Trecker-Demo mit Hupkonzert in Gifhorn - Schulleiter ruft die Polizei, weil die Mathe-Prüfung seiner Schüler gestört wurde

Laut hupend fuhren protestierende Landwirte am Donnerstagvormittag mit ihren Traktoren durch die Gifhorner Innenstadt – sehr zum Ärger von Detlef Eichner, Rektor an der Freiherr-vom-Stein-Schule. Seine Schüler schrieben nämlich gerade ihre Mathe-Prüfung und wurden durch das ständige Hupen erheblich gestört. Er protestierte – mit offenbar unangenehmen Folgen für die Demonstranten. Dabei ging es den Landwirten keineswegs darum, Schülerinnen und Schüler bei ihren Prüfungen zu stören – sondern darum, ihren Standpunkt in einer bundesweiten Angelegenheit deutlich zu machen.

Anzeige

„Heute war eine unangemeldete Bauern-Demo. Sie sind mit ihren Traktoren die Konrad-Adenauer-Straße immer rauf und runter gefahren – dabei Gehupe“, schrieb der Rektor an die KURT-Redaktion. Die Gifhorner Polizei bestätigte: „Es waren circa 25 Traktoren und ihre Fahrer beteiligt – und wir waren zur Verkehrssicherung dabei“, so ein Beamter der Polizeiinspektion. Ob die Demo angemeldet oder unangemeldet war, mochte die Polizei nicht mitteilen und verwies dazu auf die Stadt Gifhorn als zuständige Ordnungsbehörde. Diese teilte auf KURT-Nachfrage allerdings mit, dass die Stadt wegen des laufenden Verfahrens dazu keine Auskunft geben könnte.

Darum ging es den protestierenden Landwirten

„Wir Landwirte wehren uns gegen die Diffamierung durch die Politik. Wir fordern eine sachliche und nicht ideologische Betrachtung der Sachlage. Der Rückgang der Biodiversität muss ganzheitlich betrachtet werden und nicht einseitig“, heißt es in einer Erklärung der Initiative „Land schafft Verbindung“. Die Landwirte forderten laut der Braunschweiger Zeitung den Rücktritt von Bundesumweltministerin Svenja Schulze und kritisierten ihre Schuldzuweisung, dass allein die Landwirtschaft schuld am Verlust der Artenvielfalt sei. Darüber sprachen sie dann auch noch mit dem Gifhorner Landtagsabgeordneten Tobias Heilmann (SPD).

So reagierte der verärgerte Schulleiter

Gar nicht gut fand der Schulleiter der Gifhorner Freiherr-vom-Stein-Schule das Hupkonzert: „Meine Schüler hatten Mathe-Prüfung, Fenster wegen Corona-Auflagen offen“, berichtet Detlef Eichner. Er stellte sich dann selbst mit einem Schild an die Straße. „Mathe-Prüfung in der Stein-Schule“ hatte er darauf geschrieben. „Das Ergebnis: extra Hupen und Stinkefinger“, so der Schulleiter. „Also habe ich Ordnungsamt und Polizei eingeschaltet. Die Konrad-Adenauer-Straße wurde für die Deppen gesperrt. Alle kriegen Knöllchen.“

KURT fragte bei der Gifhorner Stadtverwaltung nach: Gab es tatsächlich Knöllchen für die protestierenden Landwirte? Falls ja, wie viele Bußgeldbescheide gegen wie viele Personen und in welcher Höhe wurden ausgestellt? Und auf welcher Rechtsgrundlage ist dies geschehen? Doch auch zu diesen Fragen konnte die Stadtverwaltung am Donnerstag unter Hinweis auf das laufende Verfahren keine Auskunft geben.

Mit einem Zwinker-Smiley fügte Rektor Eichner noch folgendes an seine Nachricht an die KURT-Redaktion an: „Merke: Lege Dich nicht mit der Stein-Schule an!“