Historisch viele Sorten im ältesten Gebäude Wittingens: Diana‘s Café besticht durch die Expertise einer Käsesommelière

Was nun die wichtigste Mahlzeit des Tages ist, darüber lässt sich freilich streiten. Morgenmuffel antworten darauf wohl anders als Frühaufsteher, und wer in die Spätschicht muss, hat einen anderen Ernährungsplan als jemand, der 9 to 5 arbeitet. Doch eine Sache, auf die möchte keiner verzichten: den Genuss. Denn ohne Genuss ist doch alles nichts. Und manchmal machen Orte allein das Genießen möglich – so auch Diana‘s Café, das in die Wittinger Altstadt mit seinen Frühstückvariationen und dem nachmittäglichen Kuchenangebot bittet. KURTs Gastro-Tester Malte Schönfeld und seine Begleitungen ließen sich diese Einladung nicht entgehen.

Anzeige

Auch wenn es Sonntag ist, an Ausschlafen war nicht zu denken. Früh schon knattert das kleine rote Auto meiner Begleitung vor, da sind meine Haare noch nass von der Dusche und riechen frisch nach grünem Apfel.

„Komm, Mensch, los geht‘s“, drängelt meine Begleitung mit offenem Fenster. „Wenn Du weiter so trödelst, haben die Bäume keine Blätter mehr.“

Auf Höhe von Schönewörde rückt sie dann auch mit der Sprache raus. Heute hätten wir noch einen Gast am Tisch, jemand Bekanntes, jemand GEWÄHLTES, sagt sie und wagt dabei einen vielsagenden Blick mit großen, runden Augen. Ruhig und friedlich liegt die Stadt Wittingen da, als wir in die Altstadt einbiegen.

Beinahe gleichzeitig erreicht auch unser Gast Diana‘s Café. Es ist der Landtagsabgeordnete Christian Schroeder, ein Kind der Region und nur wenige Kilometer entfernt aufgewachsen, wie er gleich erzählt. Wer könnte einem besser berichten über Wittingen, das Umland und die jüngere Geschichte des Nordkreises?

Wenn man in Diana‘s Café eintritt, empfängt einen gleich, nun ja, Diana Obsitos persönlich. Sie ist seit knapp einem Jahr die Pächterin im legendären Haus Kreyenberg, das als das älteste Gebäude Wittingens gilt und über der Eingangstür mit der Jahreszahl 1640 sicherlich für das eine oder andere Erstaunen sorgt. Das Mobiliar fängt diesen Geist ein, restaurierte Stühle und schwere Holztische aus dem 19. und 20. Jahrhundert empfangen die Gäste, die aus den rustikalen Kastenfenstern auf die Fachwerkhäuser blicken dürfen. Blumengestecke und Pflanzen wechseln sich mit feinem Porzellan ab.

Bekannt ist Diana‘s Café für Frühstück, Mittagstisch wie Rote-Bete-Burger, Porreesuppe oder frische Salate und die zauberhaften Kuchen am Nachmittag. Wir nehmen zwei Käsefrühstücke und ein süßes Frühstück, dazu wähle ich einen Chai mit Hafermilch.

Schon zuvor hatte ich gelesen, dass Diana Obsitos eine Käsesommelière sei, was auch die große Auswahl an unterschiedlichen Sorten erklärt. Ich glaube, noch nie hatte ich so viel Abwechslung auf dem Teller – ganz fantastisch. Und geschmacklich spannen sie ein weites Netz an Aromen: mild und buttrig, feinwürzig und cremig, schnittfest und intensiv, leicht säuerlich und pikant. Als Pendant kann ich nur den Obstsalat loben. Frische Elemente bringt außerdem die Gemüse- und Salatbeilage. Den Sweet Spot übernimmt eine Aprikosenkonfitüre, über die ich mich besonders freue. Abgerundet wird das Menü durch ein gekochtes Ei.

Schon beim ersten Blick auf die Karte hatte ich die hausgemachte Limonade fixiert, dafür bin ich immer zu haben. In Diana‘s Café besticht sie mit sommerlichem Punch von Minze und Limette, was natürlich besser kaum geht. Und so schlürfe ich fröhlich an meinem kühlen Getränk, während Christian Schroeder vom Erwachsenwerden in Wittingen plaudert, von der Kneipe seiner Familie, die Generation für Generation weitergeführt wurde, von der Schlachterei neben dem Haus Kreyenberg. Vorher war mir auch nicht bewusst gewesen, welche Bedeutung das einstige Rockcafé für Wittingen hatte, doch so lebendig wie unser Gast in Erinnerungen schwelgt, bin ich fast ein bisschen neidisch darüber, nicht auf einem Donnerstag ein paar Bierchen in dieser geschichtsträchtigen Schankwirtschaft verbracht zu haben. Da bestelle ich doch glatt noch ein Brötchen mehr.

Nach knapp drei Stunden und einem reichhaltigen Frühstück heißt es Abschied nehmen. Das heimatliche Knarzen der Dielen begleitet uns auf dem Weg vor die Tür. Einfach historisch.