Glauben & Zweifeln

Hundertmal platziert, hundertmal ist viel passiert: KURT-Kolumnist Martin Wrasmann gratuliert – mit Bibel, Koran und Gottes Segen

Martin Wrasmann Veröffentlicht am 07.08.2022
Hundertmal platziert, hundertmal ist viel passiert: KURT-Kolumnist Martin Wrasmann gratuliert – mit Bibel, Koran und Gottes Segen

Daumen hoch vor Anerkennung: KURT-Kolumnist Martin Wrasmann gratuliert KURT zur 100. Ausgabe. Dieses Jubiläum veranlasste ihn dazu, ein klein wenig über die Zahl 100 nachzudenken.

Foto: Michael Uhmeyer

Liebes KURT-Team, mit der Vision, ein etwas anderes Magazin für unsere Stadt zu kreieren, seid Ihr vor knapp acht Jahren an den Start gegangen, sicherlich geprägt vom festen Glauben an den Erfolg und leisen Zweifeln ob eines möglichen Scheiterns. Werden wir uns eine Leser:innenschaft erschließen? – Ja das habt Ihr geschafft, hundertfach, tausendfach. Werden wir ein ausgewogenes Verhältnis von gutem Journalismus und qualitativer Werbung finden? Wird das veranschlagte Budget reichen? Mit all diesen Anfangsfragen und Überlegungen seid Ihr deshalb zum 100. auch in der Kolumne „Glauben & Zweifeln“ gelandet. 100 Ausgaben sind es geworden, mit durchschnittlich 100 Seiten, macht 10.000 Seiten, von denen ich insgesamt 100 schreiben durfte, bis heute. Das hat mich auf die Idee gebracht, meine Glückwünsche in das Centum, also in die Zahl 100 einzupacken.

Doch von Beginn an: Ihr habt Euch für ein Magazin entschieden, sicher wusstet Ihr, dass das Wort Magazin aus dem Arabischen stammt: anhäufen, speichern, aufbewahren. Ein Magazin fand Anwendung im Warenhandel, im Militär und im Zeitschriftenbereich. Nun, denke ich, hat Euer Magazin, außer vielleicht im Zeitschriftenbereich, mit den Ursprungsformen nichts zu tun. Dennoch hattet Ihr vom Start an Großes im Sinn und solltet Euch dann besser Megazin nennen.

Doch nun zur 100. Für die einen ist es ein Wunder, für andere Gottes Fügung. So heißt es im ersten Buch Moses: „Abraham war bei der Geburt seines Sohnes Isaaks 100 Jahre alt.“ Sicher nicht.
Aber der Verfasser des Buches Genesis wollte zum Ausdruck bringen: Wenn ich fest an etwas glaube, können Wunder geschehen. Oder anders formuliert: Mit dem Glauben an das Handeln Gottes geschehen Dinge, die nach normal-menschlichem Verstand unfassbar sind.

Ihr, liebes KURT-Team, habt keinen Schöpfungsakt nach 100 Jahren vollbracht, aber die Zahl Hundert zeigt, was möglich ist, wenn ich mit vollster Überzeugung hinter dem stehe, was ich plane.
Abraham ist nicht per se ein Erfolgstyp, aber jemand, der eine Vision verfolgt und der weiß: Plan und Vision gehören zusammen. Das mag auch die Formel Eurer Erfolgsgeschichte sein. Ich weiß, damals wurde der Name KURT als Abkürzung für „Kultur und regionale Themen“ gewählt. In der Übersetzung des Namens heißt Kurt (von Konrad abgeleitet) „kühner Ratgeber“. Kühn wart Ihr schon das eine oder andere Mal, als Ratgeber weniger belehrend, aber Rat und Tipps gebend, das macht Euch lesenswert.

Eine zweite Sinndeutung kommt aus dem Bereich der Spiritualität. In der Tradition werden Engeln besondere Fähigkeiten zugeordnet, wie etwa dem Schutzengel. Es gibt aber auch eine Ordnung der Engel nach Zahlen. Engel Nummer 100 ist eine sehr mächtige Zahl. Diese Zahl hat viele geheime Bedeutungen und kann sehr wichtige Botschaften von Engeln bringen. Wenn jemand Engel Nummer 100 hört, bedeutet dies, dass dieser Engel einen an die eigene innere Weisheit und den eigenen Ehrgeiz erinnert.

Nummer 100 sagt auch, dass es wichtig ist, alle Negativität loszuwerden und die Denkweisen stets zu prüfen. Am wichtigsten ist eine positive Lebenseinstellung, die hilft, alle Ziele zu erreichen. Na, das ist doch mal eine himmlische Ansage an die Zukunft: Bleibt bei dem Streben nach innerer Weisheit und Eurem Ehrgeiz, immer noch besser zu werden! Ich denke, es ist auch wichtig, das eigene Tun und Handeln kontinuierlich zu überprüfen, damit die Art zu denken und zu schreiben sich nicht im Boulevard der Alltäglichkeit verliert.

Auch der Koran hat es mit der Zahl 100: „Oder jemanden wie den, der an einer Stadt vorüberging, die war zerstört bis auf den Grund. Er sprach: Wie kann sie Gott nach ihrem Untergang wieder aufleben lassen? Da ließ Gott ihn für hundert Jahre tot sein, dann erweckte er ihn wieder. Er sprach: Wie lang hast Du verharrt? Er sprach: Ich habe einen Tag verharrt oder nur einen Teil des Tages. Er sprach: Nein! Du verharrtest hundert Jahre. Betrachte doch Deine Speise und Dein Getränk: Sie sind noch nicht verdorben […] Als es ihm klar geworden war, sprach er: Jetzt weiß ich: Gott ist aller Dinge mächtig.“

Die eigentliche Erzählung dieses Verses ist eindeutig: Jemand geht an einer zerstörten Ortschaft vorbei und fragt sich, ob selbst Gott sie wieder aufbauen könnte. Für diese Zweifel wird er bestraft, indem er für ein Jahrhundert zu Tode gebracht oder in einen Schlaf versetzt wird. Das führt ihm Gottes Allmacht vor Augen.

Ich übersetze das zu Eurer 100. Ausgabe: Wenn Ihr nicht in einen Jahrhundertschlaf versetzt werden wollt, solltet Ihr möglichst wenig zweifeln an dem, was Ihr macht. Und den Veröffentlichungen ein hohes Augenmerk schenken, dem Gehalt an Wahrheit und Kreativität, an Spritzigkeit und Professionalität – so wie Ihr es jetzt hundertmal getan habt. So seid Ihr fast unzerstörbar.

„Der Same, der auf guten Boden gesät wurde: Hier ist einer, der das Wort hört und versteht. Der trägt dann Frucht – sei es hundertfach, sei es sechzigfach, sei es dreißigfach“, so heißt es im Matthäus-Evangelium. Hundertfache Frucht – das wünsche ich Euch auch für die Zukunft, dass Worte und Berichte auf guten Boden fallen, das ist bei Eurer Leser:innenschaft in höchstem Maße zu erwarten, und sollte mal des Wortes Samen auf unfruchtbaren Boden fallen, schmälert das die hundertfache Frucht in keiner Weise.

Dann ist mir heute eine Werbung in den Sinn gekommen: „Nach der Auslieferung der neuen Matratze haben Sie 100 Tage die Möglichkeit auf der Matratze zu schlafen. Innerhalb dieser Zeit können Sie diese wieder zurückgeben.“ Ihr habt auf einer guten Matratze gelegen, weil Ihr fast schlafwandlerisch sicher immer wieder lokale Kernthemen entwickelt habt. Die Matratze muss gut sein, weil Ihr (fast immer) sehr ausgeschlafen agiert. Und die Matratze lässt Euch auch gerade vor Redaktionsschluss nach kurzem Schlaf immer noch aufgeweckt erscheinen. Ich würde sie behalten.
In diesem Sinn, auf weitere centesimesische, also hundert Ausgaben. Und wenn Ihr Euch fragt, warum ich es heute so mit Zahlen habe, schaut Euch meinen Geburtstag an: 11. November. Viel Energie wünsche ich Euch – oder in meiner Überzeugung: Gottes Segen.

Martin Wrasmann, katholischer Theologe aus Gifhorn, schreibt die monatliche KURT-Kolumne „Glauben & Zweifeln“. Beipflichtungen wie auch Widerworte sind stets willkommen. Leserbriefe gerne an redaktion@kurt-gifhorn.de.


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