Erntefest in Kästorf
Wer sich ums Getreide kümmert, soll auch kräftig feiern: 40 Jahre Erntefest am 14. September in Kästorf
Malte Schönfeld Veröffentlicht am 10.09.2025
Zwei Hände allein können einen Wagen nicht schmücken. Aber eine starke Gemeinschaft, die ist zu Großem imstande. So sind auch die Landfrauen in diesem Jahr beim Erntefest Kästorf wieder vertreten.
Foto: Veranstalter
Nur wer auf dem Dorf groß geworden ist, weiß um die Anstrengungen, aber auch um die Freuden der Landwirtschaft. Als Team auf dem Hof bestehen, die Felder bestellen, immer den Wetterbericht im Auge behalten – wenn‘s dann endlich ans Ernten geht, sind Erleichterung und Stolz groß. „September warm und klar, verheißt ein gutes nächstes Jahr“ lautet eine Weisheit, doch den Kästorfern wäre erst mal wichtig, wenn der 14. September regenfrei bleibt. Denn dann steigt die große Fete zu 40 Jahren Erntefest.
Kaum ein Dorf im Landkreis Gifhorn fährt so auf sein Erntefest ab wie die Kästorfer. So etwas ergibt sich nur, wenn die Landwirtschaft tief verankert ist in der Dorf-DNA. Man muss das Bimmeln der Kuhglocke lieben, wenn man auf dem Land lebt. Heugabeln muss man schwingen können. Die Viehweide im Morgentau, das weckt bei vielen starke Heimatgefühle.
1985 wurde das Erntefest in Kästorf zum ersten Mal gefeiert. Pandemiepausen mal ausgenommen ist die alljährliche Begeisterung stets am Leben geblieben. Veranstalter ist zwar immer noch der Ortsrat, die Zügel in der Hand hält inzwischen aber eine Interessengemeinschaft aus jungen Kästorferinnen und Kästorfern, die sich für die Gemeinschaft einsetzen möchten. „Die Älteren verbinden es zwar mit der Ernte“, erklärt Felix Bock. „Für die Jüngeren sind es auch die lockere Gemeinschaft und natürlich der Umzug.“ Zusammen mit Freund Nils Engelhard übernahm er 2024 die Verantwortung, um dem Erntefest auch weiterhin einen würdigen Rahmen zu geben.
Fleißig schmücken die Kästorferinnen und Kästorfer ihre Wagen für den großen Festumzug. Die Ergebnisse lassen Jahr für Jahr staunen.
Foto: Veranstalter
Neben den beiden sind es noch sechs weitere, die in der Interessengemeinschaft anpacken und Pläne schmieden: Carolin Aubrecht, Felien Düsterhöft, Carolin Germer, Annemarie Jakobs, Thomas Meister und Annemarie Single-Fehlhaber. „Das Erntefest und unsere Gruppe atmen den Geist der Ortschaft“, erklärt Felix Bock.
Doch noch einmal zurück zum Umzug. Denn der ist das Besondere am Erntefest. Vereine, Freunde, Einsatzkräfte – sie alle schrauben monatelang an ihren Umzugswagen, um am Tag des Festes alle anderen und natürlich die applaudierenden Zuschauer am Wegesrand zu beeindrucken. „Die Landfrauen binden zum Beispiel die Erntekrone, die auf ihrem Wagen mitfährt“, berichtet Felien Düsterhöft. Allein die Freiwillige Feuerwehr käme schon mit vier Wagen, auch an kuriose Verkleidungen wie bei den Jungschützen habe man sich gewöhnt. „Zu besten Zeiten hatten wir 30 Wagen“, zählt Felien auf. Ob mit großem Motto, angelehnt an das Thema Ernte oder einfach nur wunderschön präpariert und gewerkelt – die Schlepper sind wahrlich innovative Hingucker und erobern die Herzen des Kästorfer Publikums Jahr für Jahr.
Los geht das Spektakel um 11 Uhr, dann sammeln sich die geschmückten Erntewagen auf dem Kästorfer Schützenplatz. Nach einem Open-Air-Gottesdienst, der mit Stroh und Kürbissen als Altar dekoriert wird, und den preisenden Worten von Pastorin Angelika Meyerdierks startet der Umzug durchs Dorf. Halt wird Am Mittelfeld für eine 30-minütige Pause gemacht – vielleicht darf an dieser Stelle auch schon von einer Trinkpause die Rede sein. Dann geht‘s weiter zum Schützenplatz unter den Eichen, wo alle Attraktionen, Buden und Live-Musik warten.
Völkerverständigung mal anders: Dieser Wagen auf dem Kästorfer Erntefest plädiert für ein inniges Mischverhältnis von der US-amerikanischen Coke und dem ostwestfälischen Brenner Strothmann.
Foto: Veranstalter
Im Kaffee-und-Kuchen-Zelt darf sich gestärkt werden. „Jeder Verein sponsert zwei Kuchen“, erklärt Felien Düsterhöft. Klar, denn nur gemeinsam geht‘s. Ein Foodtruck von Gerd Jahn versorgt mit Bratwurst, Krakauer, Burger und Pommes, für Getränke ist selbstverständlich ebenfalls gesorgt.
Im vergangenen Jahr kamen bestimmt 300 Besucherinnen und Besucher zusammen, schätzt das Orga-Team.
40 Jahre nach der Premiere hoffen Felix und Felien auf noch mehr Andrang. Womit sie locken, sind einerseits Kinderspielecke und eine Tombola. Als große Überraschung lange geheim gehalten wurde die Bullriding-Anlage, auf die man sich ab 16 Jahren wagen darf. Cool: Auf die besten Cowboys und Cowgirls warten Gutscheine, die im Dorf eingelöst werden können. Schluss ist dann gegen 19.30 Uhr.
Pastorin Angelika Meyerdierks von der Epiphanias-Gemeinde gestaltet gemeinsam mit musikalischer Unterstützung wieder einen Open-Air-Gottesdienst. Der Altar wird mit Getreide und Kürbissen dekoriert.
Foto: Veranstalter
Wäre jetzt noch zu klären, was in Kästorf überhaupt gefeiert wird. Was wird denn konkret angebaut bei Euch? „Weizen, Gerste, Roggen“, zählt Felix Bock auf. „Außerdem Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais und Kürbisse. Sonnenblumen habe ich auch gesehen.“ Das kann sich schon mal sehen lassen. Sie werden sicherlich auf die eine oder andere Art und Weise die Umzugswagen zieren.
Gerne gesehen sind übrigens auch Gäste. Erste Gamser haben sich bereits unter die Umzugsteilnehmer gemischt, es dürfen aber gerne noch mehr werden, wie Felix Bock erklärt. „Wir freuen uns über jeden, der mit einer Truppe dabei sein möchte. Einfach bei uns melden.“ Und das Gleiche gelte auch für Neugierige und Unternehmungsfreudige, die vielleicht Lust bekommen, in der Interessengemeinschaft mitzugestalten. „Jeder, der helfen möchte, ist herzlich gern gesehen.“
Ansprechpartner:
Felix Bock
Tel. 0151-14117320
40 Jahre Erntefest Kästorf:
Sonntag, 14. September, ab 11 Uhr
40 Jahre Erntefest: So ausgiebig feiert Kästorf
11 Uhr: Sammeln der geschmückten Erntewagen auf dem Kästorfer Schützenplatz.
11.30 Uhr: Open-Air-Gottesdienst der Epiphanias-Gemeinde mit Altar aus Stroh und Kürbisdeko.
12.30 Uhr: Abfahrt der Wagen zum bunten Umzug durchs Dorf einschließlich einer 30-minütigen Pause in der Straße Am Mittelfeld gegen 13.15 Uhr.
Ab 14.15 Uhr: Ankunft am Schützenplatz. Dort gibt es Kaffee und Kuchen, Foodtruck, Getränkewagen, Kinderspielecke und Tombola, musikalische Begleitung durch den Spielmannszug Müden-Dieckhorst und zum 40-Jährigen eine zusätzliche Attraktion für jedermann.