KURT vor Ort

Bin ich echt zu doof, um den Feger zu bedienen? KURT-Praktikantin Mia wagt sich ans Steuer einer zuckersüßen Kehrmaschine

Mia Anna Elisabeth Timmer Veröffentlicht am 28.11.2020
Bin ich echt zu doof, um den Feger zu bedienen? KURT-Praktikantin Mia wagt sich ans Steuer einer zuckersüßen Kehrmaschine

KURT-Praktikantin Mia entdeckt die City-Cat und macht sich mit Technik und Ausblick aus der Kehrmaschine vertraut.

Foto: Michael Uhmeyer

Einmal selber Kehrmaschine fahren! Zumindest mitfahren dürfen – das war eine Ferienspaß-Aktion, die sich Gifhorns Jugendförderung und der Abwasser- und Straßenreinigungsbetrieb der Stadt Gifhorn (ASG) gemeinsam ausdachten. Zahlreiche Kinder meldeten sich an. Wann sonst hat man schon mal die Chance, auf einer dieser supercoolen Maschinen mitfahren zu dürfen? Das meinte auch KURT-Praktikantin Mia Anna Elisabeth Timmer. Also griff der Chefredakteur zum Telefon: „Hallo? ... Aha? ... Ja, klar, kein Problem!“ Mia durfte sogar selbst ans Steuer – doch das war schwieriger als gedacht.

Be-bumm. Wieder fahre ich nicht richtig an. Ich sitze hier auf einer Kehrmaschine und trotz Peter Schwaners lieber Einweisung bekomm‘ ich es nicht hin. Immer wieder will ich mein Vehikel voranbringen – und immer wieder bleibt es stehen. Zum Glück gibt Peter nicht auf – und dann wird auch mir endlich klar, dass so eine Kehrmaschine kein Auto ist, sondern eine Sache für sich. Sobald man Gas gibt, kommt was. Und wenn man den Fuß vom Gas nimmt, steht die Maschine. Ruckartig. Be-bumm.

Als sich die bestialisch großen Fahrzeuge näherten, war ich beeindruckt. Dann kamen noch zwei kleinere Kehrmaschinen hinterher, die sonst auf Gifhorns Gehwegen und in der Fußgängerzone unterwegs sind – City-Cats heißen sie. Und ich verguckte mich sofort; malte mir aus, wie ich mit meiner besten Freundin und Katzenbabys cruise. Da erinnerte ich mich an etwas: Ich hege schon lange eine Liebe zu Grubenwalzen, ein Fahrzeug für Baustellen – also eigentlich habe ich keine Ahnung, wofür das Ding ist. Aber die Vorstellung so etwas zu besitzen, so einen putzigen Baustellenhelfer, ist einfach wunderschön. Am liebsten würde ich ihn mit Sekt auf den Namen Grubenwalzi taufen. Albern? Ja, okay...

Die großen, kräftigen Männer des Abwasser- und Straßenreinigungsbetriebs der Stadt Gifhorn (ASG) zeigen stolz ihre maschinellen Kollegen, ohne die ihr Job deutlich anstrengender wäre.

Foto: Michael Uhmeyer

Aus dieser Erinnerung heraus war ich nun richtig begeistert, eine Kehrmaschine fahren zu dürfen. Ganz anders als am frühen Morgen – da war ich noch alles andere als angetan von dem Gedanken, mich in so etwas puzzeln und das Ding dann auch noch fahren zu müssen. Ich zweifelte – an der Tagesaufgabe genauso wie an meinem gesamten Leben: Was ist schon ein Praktikum? Was ist schon Abitur? Was ist schon meine Zukunft? All diese Zweifel zerstörte nun aber der Anblick der süßen City-Cat.

Aus den niedlichen Gefährten stiegen große, kräftige Männer. Für den KURT-Fotografen posierten sie erst mal stolz vor ihren Maschinen.

Eigentlich richtet sich die Ferienspaß-Aktion ja an Kinder. „Das ist super spaßig“, meint dann auch der neunjährige Pelle. Das Mitfahren reicht ihm völlig – doch ich will natürlich mehr.

Aaaaaaah, so funktioniert das also! Beim Anblick des Motors macht KURT-Praktikantin Mia noch einen recht versierten Eindruck...

Foto: Michael Uhmeyer

Also frage ich noch mal lieb und versichere, dass ich mindestens den Führerschein der Klasse A1 schon hätte. Peter weist mich ein. Schon seit 35 Jahren arbeitet er als Kehrmaschinenmensch. Dieses süße Maschinchen zu fahren, ist schon ziemlich anstrengend. Wie kompliziert muss dann erst die Bedienung der großen Fahrzeuge sein? Daniel Walenwein steuert so eines – früher war er LKW-Fahrer, doch seit 21 Jahren fährt er Kehrmaschine. Später sitze ich an seiner Seite und spiele Beifahrerin. Ich fühle mich klein und will gar nicht wissen, wie es den Kindern ergeht, für die das Angebot doch eigentlich gedacht ist. Anders als ich wirkt der siebenjährige Piet aber gar nicht eingeschüchtert – er findet alles super cool, wissbegierig erforscht er die Maschine. Auch seine Mutti meint, dass es so eine Aktion im nächsten Jahr ruhig wieder geben dürfe.

Zurück ans Steuer der kleinen City-Cat, zurück zu Peter: „Die Leute gucken nie, wo sie hinlaufen – sie laufen einfach nur“, erzählt er mir. Ich fühle mich ertappt. Wie oft bin ich schon nur auf mein Smartphone guckend durch die Stadt gewandert, so wie wir es wohl alle oder zumindest viele von uns tun. Peter tut mir leid.

...am Steuer der großen Kehrmaschine verwirren die vielen Knöpfe aber doch schon sehr.

Foto: Michael Uhmeyer

Bevor ich herkam, habe ich mich noch beömmelt: Etwas Anständiges will ich mal machen, niemals Kehrmaschine fahren müssen. Und jetzt weiß ich: Das war respektlos von mir – respektlos den Männern der ASG gegenüber. Männern wie Peter und auch Daniel. Es war respektlos, dass ich dachte, es wäre so ein einfacher Scheiß-Job, den jeder machen könnte. Ganz im Gegenteil: Die Männer bei der ASG machen nicht nur einen wichtigen Job, sondern auch einen, den ganz und gar nicht jeder beherrscht.

Ich bin ja schon zu doof, überhaupt den Feger zu bedienen. Von den Knöpfen habe ich nicht mal die Hälfte gedrückt – geschweige denn verstanden. Und obwohl ich mit der Maschine nach anfänglichem be-bumm, be-bumm dann doch noch ein paar Runden gefahren bin, bin ich mir hinterher nicht mal mehr sicher, wie ich das überhaupt geschafft habe. Gut, dass ich nur auf dem Gelände des Freizeit- und Bildungszentrums Grille unterwegs war und nicht im wilden Straßenverkehr – dort hätte man dann wohl hoffen müssen, dass mir nichts und niemand unter die Feger und die Räder kommt.

Doch siehe da: Der Boden ist laubfrei! Ein bisschen erfüllt mich das mit Stolz. Und dieser Scheiß-Job, wie ich ihn mir zuvor ausmalte, scheint gar nicht mal so übel zu sein. Doch ist er nicht eintönig? „Nö, ich bekomme ja immer wieder neue Strecken“, verrät mir Peter. Also doch etwas für mich? Mia, der Kehrmaschinenmensch? Gar keine schlechte Idee. Ich meine, das Ding heißt City-Cat – und wer will nicht mit ‘ner süßen Katze durch die Stadt brettern? Den Geruch von Benzin und nassen Blättern mag ich auch. Tschüss Schule, ich werd jetzt auch ein großer, kräftiger Mann.


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