Musik

Der Sturm wehte die Songs aus der Schublade: Der Gifhorner Herwart Sass bringt seine neue EP „Mond“ auf die Bühne im H1

Matthias Bosenick Veröffentlicht am 18.02.2023
Der Sturm wehte die Songs aus der Schublade: Der Gifhorner Herwart Sass bringt seine neue EP „Mond“ auf die Bühne im H1

Ob Classic-Superbikes-Museum, Traditionskneipe oder Open Stage: Herwarts musikalische Spuren finden sich in ganz Gifhorn.

Foto: Patrick Mäiß

Wie aus etwas Zerstörerischem etwas Fruchtbares wird: Weil ein Orkantief 2018 seinen Vornamen erhielt, fand der Gifhorner Herwart Sass die Inspiration dafür, seine jahrzehntelang in Schubladen schlummernden deutschsprachigen Songs mit befreundeten Musikern professionell im Studio zu produzieren und einzuspielen. Die Ergebnisse: die EP „Mond“ und das Album „Sturmtief“. Beide stellt er mit den an der Produktion beteiligten Musikern als Band am Samstag, 25. Februar, in der Gifhorner Bier- und Rock-Bar H1 im Rahmen der „Mond-Tour“ vor. „Der Auftakt für mehr“, verspricht der 58-jährige Chef der Kiwi-Musikschule. „Ich möchte mit meiner Musik in Bewegung bleiben bis zur 6 – und noch ein wenig weiter.“

Herwarts CDs, „Mond“ und Strumtief“, haben einen langen Vorlauf. „Ich bin musikalisch über 25 Jahre unterwegs“, so der Musiker. Seit 30 Jahren ebenfalls als Freiberufler. „Meine erste Priorität gilt der Existenzsicherung“, macht er deutlich. „Aber Musik liegt und lag mir immer am Herzen, auch wenn ich sie oft zurückgestellt habe.“ Kein Grund jedoch, nichts mit Musik zu unternehmen, wenn auch nur „nebenbei“, so ging er immer wieder „neue Projekte“ an, in denen er seine musikalischen Erfahrungen und die Freude an Musik mit anderen vertiefte. Auch Party-Coversongs gehören dazu. „Ich spiele gerne mit André Borawski – Gitarrist bei Creeperhead, Van Damned, Creeper 2 und Red – Duo-Sachen ohne großes Marketing-Getöse. In die Fuzo stellen und Coversongs runterbrettern, die wir gerade angesagt finden.“ Seine eigenen Songs habe er immer zurückgestellt.

Bereits mit seinen ersten Bands verfasste Herwart eigene Texte auf Deutsch, damals als 15-Jähriger mit Regenbogen, später mit Come Away und Dito fing alles an. „Unsere ersten Versuche mit Musik starteten wir mit Songs von den Stones und den Beatles, bis wir den ersten selbstkomponierten Song fertig hatten, die Freude daran ist bis heute geblieben.“ Die bildet den Grundstein für eine ganze Reihe an Eigenkompositionen, die er nun für „Sturmtief“ und „Mond“ zusammentrug. „Meine Texte, 30 Jahre Leben, auch aus meinem.“ Neue Songs finden sich ebenso in den Aufnahmen, die ab 2018 im Horizont-Studio in Nienburg stattfanden. Auslöser dafür war das Sturmtief Herwart. „Ich fand den Zusammenhang gut, so könnte man Leben beschreiben“, erläutert der Musiker. „Das Album ist mein Tagebuch als Musiker und Künstler.“

Schon mit 15 Jahren textete Herwart Sass auf Deutsch. Für die „Mond-Tour“ konzentriert er sich ebenfalls auf den Gesang.

Foto: Patrick Mäiß

Seine Mitmusiker sind langjährige Bekannte aus der Szene. Als Schlagzeuger gewann er den Braunschweiger Matthias „Matti“ Wandersleb, der in diversen Bands spielt. Am Bass steht der Gifhorner Christian Köller, unter anderem bekannt von Gate4Five, dem Christian-Köller-Quartett, und der früheren Moorkater-Band. Auch Herwart musizierte mit ihm schon einmal: zusammen mit Caro Nixdorf als Carolean. Die E-Gitarre spielt Lukas „Luke“ Schröder aus Nienburg. „Mit einem richtig guten Ton“, schwärmt Herwart. Erik Regul, Horizont-Studio-Inhaber, Produzent, Mix- und Masterchef des Albums, steuert hier Keyboard, Klavier und mehr bei. So soll es auch beim Konzert sein. Herwart selbst spielt maximal die „Akustikwanne“ an diesem Abend. „Vielleicht irgendwann mal wieder meine Tele, wichtiger sind mir zurzeit Songwriting und Gesang, das nimmt genug Zeit in Anspruch.“ Nun liegen also „Sturmtief“ mit elf und „Mond“ mit vier Liedern als CD vor, beide eingespielt mit den Musikern, die auch beim Konzert in der Gifhorner Bier- und Rock-Bar H1 dabei sind. Mit einigen Ausnahmen, es gab Unterstützung bei den Aufnahmen: Arne Juschkat und Erik Regul halfen am Schlagzeug, an der E-Gitarre André Borawski und Santiano-Musiker Dirk Schlag, am Bass Christian Köller. Mike Kenstel von Creeperhead und Creeper 2 sowie Elena Delliponti trugen Backinggesänge bei.

„Es war ein kleiner Lebenstraum, mich im Studio zu verkriechen und kreativ zu arbeiten, die Zeit habe ich mir ab 2018 diszipliniert genommen“, so Herwart. Dieser Traum ging in Erfüllung – eigentlich früher mit der Fertigstellung geplant, aber „große Ereignisse haben die Abläufe verballert“. Vorteil für die Gäste der Premiere: Sie können gleich beide CDs hören – und bei Gefallen mitnehmen. Als Stream gibt es beide Veröffentlichungen ebenfalls. Das zeitlich Versetzte findet sich jetzt immerhin noch im Namen der Shows wieder: Die „Mond-Tour“ startet jetzt und, so Herwart, „wenn es gut geht“, 2024 die „Sturmtief-Tour“.

Herwart konnte für Aufnahmen im Nienburger Studio den Sohn der Stadt Lukas „Luke“ Schröder an die E-Gitarre holen.

Foto: Siggi Pöllmann

Weil Herwart live so umtriebig ist, kam es noch zu einer besonderen Kooperation. Als Sänger der zurzeit inaktiven Bonanza Revival Band aus dem Nordkreis pflegt er noch guten Kontakt zu seinen damaligen Mitmusikern, darunter Horst Edler, der im März das Classic-Superbikes-Museum im Gifhorner Glockenpalast eröffnet. Dafür verwendet er Herwarts Song „Reise“ vom Album „Sturmtief“ als Aufmachersong. Den Komponisten freut‘s: „Horst erwartet viele Besucher im Jahr“, schließlich sei das Museum das größte für die ausgestellten Baujahre in Europa, und Herwart hofft, dass seine Musik auch auf diesem Wege einige interessierte Musikfreunde erreicht.

Als wären die Proben für die „Mond-Tour“ nicht schon auslastend genug, trifft sich Herwart zurzeit wieder mit einem Teil seiner zweiten Band Come Away. „Zum Musikmachen und zum Plaudern über alte Zeiten mit guten Getränken.“ Letztlich brauche es zum Musikmachen nur Freunde, die einige handwerkliche Sachen auf ihrem Instrument beherrschen und den Mut haben, diese vor Publikum darzubieten. Mit André Borawski etwa fährt er als Coverduo „Kiwi 2“ ohne Proben zu Gigs, besteigt mit ihm die Bühne. „Mit drei, vier Hände voll guter Coversongs im Gepäck, sich überraschen lassen und Spaß haben, entweder es klappt oder es klappt weniger, aber meistens geht immer etwas.“ Und, so hofft er, lässt sich auf solch einem Wege vielleicht auch die Bonanza Revival Band wiederfinden.

Matthias „Matti“ Wandersleb aus Braunschweig spielt das Schlagzeug auf Herwarts Platte und beim Konzert.

Foto: Siggi Pöllmann

Regenbogen, Come Away und Dito waren die Anfänge, bis zum „Sturmtief“ war Herwart an diversen Produktionen, Livegigs und Gemeinschaftsarbeiten beteiligt, darunter mit Olaf Heyer, Manuel Credé, Knut Könecke, Lina May, Steffi C., als Duo mit Siggi Pöllmann und in etlichen Sessions mit unterschiedlichen Musikern auf der Open Stage in der Gifhorner Grille. Das jüngste Spontanprojekt aus dem vergangenen Sommer hört auf den Namen „Dieschonwiedas“. Herwart erzählt: „André und Mike von Creeperhead machen viel im H1, auch Gartensessions und etliches mehr.“ Als dann im zurückliegenden Sommer wieder Veranstaltungen möglich wurden, fragte H1-Chef Holger Hirsch nach einem Gig im Garten. Sie sagten zu – allerdings mit der Bitte, Felix Härtel und Herwart als zusätzliche Sänger an Bord zu nehmen, im Stile mehrstimmiger Gesänge nach dem Vorbild solcher Bands wie America oder den Eagles.

„Gedacht, getan und ab in den Garten“, so Herwart. „Was fehlte, war ein Bandname, weil alle aber sowieso ständig irgendwie, irgendwann, irgendwo mal im H1 zu hören waren, entstand Dieschonwiedas. So geht es zu unter Gifhorner Musikern.“ Herwart lacht. „Wir kennen uns hier, nach fast zehn Jahren Open Stage, bei der ich von Anfang an mit dabei war, kenne ich fast alle, eine gute Szene.“

Und diese Szene bekommt nun neues Material, mit „Mond“ und „Sturmtief“. „Wir werden live die CD spielen und einige Songs aus alten Zeiten dazu“, verspricht Herwart. „Wir sind gespannt auf guten Sound und mehr.“ Er lächelt dankbar. „Es ist ein saugutes Album geworden.“

Herwart & Band
„Mond-Tour“
Samstag, 25. Februar, 20 Uhr
H1 – Bier- und Rock-Bar
Steinweg 26, Gifhorn
Eintritt frei

EP „Mond“, 4 Lieder
Album „Sturmtief“, 11 Lieder


Coole Leute gesucht – wir stellen ein!

Informiere Dich über Jobs in unserem Medienhaus! Wir sind auf der Suche nach tollen Menschen, die bei uns einsteigen möchten.

Mehr erfahren