Essen & Trinken

Eine Collage kulinarischer Klassiker an der Aller: In der Brasserie Paula‘s in der Gifhorner City lässt sich ein schönes Leben leben

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 30.06.2024
Eine Collage kulinarischer Klassiker an der Aller: In der Brasserie Paula‘s in der Gifhorner City lässt sich ein schönes Leben leben

Gebrochener Spargel an Kartoffeln, Flammkuchen mit Camembert und Preiselbeere oder ein saftiger Burger, wie ihn Gastro-Tester Malte Schönfeld probiert – in der Brasserie Paula‘s herrscht Variantenreichtum.

Foto: Bastian Till Nowak

Im kulinarischen Wettstreit um die Krone Europas liegen je nach Geschmack verschiedene Küchen an der Spitze. Italienisch mit Pasta, Griechisch mit Meeresfrüchten, Polnisch mit Krakauer, Kabanos und Weißwurst – jeder Gerne-Esser wird wohl Argumente für seine persönlichen Gelüste finden. Gut ist es doch da, wenn Lokale ihre Speisekarten unerschrocken zusammenstellen und sich hüben wie drüben bedienen. Ganz vorbildlich ist an dieser Stelle die Brasserie Paula‘s zu loben, die Gastro-Tester Malte Schönfeld und seine Begleitungen aus dem KURT-Team an einem herrlichen Spätnachmittag unter der Woche in der Gifhorner Innenstadt besucht haben.

Um das gute und wahre Leben machen wir uns pausenlos Gedanken. Wärmepumpe installiert, Einkaufstüten upcyceln, das Auto stehen lassen – solche Sachen. Doch was ist eigentlich mit dem schönen Leben? Machen wir uns darüber gleichberechtigt Gedanken? In der Antike stellten die Griechen das Schöne noch neben das Gute und das Wahre. Doch wie sieht das heutzutage aus?

Auf der Terrasse der Brasserie Paula‘s jedenfalls werden diese faserigen Gedanken zu fühlbarer, praktischer Utopie. Wärmste Nachmittagssonne, die angenehmste Zeit des Jahres, das leise Plätschern der Aller unter uns – so ist das Leben doch eben genau das, was es sein sollte. Meine Kolleginnen und Kollegen sitzen am Tisch, wir kommen gerade vom Team-Tag und suchen jetzt ein ruhiges Plätzchen, wo man die Runde ganz légère zu Ende bringt. Da ist das Paula‘s doch eine fantastische Idee, stimmen wir überein.

Ich schlage die Karte auf. Schnell wird klar, wie das Lokal als Allrounder punktet: Die Fleischesser können entscheiden, ob sie die kultige, deutsche Currywurst auswählen oder das italienische Carpaccio mit Rucola, Parmesan, Champignons und roten Zwiebeln. Noch dazu gibt‘s Souvlaki an Pommes und Salatbeilage mit Metaxasauce, was sich doch gesichert griechisch anhört.

Typisch für die deutschen Grenzregionen sowie die französischen Elsass und Lothringen ist dagegen eine große Auswahl an Flammkuchen – für viel Aufsehen sorgt schon beim Lesen die Variante Viva España mit Serranoschinken. Und das alles ist jetzt bloß ein appetitweckender Ausschnitt – die Karte führt noch Burger-Teller, Salate und Kartoffelgerichte. Bei allem Umfang fühlt sie sich trotzdem angenehm schmal an.

Erwartungsgemäß collagenhaft ist dann auch der Tisch vollgestellt, als unsere Speisen serviert werden. Für mich ist es ein Burger geworden, für meine Kolleginnen und Kollegen ein Flammkuchen, ein saisonales Spargelgericht und die furios klingenden Flammfritten. Hugo, Orangensaft, Malzbier, alkoholfreies Weizen – da findet doch wirklich jeder, wonach ihm die Laune steht.

Voller Vorfreude beiße ich in meinen Burger mit pflanzenbasiertem Patty, das von der mir bis dahin unbekannten Marke Moving Mountains stammt. Saftig und kräftig im Geschmack geht die Bulette schon stark in Richtung Rindfleisch – das sagt mir zu. Pluspunkte gibt‘s auch für das Brötchen, das sich ziemlich ehrlich zusammenpressen lässt. Den heimlichen Hit aber empfiehlt mir Paula, Tochter von Inhaberin Tanja Dangalis, nach der auch die Brasserie benannt wurde: den Chili-Ingwer-Dip. Feurig, schnell, nach vorn – keine Ahnung, ob das eine gute Beschreibung ist, aber vermutlich weiß jeder, was damit gemeint ist. Stelle ich mir auch passend zu geröstetem Baguette, Tapas oder Nachos vor. Verdächtig lecker.

Ich frage in die Runde, wie es bei den Kollegen so ausschaut – ja, doch, allgemeine Erfüllung. Es scheint, als würde das Wahre (Küchenfertigkeiten) mit dem Guten (Essen) zum Schönen fusionieren.

Österreichisch wird‘s im Dessert-Menü durch den Kaiserschmarrn. Er wird im Paula‘s mit Puderzucker, Preiselbeeren und Rosinen serviert.

Foto: Bastian Till Nowak

An solch einem Nachmittag sollte man jetzt nur nicht den Fehler begehen, vorschnell Schluss zu machen. Da versteckt sich noch ein zauberhaftes Dessert, das nur bestellt werden möchte. Meine Kollegin wählt den österreichischen Kaiserschmarrn, bei mir wird‘s nach langem Hadern der Cheesecake – zu groß ist meine Leidenschaft für diese himmlischen Kuchen. Während meine Kollegen noch Espresso und Cappuccino genießen, probiere ich mein Stückchen Cheesecake. Durchaus vorzüglich, doch für meinen Geschmack etwas zu klein geraten – eben ein Stückchen.

Nach knapp eineinhalb Stunden sind wir so gut wie fertig mit unserem Nachmittag. Wir lassen die Rechnung kommen. Gar nicht so viel, wie ich befürchtet hatte – das muss Erwähnung finden. Ich stehe auf und blicke am Geländer zur Aller hinab, die sich so entscheidend durch unsere Innenstadt schlängelt. Schade, denke ich mir, dass sie so weit von uns entfernt ist. Wie sensationell wäre es doch, wenn wir ganz nah wie auf einer Promenade diesen Ort für uns nutzbar machen könnten? Das würde das Schöne in Gifhorn noch einmal mehr betonen.

Brasserie Paula‘s
Steinweg 21-25, Gifhorn
Di. – Do. & Sa. 11.30 bis 22 Uhr
Fr. 16 bis 22 Uhr
Tel. 05371-7591412
paulas-gifhorn.de


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