Kopfüber-Kolumne

Habeck oder Baerbock? In der KURT-Redaktion wird gewettet auf die Kanzlerkandidatur der Grünen

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 17.04.2021
Habeck oder Baerbock? In der KURT-Redaktion wird gewettet auf die Kanzlerkandidatur der Grünen

Wer wird Kanzlerkandidat*in der Grünen? Robert Habeck oder Annalena Baerbock? In der KURT-Redaktion wurde bereits gewettet – was unseren Kolumnenschreiber an Nächte am Roulettetisch erinnert.

Foto: Raimond Spekking/Scheint Sinnig/CC BY-SA 4.0/ (Pixabay/Wikipedia)/Montage: Arni

Dienstag, Redaktionsschluss für die frisch erschienene Print-Ausgabe unseres Magazins. Auf dem Schreibtisch ein vollgeschriebener Block, zwei Kugelschreiber, Flecken vom schwarzen Tee in der leergetrunkenen Tasse. Im Türrahmen KURT-Herausgeber Bastian Till Nowak, angelehnt und gut angezogen. Wir sprechen über die Bundestagswahl im September. Die Kampfwoche der Kanzlerkandidaturen. Zoff in der Union, es wird giftig. Und wer macht‘s wohl bei den Grünen, Baerbock oder Habeck? Der Herausgeber vermutet Habeck, der Schreiber dieser Kolumne Baerbock. Erhitzte Diskussion, und dann: Wollen wir wetten?

Man kann keine Bundesliga-Konferenz mehr gucken, ohne dass man von Alleswerber Oliver Kahn zur Spielsucht gestrieben wird. Eine ganze Generation von Kindern wird in dem Glauben groß, dass der Titan nie einer der größten Fußballer Deutschlands war, sondern seinen Spitznamen lediglich einem seltsam hohen Berg an Pokerchips zu verdanken hat.

Oder Boris Becker, ebenfalls als Testimonial für Online-Poker in einer Grauzone unterwegs. Später dann nicht im Spiel, sondern im realen Leben: Pleite. Angeblich. Der einstige Wimbledon-Sieger, Becker-Faust, Bobbele – scheint alles vergessen im Hinblick auf seinen Sellout.

Die Sportler können vom Zocken nicht die Finger lassen. Einmal gezockt, immer gezockt. Und Wetten ist ja auch nichts anderes als Zockerei. Nervenkitzel, Aufregung, Dopaminlawine. Habeck oder Baerbock? Zum Dienstag, Redaktionsschluss, stehen die Kanzlerschaft-Quoten eines Online-Wettanbieters bei 1:6 (Baerbock) zu 1:17 (Habeck). Nach Absicherung fühlt sich das für mich nicht so richtig an. Das Schöne daran: Um Absicherung geht es ja auch gar nicht.

Es gab eine Zeit, da habe ich mit vier, fünf Freunden regelmäßig Geld in der Spielbank verspielt. Auto vollgemacht, Tangente runtergeballert, in Wolfsburg kurz bei der Bank angehalten, zwei bis fünf Scheine in der Hand, an der Kasse den Ausweis vorgezeigt und danach: Freibier, Freiwein, Geld in den Schlitz, Blick auf den Roulettetisch gerichtet. Rot, Schwarz, Rot, Rot, Rot, Rot, Grün, Schwarz, Rot, Rot. Mein Kopf denkt: Rot läuft gut. Mein Kopf weiß aber auch: Eigentlich egal, ist ja Glücksspiel. Ich setze auf Rot – es kommt Schwarz.

Bei der Wette, ob Habeck oder Baerbock, geht es nicht nur um das unbezahlbare Gefühl der Rechthaberei. Auch geht es um einen Karton Weißwein, „für den gemeinsamen Verzehr“, so der Herausgeber.

In der Spielbank ist es wirklich sekundär, in welcher der 37 Klammern die Kugel liegen bleibt. Ein schöner Abend, sediert im Sessel sitzend, immer in dem Wissen, dass man hier gerade Geld ausgibt und nicht einnimmt. So stelle ich mir auch den Lebensabend vor: In der Sitzschale einer Trabrennbahn, die Sonne hoch am Himmel, unten peitschen die Pferde tierquälerisch und mit Scheuklappen isoliert ihre Meter, der Wettschein in der Hand, das weiße Hemd um zwei Reihen aufgeknöpft, die Sonnenbrille von Tom Ford droht zu rutschen, die Seiten des Brevier flattern im Wind. Und gebräunt, natürlich muss man gebräunt sein.

Der große Vorteil der Habeck-Baerbock-Wette ist zweifellos der positive Outcome. Sollte der Kolumnenschreiber gewinnen, steht eine vollends kostenfreie Weinprobe zu Buche. Behält der Herausgeber recht, so mag es wohl teuer werden, doch der gemeinsame Verzehr verschmerzt die Enttäuschung.

Darin liegt auch der Schlüssel. Nicht unbedingt zum Erfolg, vielleicht aber zum Umgang. Eine Wette geknüpft an ein soziales Arrangement – warum nicht? Wichtig ist bloß, in der Frage der Kanzlerschaft nicht auf Olaf Scholz zu setzen. Da liegen die Quoten nämlich bei 1:21. Sorry, SPD.

Malte Schönfeld schreibt die monatliche Kopfüber-Kolumne. Zerbrecht Ihr Euch auch manchmal den Kopf über irgendetwas? Oder ertragt Ihr Maltes Kolumnen einfach nicht mehr? Leserbriefe gerne an redaktion@kurt-gifhorn.de.


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