KURT vor Ort

Das gab's ja hier noch nie: GWG-Mieter finden Hänger-Konzerte der Kreismusikschule Gifhorn außerordentlich gut

Marieke Eichner Veröffentlicht am 01.10.2020
Das gab's ja hier noch nie: GWG-Mieter finden Hänger-Konzerte der Kreismusikschule Gifhorn außerordentlich gut

Zlatko Baban (von links), Peter Bönisch, Stefan Bolte, Hans-Jürgen Kampa und Jens Buchwald spielten als Jazz-Ensemble am Mittwochabend an drei verschiedenen Orten in Gifhorn für GWG-Mieter ein sogenanntes „Hänger-Konzert“.

Foto: Çağla Canıdar

Wer musiziert denn da so spät durch Nacht und Wind? Es ist das Jazz-Ensemble der Kreismusikschule Gifhorn! Die fünf Musiker spielten am Mittwochabend an drei verschiedenen Standorten vor den Balkonen von Mietern der Gifhorner Wohnungsbau-Genossenschaft (GWG). Die sogenannten „Hänger-Konzerte“, bei denen die Musiker von einem Anhänger der GWG aus die Anwohner beschallen, fanden zum ersten Mal Anfang Juli statt. „Beim ersten Mal konnten wir nicht den gesamten Wohnungsbestand abdecken“, bedauert GWG-Geschäftsführer Andreas Otto. Deshalb und auch aufgrund der positiven Resonanz, auf die das Kooperationsprojekt stieß, tourte das Jazz-Ensemble jetzt erneut durch Gifhorns Wohngebiete.

„Wir sind einfach ein Haufen Musiker, die Lust haben zusammen zu spielen“, erklärt Saxophonist Hans-Jürgen Kampa das Konzept des Jazz-Ensembles vor dem ersten Stopp der einen Abend andauernden Mini-Konzert-Tournee auf dem Garagenhof am Höhenweg/Ecke Kirchweg. Während seine Band-Kollegen Scheinwerfer verkabeln, hält Hans-Jürgen Kampa Rücksprache mit Andreas Otto. Der freut sich, den GWG-Mietern am Kirchweg etwas Abwechslung in den Corona-Alltag zu bringen. „Hier wohnen vor allem ältere Mieter. Immerhin war dieses Gebäude das erste, das wir 1956 als Genossenschaft übernahmen“, berichtet der GWG-Geschäftsführer – und gerade für Ältere, die nach wie vor zu Hause bleiben, hat sich in den vergangenen Monaten eben keine Normalisierung eingestellt.

Horst Papenfuß wohnt schon seit 19 Jahren im Kirchweg – und erlebte am Mittwochabend sein erstes Balkon-Konzert.

Foto: Çağla Canıdar

Ganz so lange wohnt Horst Papenfuß noch nicht im Kirchweg – aber immerhin „schon 19 Jahre“, betont er. „Seit 2001. Wenn ich auch schon vieles vergessen habe – aber das nicht“, lacht der freundliche Mann. Seine Frau könne nicht mehr so gut laufen, berichtet er, deshalb höre sie von drinnen zu. Er aber möchte sich diesen Anblick nicht entgehen lassen. „Das ist das erste Konzert, das ich von meinem Balkon aus höre“, freut Horst Papenfuß sich. „Das kann gerne öfter mal passieren.“

Kassiara Konstantina lauscht dem Konzert des Jazz-Ensembles gemeinsam mit Mann und Hund, die sich aber beide vor der Kamera verstecken.

Foto: Çağla Canıdar

Auch Kassiara Konstantina ist begeistert von der „sehr, sehr schönen Idee“. Sie wohnt seit dem vergangenen Januar im Kirchweg. Gemeinsam mit Mann und Hund hat sie es sich auf dem Balkon gemütlich gemacht, in den Blumenkästen strahlen die Lichterketten mit dem breiten Grinsen auf ihrem Gesicht um die Wette.

Während Kontrabassist Stefan Bolte und Altsaxophonist Jens Buchwald ihre Instrumente bereit machen, tönt es von einem der Balkone: „Gibt’s eigentlich auch Bratwurst?“ Da muss Trompeter Peter Bönisch lachen: „Eigentlich war das der Plan – aber bei Rewe gab’s keinen Einweg-Grill mehr.“ Bevor Laute der Enttäuschung über den Hof schallen können, verkündet er: „Aber wir haben einen Glühweinkocher und Gühwein dabei!“

Irmina Malcherczyk (links), Elisabeth Kansy und Reinhard Malcherczyk sind voller Vorfreude. Alle drei finden das Anhänger-Konzert „außerordentlich gut“.

Foto: Çağla Canıdar

Die Lichttechnik ist fertig verkabelt, der Anhänger steht stabil – jetzt werden Elisabeth Kansy, ihre Schwägerin Irmina Malcherczyk und deren Mann Reinhard ganz aufgeregt. Alle drei stehen erwartungsvoll auf dem Balkon. „Na sowas aber auch, das gab’s ja hier noch nie“, staunt Elisabeth Kansy freudig. Ihr jüngerer Bruder Reinhard Malcherczyk mutmaßt: „Na, die wollen einfach ein bisschen gute Stimmung machen.“ Alle drei sind sich einig: So ein Anhänger-Konzert finden sie „außerordentlich gut“.

Dann hat auch Zlatko Baban sein digitales Klavier angeschlossen – das Jazz-Ensemble der Kreismusikschule Gifhorn ist startklar. GWG-Geschäftführer Andreas Otto spricht eine kurze, aber herzliche Begrüßung ins Mikrophon – nun gibt Hans-Jürgen Kampa den Takt vor und die fünf Musiker legen los. Und als die ersten Töne über den Hof schallen, sitzt Frau Papenfuß – die eigentlich von drinnen aus zuhören wollte – nun doch neben ihrem Mann Horst auf dem Balkon.

GWG-Geschäftsführer Andreas Otto (vorn) scherzt: „Ich singe heute nicht – und das ist vielleicht auch besser so.“

Foto: Çağla Canıdar

Weitere Spielorte waren am vergangenen Abend der Wendehammer in der Straße „Hohe Luft“ und der Lindenhof. GWG-Geschäftsführer Otto macht neugierig: „Wir versuchen, alle zu erreichen. Wahrscheinlich machen wir das noch ein drittes Mal!“ Das würde sicher nicht nur die GWG-Mieter entzücken – auch die fünf Musiker des Jazz-Ensembles der Kreismusikschule Gifhorn freuen sich stets über den begeisterten Applaus.


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