einfamilienhaus abbezahle und letztendlich denselben Tag immer wieder erlebe. Das kann nicht der Traum sein – zumindest nicht für mich.

Ich erinnere mich an die Oberstufe. Da hieß es oft, ich würde wirklich nie erwachsen – von Lehrerinnen und Mitschülern. Vor kurzem sagte einer von ihnen: „Mia, krieg Dich endlich mal auf die Reihe.“ Was soll ich denn bitteschön auf die Reihe kriegen? Und wieso überhaupt?

Ich wachse – so oder so. Selbst wenn ich auf der Stelle trete, selbst wenn ich gefangen bin, selbst wenn ich nie weitergehe. Ich sammle in meinem Im-Kreis-Laufen etliche Erfahrungen. Und die, die einfach alles auf die Kette bekommen, die verpassen vielleicht was. Anders als manch anderer versinke ich jetzt nicht im Erwachsensein. Furcht und Naivität, vielleicht Unreife genannt, schenken Chancen.

Ich bin dankbar. Dankbar, dass ich nicht weiß, was es bedeuten soll, erwachsen zu sein. Im Augenblick erlebe ich das als Freiheit. Das könnte ich hier ja noch ausführen, meint mein Chef. Doch da habe ich keinen Bock drauf.

Ich bin vielleicht echt gut darin, unreif zu sein. Verloren habe ich dadurch (bisher) nichts. Doch viele Erfahrungen gewonnen. Erwachsensein, das ist nicht mein Traum.


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