Stadtgespräch

Achtlosigkeit im Naturschutzgebiet - Brauchen wir ehrenamtliche Ranger für Gifhorns Heide?

Marieke Eichner Veröffentlicht am 27.08.2020
Achtlosigkeit im Naturschutzgebiet - Brauchen wir ehrenamtliche Ranger für Gifhorns Heide?

Heidschnucken-Schäfer Karl-Gustav Laser (zweiter von links) führte Stadtplanerin Maike Klesen (von links), Bürgermeister Matthias Nerlich, Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann und Umweltplanerin Ellen Schulze durch die Gifhorner Schweiz.

Foto: Çağla Canıdar

Die Gifhorner Heide genießen viele – sie zu schützen, kommt jedoch leider nur den wenigsten in den Sinn. Das erfuhr auch Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich, als er im Rahmen seiner Sommertour am Donnerstag einen Halt in der Gifhorner Schweiz einlegte. Schäfer Karl-Gustav Laser nahm ihn und weitere Gäste mit auf eine Tour duch das Naturschutzgebiet – und betonte dabei seinen Wunsch, dieses offiziell unter Schutz stehende Gebiet auch tatsächlich mehr zu schützen.

Karl-Gustav Laser kennt sich aus in der Gifhorner Heidelandschaft – immerhin ist er seit mehr als 25 Jahren Schäfer in unserer Region und führt seine 300 Heidschnucken regelmäßig durch die Heidelandschaften. In dieser Funktion trägt er Matthias Nerlich und seinem Team drei zentrale Anliegen vor: klare Benimmregeln an jedem Eingang ins Naturschutzgebiet, die Schulung von Ehrenamtlichen zur Pflege der Kulturlandschaft und vor allem der Wegeschutz.

Dem Naturschutzgebiet in Winkel begegne so mancher Besucher mit Unachtsamkeit, weiß Schäfer Laser bei seiner Führung zu berichten. „Viele wissen sich nicht zu benehmen“, bedauert er. Zwar seien Hinweisschilder mit Benimmregeln an den Eingängen zur Heidelandschaft aufgestellt, diese würden jedoch oft zu wenig wahrgenommen und meist ignoriert. Vor allem an die ganzjährig geltende Leinenpflicht für Hunde im Naturschutzgebiet erinnert Karl-Gustav Laser.

Die Gifhorner Schweiz ist darüber hinaus auch beliebtes Motiv für Hochzeitsfotos. Da werde dann schonmal Platikkonfetti fürs Foto verschossen, so Karl-Gustav Laser. Auch bei der gemeinsamen Tour mit dem Bürgermeister liegen die Überreste auf dem Weg vor seinen Füßen. „Das Problem kennen wir von unserer Hochzeitsmühle“, meint Matthias Nerlich mitfühlend. Im Gespräch mit dem Traditions-Schäfer tauschen beide Ideen über die wichtigsten Regeln und mögliche Piktogramme aus.

Die Pflege der Heide geht uns an alle

„Die Heide ist eine Kulturlandschaft – keine Naturlandschaft“, betont Schäfer Laser. „Wenn wir dieses Gebiet sich selber überlassen würden, wäre das hier alles Wald.“ Denn die Heide ist durch „Samendruck von außen“, wie es der Schäfer formuliert, bedroht. Rauschbeere, Bentgras, Wacholder, Traubenkirsche und vor allem die Waldkiefer breiten sich aus. Apropos – die angedachten Schilder könnten Besuchern doch auch erläutern, wie sie etwas für den Naturschutz in der Heide tun könnten, überlegt Karl-Gustav Laser und deutet auf drei kleine Kiefernsprösslinge. Wenn der Boden gut feucht sei, könne man die gut mit der Hand herausreißen. „Wenn man darüber aufklärt, kann man die Besucher mit einbinden in den Naturschutz.“ Das probieren Gifhorns Umweltplanerin Ellen Schulze und Stadtplanerin Maike Klesen unter seiner Anleitung gleich einmal aus – und halten promt die drei Sprösslinge in der Hand.

Karl-Gustav Laser (links) kennt die Heide wie seine Westentasche und hat auch Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich viel Interessantes über sie zu berichten.

Foto: Çağla Canıdar

„Eine Schutzgebietsbetreuung, das ist seit über 20 Jahren meine Herzensangelegenheit“, fügt der Heidschnucken-Schäfer hinzu. „Geschulte Ehrenamtliche, die nicht belehren, sondern aufklären und die Besucher mitnehmen.“ Die Gifhorner Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann grübelt über diesen Vorschlag nach: „Ehrenamtliche Ranger für die Heide, das wäre doch eine tolle Idee.“ Dem Bürgermeister und Karl-Gustav Laser fallen auch spontan ein paar mögliche Personen dafür ein. Auch ein geschlossener Bienenstand wäre vorteilhaft, wirft der Schäfer noch ein. Ingrid Pahlmann überlegt: „Das könnten Schülerinnen und Schüler der BBS im Rahmen ihrer Ausbildung basteln.“

An der nächsten Weggabelung weist Karl-Gustav Laser auf die immer breiter werdenden Wege hin. „Das passiert nicht unbedingt absichtlich“, gibt er zu bedenken. Allerdings seien abkürzende Trampelpfade mitten durch die Heide, Motorrad- und Fahrradspuren leider keine Seltenheit. Sein Wunsch: „Die Wege sollten gekennzeichnet werden, etwa mit Knüppelholz.“ Auch an den berühmten Luftwurzeln der knorrigen Kiefern am Abhang hinter dem Parkplatz spricht er sich für eine Absperrung aus, etwa in Form einer Treppe. „Sechs Jahre noch – dann sind die Kiefern kaputt“, schätzt Karl-Gustav Laser. „Die sind einzigartig im Landkreis Gifhorn. Schade natürlich, dass dann die Kinder nicht mehr darauf klettern könnten – aber so könnten wir sie für kommende Generationen erhalten.“

Seit mehr als 25 Jahren führt der Schäfer seine Heidschnucken durch die Gifhorner Heide. Welche Veränderung ist in dieser langen Zeit besonders präsent geworden? „Die Nutzer haben den Bezug zum Naturschutzgebiet verloren. Sie achten die Natur nicht so, wie sie es verdient hat. Und je mehr man sich nicht darauf einlässt, desto größer werden die negativen Auswirkungen.“

Wie wäre es mit einer Heide-Gastronomie?

„Wir müssen hier finanziell investieren – das ist klar“, betont Bürgermeister Nerlich zum Abschluss der Heide-Tour. „Man sieht: Die Heide ist es wert!“ Ihm schwebt die Idee eines kleines Gastro-Verkaufsstandes im Kopf. „Das ist für mich ein ernsthafter Gedanke. Auf dem Parkplatz, nicht auf der Heidefläche natürlich. Müsste ja nicht mal groß sein, aber so ein Kaffee oder ein Eis wären doch jetzt ganz nett.“


Coole Leute gesucht – wir stellen ein!

Informiere Dich über Jobs in unserem Medienhaus! Wir sind auf der Suche nach tollen Menschen, die bei uns einsteigen möchten.

Mehr erfahren