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1300 Dosen und der Durst lässt nicht nach - Gifhorner Bierdosen-Mafia sammelt Exponate aus aller Bierliebhaber Länder

Marieke Eichner Veröffentlicht am 21.05.2020
1300 Dosen und der Durst lässt nicht nach - Gifhorner Bierdosen-Mafia sammelt Exponate aus aller Bierliebhaber Länder

Anerkennungsvoll könnte man Bier-Bibliothek dazu sagen! Dennis Drews im selbst eingerichteten Austellungsraum der Bierdosen-Mafia im Untergeschoss seines Hauses – der Platz wird langsam knapp...

Foto: Çağla Canıdar

In einem Haus im Gifhorner Ortsteil Kästorf schlummert Erstaunliches: Ein engagierter Freundeskreis sammelt Bierdosen aus aller Welt. Sie nennen sich Bierdosen-Mafia und veröffentlichen ihre mittlerweile beeindruckende Sammlung im Internet. Die Idee, ein Museum zu eröffnen, schwebt im Raum. KURT wurde neugierig und schaute auf zwei halbe Liter halbwarmes, aber dennoch köstliches Wittinger Pils bei Dennis Drews (40) vorbei.

Es war einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit, in diesem weit entfernten Land namens Wolfsburg, da saß ein Gifhorner mit seinen Freunden im Schichtbus gen Heimat. Man zelebrierte wieder einen dieser Jahrhundertsommer, und man zelebrierte vor allem eines: die Erleichterung von selbigem durch Erfrischung mittels Kaltgetränk. Um es zusammenzufassen: Wetter- und Gemütslage ließen nach einem langen arbeitsreichen Tag exakt zwei zentrale Gedanken heranreifen: Feierabend! – Bier!

So ließ man sich nicht lumpen und kaufte schnell die Humpen – genauer: Dosen. Noch genauer: Dosenbier der Marke Faxe. Die gefühlt baumstammdicken Dosen lassen sich im Sortiment schnell erkennen: Zum einen sind sie – wie bereits erwähnt – größer als die handelsübliche Ware. Zum anderen nutzt die Marke geschickt den dadurch entstehenden Platz für zielgruppengerechtes Design. Meistens was mit Wikingern. Bier für echte Männer halt – und die, die‘s werden wollen. Durchaus detailreich gestaltet.

„Mensch...“, dachte sich da einer aus der Tafelrunde, „die müsste man mal sammeln“. Und so trug es sich zu. Die Bierdosen-Mafia Gifhorn war gegründet.

So war das also im Juni 2018. Knapp anderthalb Jahre später baut Dennis Drews gerade seine Garage aus, weil die inzwischen mehr als 1300 Dosen einen zweiten Ausstellungsraum beanspruchen.

Das einstige Kinderzimmer seiner Tochter hat Dennis bereits für die Sammlung renoviert, inklusive selbstgezimmerter Regale, kleinem Kühlschrank, Sofa- und Sitzecke. Man möchte es beinahe Bier-Bibliothek nennen. An den Wänden stapeln sich nun ordentlich aufgereiht die Bierdosen bis unter die Decke, jeder Zentimeter wird genutzt. Denn mittlerweile umfasst die Sammlung der Bierdosen-Mafia Exemplare von beinahe allen Kontinenten der Erde.

„Anfangs dachte ich ja, ich steh alleine da mit so einem Hobby“, erinnert sich Dennis. Mittlerweile ist der Sammler bestens vernetzt. Zunächst sammelt die Bierdosen-Mafia vor allem im Bekannten- und Freundeskreis. Daher stammen die meisten der Dosen auch aus dem Gebiet der Bundesrepublik. Dicht gefolgt von den Exemplaren polnischen Ursprungs; die Brauereien in Polen können ein mannigfaltiges Angebot vorweisen – diesen Eindruck hat zumindest, wer vor den diversen mit Schriftzügen und Logos in polnischer Sprache geschmückten Dosen steht.

„Alex hat die meisten Dosen angeschleppt. Der ist viel mit dem Wohnmobil in ganz Europa unterwegs“, schmunzelt Dennis über seinen Mafia-Kollegen Alex Stolz (44), Dosenjäger und Mitorganisator.

Na denn mal Prost! KURT-Mitarbeiterin Marieke Eichner brachte köstliches Wittinger Pils mit zum Interview mit Dennis Drews von der Gifhorner Bierdosen-Mafia. Aufs eigentlich obligatorische Dosenstechen hatte er aber keine Lust: „Dafür bin ich wohl zu alt.“

Foto: Çağla Canıdar

Aber das Geschäft mit den Bierdosen – das bei weitem kein Nischen-Hobby ist – boomt, vor allem im Internet. Dort sind besonders Austausch- und Handelsplattformen im Visier der Sammler. Auf Ebay könne man schon mal einen guten Deal machen: Wenn Anbieter eine größere Menge Dosen offerierten und interessante Exemplare dabei seien, greife er zu, erklärt Dennis. Hat er Dosen doppelt oder in mehrfacher Ausführung, spendet er das Dosenpfand an gemeinnützige Projekte wie den Naturschutzbund.

Informationen zu Sammlereditionen sowie seltenen Exemplaren und Sondereditionen gibt es in den entsprechenden Facebook-Gruppen: Dort vernetzt sich die Bierdosen-Mafia mit Sammlern aus den Niederlanden, aus Russland und vielen weiteren Bierliebhaberländern.

Eine besondere Verbindung pflegt Dennis mit einem Bierenthusiasten aus Russland. „Svytoslav schickt mir viel. Den Großteil der russischen Dosen habe ich von ihm.“ Wer jetzt übrigens glaubt, der Gifhorner Bierdosen-Mafia ginge es nur ums Saufen – falsch gedacht! Denn die Dosen werden leer verschickt. Zum einen kann so keine der Dosen versehentlich mal aufplatzen und zum anderen werden Zollgebühren für Alkohol umgangen. Ein Paket nach oder aus Russland kann trotzdem schon mal bis zu 30 Euro kosten. Und auch auf Lieferungen und Pakete von weit her muss der leidenschaftliche Sammler manchmal sehr lange warten. Die Anreise der Dosen aus Südamerika dauerte knapp einen Monat. Aber was tut man nicht alles für ein vollständigeres Archiv?!

Die Bierdosen-Mafia hat sich mittlerweile einen gewissen Bekanntheitsgrad erarbeitet. Ob Fantruppe der Braunschweiger Eintracht, die „Heidelöwen Erikasee“, oder der ehemalige Handballnationalspieler und heutige Trainer des TSV Burgdorf, Heiðmar Felixson aus Island, sie alle spendeten bereits Dosen und erweiterten das Sortiment der Bier-Bibliothek.

Im Internet veröffentlicht Dennis Drews die katalogisierte Sammlung, stellt regelmäßig Fotos der neuen Dosen online, verlinkt zu anderen Sammlern und stellt Gesuche nach seltenen Sondereditionen ein. Apropos: Im Regal zwischen den Astra-Dosen mit St. Pauli-Motiv prangt eine Lücke. „Da fehlt noch die Astra Urtyp St. Pauli Fan-Edition aus dem Jahr 2014“, sagt Dennis fachmännisch. „Die such‘ ich schon länger.“

Für die Zukunft plant er schon den nächsten Ausbau – wenn auch die Garage nicht mehr ausreicht. „Schön wäre doch eine Lagerhalle für die Dosen, so eine Art Museum. Vielleicht noch mit einer angeschlossenen Bar, dann kann man die Biere auch vor Ort probieren“, sinniert Dennis Drews. Und so sammeln – und trinken – sie glücklich und zufrieden bis in alle Tage...

Die ganze Sammlung:
www.bierdosen-mafia.com


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