Essen & Trinken
Bitte lasst mich doch jeden Tag so frühstücken: Das Café Weitblick in Gifhorn bereichert mit Shakshuka, Smoothies und Kuchen
Malte Schönfeld Veröffentlicht am 07.07.2025
Selbst bei bewölktem Grauschleier-Himmel ist das Café Weitblick im Herzen Gifhorns immer einen Besuch wert. KURTs Gastro-Tester Malte Schönfeld und seine Begleitungen trafen sich dort zum großen Brunch.
Foto: Bastian Till Nowak
Wie viele Stunden verbringt man in seinem Leben damit, hektisch und langweilig zu frühstücken? Schnell auf zwei Scheiben Brot einen Emmentaler geworfen, roh und brutal von der Gurke abgebissen, alles wird mit lauwarmem Leitungswasser hinuntergestürzt. Oder stets die ungesunden, laschen Cornflakes – so kann ja kein Tag vernünftig starten. Was überhaupt möglich ist, zeigt dagegen das Café Weitblick am Cardenap. Mitten im Herzen Gifhorns lässt sich erkunden, wie vielseitig ein Frühstück wirklich sein kann – und weshalb es manchmal auch in Ordnung ist, sich schon mittags an einem herrlichen Stück Kuchen zu erfreuen.
Ich bin schon ein bisschen aufgeregt, als ich morgens die Bettdecke zur Seite schlage, beide Beine über die Kante drehe und die nackten Füße aufsetze. Normalerweise würde ich jetzt schnell Zähne putzen, mich duschen und anziehen, um in plusminus 30 Minuten in der Küche zu sitzen und für meinen Joghurt einen Apfel der Sorte Pink Lady in gleichgroße Würfel zu schnibbeln. Ist aber heute nicht nötig – und deswegen bin ich aufgeregt.
Gut zwei Stunden später stehe ich vor dem für mich immer noch ziemlich neuen Mühlenquartier, dort, wo einst die Gifhorner Getreidemühle in den Himmel ragte, und die Silos aussahen wie geruhsame Wachposten des nördlichen Endes unserer Stadt. Nun sind die rostigen Silos einem modernen Turm gewichen, der mich an den CN Tower in Toronto erinnert. So cool, denke ich, so cool wie meine Heimatstadt sein Erscheinungsbild wandelt. Wie es hier wohl in 200 Jahren ausschaut?
Tierisch lecker und unbedingt eisgekühlt zu genießen sind im Café Weitblick die fruchtig-süßen Smoothies.
Foto: Bastian Till Nowak
Oben angekommen setze ich mich an einen der freien Tische – es ist fast zweitrangig, wo genau man sitzt, denn sobald man durch die hohen Fenster in die Ferne blickt, gibt‘s überall Spannendes zu beobachten. Dahinten stehen vier Handwerker mit leuchtend gelben Helmen auf dem Glockenturm der St. Nicolaikirche. Unten rauscht die Ise. Und wie unheimlich grün unsere Stadt von hier oben ausschaut, das überrascht mich dann doch sehr.
Wie ich so aus dem Fenster starre und mich in der Schönheit der Stadt verliere, merke ich gar nicht, wie meine Begleitungen an den Tisch treten.
„Prächtige Entscheidung“, sagt die eine und drückt fast die kleine Nase an die Fensterscheibe.
„Sehr prächtig“, meint die andere und bildet mit der flachen Hand einen Sonnenschutz über den Augen.
Schnell haben wir gewählt: Für meine Begleitungen gibt‘s ein Brötchen-Käse-Frühstück mit Gemüse- und Obst-Highlights, ich wähle das Shakshuka, über das ich mich beim Lesen der Karte ungemein freue. Genauso groß ist nach dem ersten Schluck meine Begeisterung über die Smoothies, meiner glänzt mit dem Mix aus Ananas, Banane, Mango und Spinat. Ein großer Sip durch den Strohhalm – einfach überragend, einfach fruchtig.
Für unseren Gastro-Tester Malte Schönfeld kann es fast nichts Besseres geben: Shakshuka erfüllt alle Kriterien eines deftigen Frühstücks.
Foto: Bastian Till Nowak
Für die Gifhorner Gaumen möglicherweise unbekannt ist Shakshuka – im Café unter dem Namen „Miriams heißes Pfännchen“ zu bestellen – ein deftiges Gericht aus der israelischen und arabischen Tradition, bei dem als Basis häufig Zwiebeln und Tomaten angebraten werden, ehe im Sud Eier hart garen. Schließlich garniert man es mit Koriander, dessen zitroniges und leicht pfeffriges Aroma die pikante Basis fabelhaft ergänzt. Und man muss an dieser Stelle auch die Küche des Weitblicks loben, deren vollmundiges Shakshuka nicht nur sehr gelungen ist, sondern auch eine für mich große Lücke in der Gifhorner Gastronomie schließt.
Wie ich so die Reste meiner Auflaufform mit dem knusprigen hausgemachten Brot auftunke, bekomme ich aber noch Lust auf weitere Leckereien. Etwas neidisch schaue ich verstohlen auf die Etagère meiner Begleitungen, die mich jedoch walten lassen. Also bestelle ich noch ein weiteres Brot und mache mich an den Frischkäse und die Paprika-Stäbchen. Wunderbar. Mutig bestelle ich einen Espresso dazu, was ich mich sonst nie trauen würde. Denn es kann mir schon mal passieren, dass ich wegen Koffein einen Kontrollverlust erleide und tatsächlich so etwas wie einen Filmriss bekomme. Und das nöchte man so früh im Tag doch besser vermeiden.
Himmlisch: Der Käsekuchen mit Beeren-Topping ist das perfekte Dessert.
Foto: Bastian Till Nowak
Das Café Weitblick ist aber nicht nur ein guter Ort, um zu frühstücken. Chefin Tanja Weber und ihr Team bieten ebenfalls für den Mittagspush ihre saisonalen Süppchen an, den Abend soll man dazu mit einem kühlen Cocktail genießen. Egal, zu welcher Tageszeit man das Café betritt, es wartet immer das passende Angebot.
Für uns ist nun aber noch keine Cocktailzeit, dafür besteht aber Kuchenlaune. Schon die ganze Zeit über hatten die süßen Verlockungen aus ihrer Vitrine zu mir gelächelt. Sechs, sieben Kuchen und Torten – wer könnte da schon widerstehen? Lange brauche ich nicht, um mich zu entscheiden, denn sobald ein Käsekuchen bereitsteht, wird der auch verputzt. Besser kann‘s in diesem Fall gar nicht laufen, denn alleine beim farbenfrohen Beerenmix-Topping bekomme ich ganz weiche Knie.
Irgendwann müssen wir aber aufbrechen. Glücklich und zufrieden schaue ich ein letztes Mal aus dem Panoramafenster. Warum kann nicht jedes Frühstück so aussehen, frage ich mich tief beschwingt.
Café Weitblick
Cardenap 12c, Gifhorn
Öffnungszeiten 1. Juni bis 31. Juli:
Mo., Di., Do. 8 bis 17 Uhr
Fr. 8 bis 22 Uhr
Sa. 9 bis 22 Uhr
So. 9 bis 17 Uhr
Tel. 05371-7500771
weitblick-gifhorn.de