200 Jahre USK Gifhorn

Zum Jubiläum lege ich es drauf an: Der Major Karsten Ziebart will im 200. USK-Jahr Gifhorns König werden

Melanie Stallmann Veröffentlicht am 03.05.2023
Zum Jubiläum lege ich es drauf an: Der Major Karsten Ziebart will im 200. USK-Jahr Gifhorns König werden

Gemeinsam mit Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich (rechts) darf USK-Major Karsten Ziebart Jahr für Jahr die Polonaise zum Apfelsinenball in der Stadthalle anführen.

Foto: Michael Franke

Seit 2001 ist er Mitglied im USK, rückte 2011 als Zugführer an die Spitze des 1. Zugs und übernahm 2018 als Major sogar die Führung des gesamten Vereins, der mehr als 700 Mitglieder zählt: Karsten Ziebart ist mit Feuereifer dabei, wenn es um das Gifhorner Schützenwesen geht. Im Interview mit Melanie Stallmann spricht er über seine Anfänge im Korps, wie er die Mitglieder Hand in Hand mit dem Kommando in der Corona-Pandemie bei Laune gehalten hat und Gifhorns größten Schützenverein erfolgreich in die Zukunft führen will.

Herr Ziebart, Sie sind Vereinsvorsitzender aus Leidenschaft und grundsätzlich schon seit Kindesbeinen im Schützenwesen aktiv – wie kam es dazu?
Durch die Begeisterung meiner Eltern und der ganzen Familie bin ich förmlich mit dem Schützenwesen aufgewachsen und war 13 Jahre lang in Spielmannszügen im Landkreis Gifhorn aktiv. Allerdings kannte ich irgendwann jedes Schützenfest, konnte keine Bratwurst mehr riechen und habe mich dann dem Sport gewidmet. Hätte auch nie gedacht, dass ich ins Schützenwesen zurückkehre – geschweige denn, Vorsitzender von einem derartig großen Verein werde.

Und doch hat Sie die Leidenschaft irgendwann wieder gepackt...
Als ich meine Tennis-Laufbahn aufgeben musste, habe ich nach einem Ausgleich gesucht. Und als ich dann beim Handwerkerkerball von zwei Freunden in die Zange genommen wurde, bin ich 2001 ins USK eingetreten. Seitdem bin ich im 1. Zug und fühle mich dort verdammt wohl.

Haben Sie zu diesem Zeitpunkt auch schon aktiv an der Vereinsarbeit mitgewirkt?
Nein. Erst mal standen meine Kinder im Fokus. Außerdem habe ich mich 2006 beruflich selbständig gemacht, da war erst mal kein Platz für zeitaufwendige Hobbys.

2011 kam es dann aber doch dazu?
Ja, als unser Zugführer Jürgen Erdmann Kompanieführer wurde und wollte, dass ich sein Amt übernehme. Zu diesem Zeitpunkt merkte ich auch, dass mir die ehrenamtliche Arbeit fehlte. Also habe ich schließlich zugesagt.

Was war und ist für Sie das Faszinierende daran?
Der Zusammenhalt und die Geselligkeit, die bei uns ungemein großgeschrieben werden. Wir hatten ganzjährig Programm und mindestens eine Veranstaltung monatlich, die organisiert werden musste – in Abstimmung mit dem privaten und auch geschäftlichen Terminkalender.

Doch Sie haben es erfolgreich gemeistert und sind noch immer voller Elan und vor allem an der Spitze des gesamten Vereins dabei.
Aber ja. Ich bin 2017 zunächst zweiter Vorsitzender, also Adjutant geworden. Prämisse war damals, dass ich später den mittlerweile leider verstorbenen Ulrich Gasa als Vorsitzenden ablöse. Das war 2018 der Fall. 2022 wurde ich wiedergewählt.

Der Apfelsinenball, zu dem das USK um Major Karsten Ziebart Jahr für Jahr lädt, ist ein Highlight in Gifhorns Veranstaltungskalender.

Foto: Michael Franke

Wie sieht Ihr Alltag als Vereinsvorsitzender aus?
Sie müssen sich den Verein als riesengroße Pyramide vorstellen, an deren Spitze ich als Verantwortlicher für das gesamte Konstrukt stehe. Darunter sind das fünfköpfige Kommando, drei Hauptleute und drei Kompanien, denen die Züge zugeordnet sind.
Meine persönliche Aufgabe ist es zum Beispiel, den Apfelsinenball mit weit mehr als 500 Teilnehmenden zu organisieren. Hinzu kommen der Ausmarsch, das Schützenfest selbst sowie der Lustige Sonntag nach dem Fest. Im Februar leite ich die Generalversammlung und in diesem Jahr kommt anlässlich des 200. Geburtstags unser Festkommers hinzu.

Was sind für Sie die größten Herausforderungen bei der Vereinsarbeit?
Eine der größten Herausforderungen ist – so wie bei anderen Vereinen auch – die Nachwuchsarbeit, die wir weiter intensivieren wollen, um junge Menschen für das Schützenwesen zu begeistern. Denn auch wir haben mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. In diesem Zusammenhang müssen wir innovative Ideen entwickeln, Tradition und Moderne miteinander verbinden und auch mal neue Wege gehen, um erfolgreich zu bleiben.

Das sind hehre Ziele.
Ja, aber da wir so ein riesengroßer Verein sind und ich ein Team hinter mir habe, das eine Wahnsinnsarbeit leistet, sind wir derzeit noch sehr gut aufgestellt. Das fünfköpfige Kommando arbeitet Hand in Hand und hat ein tolles Netzwerk aufgebaut, das uns enorm leistungsfähig macht. Ansonsten wäre all das, was wir in diesem Jahr auch für den Geburtstag auf die Beine stellen, gar nicht möglich.

Gemeinsam mit Gifhorns Bürgermeister Matthias Nerlich (rechts) darf USK-Major Karsten Ziebart Jahr für Jahr die Polonaise zum Apfelsinenball in der Stadthalle anführen.

Foto: Michael Franke

Also blicken Sie zuversichtlich auf die Zukunft des USK?
Grundsätzlich ja. Wobei natürlich auch bei uns immer deutlicher wird, dass die Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, weniger werden. Daher mache ich mir schon heute Gedanken über meine Nachfolge. Denn laut Satzung kann ich das Amt als Vereinsvorsitzender nicht bis in alle Ewigkeit ausüben – mit 65 Jahren ist Schluss. Aber es muss eine saubere Übergabe geben, damit der Verein keinen Schaden nimmt, sondern alles im Fluss weiterlaufen kann. Das setzt wichtige Entscheidungen voraus.

Apropos Entscheidung: Sie wurden kurz nach Ihrem Amtsantritt mit der Corona-Pandemie auf eine harte Probe gestellt.
Oh ja. In dieser Zeit galt es, den Verein zusammenzuhalten. Aber es hat geklappt, es hat keinen einzigen Austritt gegeben – die Mitgliederzahl ist konstant geblieben. Außerdem ist es mir gelungen, den Verein in dieser Zeit schuldenfrei zu machen.

Wie war das möglich?
Wir durften ja keine Aktivitäten durchführen, aber die Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen waren vorhanden. Also haben wir damit den laufenden Kredit abgelöst. Damit steht der Verein auf sehr soliden Grundmauern. Das können und konnten andere Vereine nach der Pandemiezeit nicht von sich sagen. Im Gegenteil: Manche Vereine haben die Pandemie gar nicht überlebt.

Was haben Sie dafür getan, um die Mitglieder bei Laune zu halten?
Wir haben im Kommando lange überlegt, in unseren digitalen Runden viele Ideen gesammelt. Letztlich haben wir beschlossen, zum Termin des eigentlichen Schützenfestes Versorgungstaschen als Trostpflaster zu verschicken. Dafür haben wir große Taschen mit dem Vereinslogo bedrucken lassen, mit Knabbereien, Bier, Spirituosen und kleinen Fähnchen befüllt und gemeinsam mit einem Brief vom Kommando, mit Hilfe der Zugführer, an die Mitglieder verteilt.

Haben Sie zu diesem Zeitpunkt auch schon an den 200. Geburtstag gedacht?
Den haben wir in dieser Zeit sogar geplant. Das wäre unter normalen Umständen in dieser Art wahrscheinlich gar nicht machbar gewesen, der Zeitrahmen hätte gar nicht gereicht, um diese Fülle an Aktionen zu planen, die wir jetzt ausführen. Wir haben viele, viele Ideen gesammelt, wieder verworfen und neu aufgelegt, bevor dann das gesamte Programm festgezurrt werden konnte.

Im vergangenen Jahr wurde Bastian Till Nowak (2. von links) Schützenkö-nig – begleitet von den drei Andermännern Thomas Reuter (links), Lutz Dannheim (2. von rechts) und Patrick Meyer-Buchtien. Im Jubiläumsjahr will USK-Major Karsten Ziebart selbst gerne Gifhorns Majestät werden.

Foto: Privat

Welches sind aus Ihrer Sicht die besonderen Highlights dabei?
In jedem Fall der Wald, den wir am 1. April gepflanzt haben. Denn die Aktion hat einen Riesenanklang gefunden. Trotz des schlechten Wetters waren rund 90 Mitglieder dabei, die insgesamt 1000 Bäume gepflanzt haben. Mir ist richtig warm ums Herz geworden, als ich gesehen habe, mit welchem Engagement die Menschen die Idee Achim Keuchs umgesetzt haben.

...bei eigens gebrautem Jubiläumsbier...
Ja, das wiederum war meine Idee – ganz spontan in einem Teams-Meeting mit der Wirtschaftsvereinigung, in der ich Mitglied bin. Ich habe den Geschäftsführer der Wittinger Brauerei, Axel Schulz-Hausbrandt, gefragt, ob er sich vorstellen könnte, zu unserem 200. Geburtstag ein eigenes Jubiläumsbier zu brauen und er hat sofort ja gesagt. Kurz darauf gab es ein Treffen mit dem Braumeister und drei Monate später durften wir in der Offiziersversammlung zwischen drei Kostproben entscheiden.

Was hat den endgültigen Ausschlag für das final gebraute Bier gegeben?
In der Fachsprache heißt es „das Bier muss laufen“, wie ich gelernt habe. Und das ausgewählte Bier lief einfach. Das haben bei der Abstimmung alle Tester gesagt.
Bei der jüngsten Pflanzaktion hat sich dann gezeigt, dass es die richtige Entscheidung war. Unser Bier kommt an. Und das hoffen wir natürlich auch von allen anderen Besonderheiten wie beispielsweise die Jubiläumsnadel sowie den historischen Banner, die wir zu unserem Geburtstag entwickelt haben.

Was ist für Sie im Vergleich zu anderen Schützenfesten das Besondere am Gifhorner Schützenfest?
Zum einen natürlich, dass das Gifhorner Schützenfest nicht vom USK oder BSK ausgetragen wird, sondern von der Stadt Gifhorn, die auch die Schützenordnung erstellt. Das gibt es nirgendwo. Zum anderen haben wir in unserer 43.000-Einwohner-Stadt zwei Schützenkorps mit etwa 1500 Aktiven, von denen viele Jahr für Jahr um die Königswürde kämpfen. Das ist der Hammer.

Haben Sie selbst auch schon einmal den Königstreffer gelandet?
Nein. Aber ich lege es in diesem Jahr darauf an. Zumal es das in der Geschichte des USK, glaube ich, noch nie gegeben hat, dass ein Major auch König geworden ist. Das wäre eine Premiere und für mich persönlich ein großartiges Gefühl.

Dieser Beitrag entstammt der Sonderveröffentlichung „200 Jahre USK Gifhorn“ – einem Gemeinschaftsprodukt von Aller-Zeitung und KURT. Das 64-seitige Magazin ist überall dort kostenfrei erhältlich, wo es auch KURT gibt.


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