Sogar montags ist auf Happy Chicken Verlass: Der Klassiker aus Gifhorn serviert geschmackvoll Rollo, Pizza und vieles mehr

Wenn man ein Lokal eröffnet, muss man etwas auf dem Kasten haben. Vor allem, wenn die Konkurrenz so groß ist wie in Gifhorn. Irgendwie muss man sich einen Namen machen. Für etwas stehen, damit sich eine Stammkundschaft aufbauen kann. Es reicht nicht, sich in die Küche zu stellen, zwei Gewürze zu zermalmen und dann irgendwas auf die Herdplatte zu stellen. Die Gäste möchten wissen, was sie erwartet. Und so eine Gaststätte ist Happy Chicken. Seit rund 35 Jahren gehört es zu Gifhorn und versorgt Generationen von begeisterten Kunden. KURTs Gastro-Tester Malte Schönfeld und seine Begleitungen statteten Happy Chicken einen Besuch ab.

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Sonntags sind die Straßen wie leergestürmt. Man sitzt im muckeligen Zuhause, legt die müden Beine hoch und lackiert sich die Fußnägel oder schaut, dass man im Garten den Ahorn kürzt und Laub harkt. Das Haus verlässt man nur auf dem Weg zum Restaurant oder Imbiss. Am Montag aber, am Montag ist wieder Leistungsgesellschaft angesagt – dafür pausieren dann die meisten Bistros, Cafés und Gaststätten.

Irgendwie panischer als sonst klingelt mein Telefon. Förmlich aufgelöst hängt meine Begleitung auf der anderen Seite der rauschenden Leitung, das erkenne ich am Sound der Stimme. „Sag mal schnell, wo man montags mittags essen gehen kann! Geschäftlich.“

„Boah, Du fragst mich Sachen. Lass mich überlegen…“

„Schnell jetzt!“

„Telefonierst Du eigentlich gerade beim Autofahren?“

„FREISPRECH“, brüllt sie mich an, dass meine Härchen im Ohr wehen. „Wenn Du mit einer schlauen Idee um die Ecke kommst, darfst Du auch mitkommen. Große Auswahl, wenn‘s geht.“

Mein Kopf rattert. Die Chance möchte ich mir nicht entgehen lassen. „Ich glaube, ich habe da eine fabelhafte Idee.“

Eine Stunde später biegen wir vom Eyßelheideweg auf den Parkplatz von Happy Chicken ein. Heimstätte des vermutlich berühmtesten Huhns Gifhorns. Doch Fassade, Logo, alles eigentlich ist anders. Auf dem Dach prangt der Slogan: „Mehr als nur Pizza“. Klingt doch schon mal ganz schlüssig, denke ich mir. Zu viert schlendern wir ins renovierte Geschäft. Frische Farben, moderne Erscheinung, gemütliche Stühle mit schlanken Beinen – und vor allem: tatsächlich am Montag geöffnet. Gleich nehmen wir erleichtert Platz und lassen uns die Karten reichen.

Wenn man in Gifhorn aufgewachsen ist, weiß man von Happy Chicken, so wie man das 3-Meter-Brett im Freibad kennt und die Grille. Es mag sich in all den Jahren etwas verändert haben. Doch vieles ist gleich geblieben, wofür die Kunden Happy Chicken so lieben. Denke ich an das Feta-Baguette und das einmalige Joghurt-Kräuter-Dressing zurück, so bin ich mir sicher, dass diese kraftvolle Erinnerung nie überschrieben werden wird. Neben dem namensgebenden Chicken, Rollo und Pizza wohl der Evergreen schlechthin.

Man sollte jedoch auch neue Wege gehen. Und so bestelle ich die Tagliatelle mit Scampi. Darauf habe ich Lust. Meine Begleitungen wählen den Brokkoli-Feta-Auflauf, Pinsa Italia und Pizza Alaska. Vorweg nehmen wir das Knoblauchbrot mit Mozzarella. Für jeden einen Eistee – so sieht‘s doch aus.

Es dauert nicht lange, schon ist unser Essen da. Und nach wenigen Gabeln ist mir doch klar: Auf Happy Chicken ist Verlass. Die Tomaten-Sahne-Sauce ist geschmackvoll, der Einsatz von Knoblauch trotzdem nicht zu dominant. Sättigend, auf jeden Fall. Doch es ist auch eine Leichtigkeit dabei. Vermutlich liegt das an der interessanten Kombination aus Garnelen und den beigelegten Orangenscheiben. Wann erlebt man schon mal diese Fusion? Eine würzige Note bringt der frische Rucola ein, für Balance in der Farbgestaltung sorgen die kleinen Tomaten. Leicht pfeffere ich nach. All in all: ein empfehlenswertes Mittagsgericht.

Auch meine Begleitungen nicken zustimmungsvoll, als ich von meinen Tagliatelle schwärme. Nachdem alles weggeputzt ist, begleichen wir die Rechnung.

„Schnell, unkompliziert, lecker“, klopft mir meine Begleitung anerkennend auf die Schulter. Der Deal scheint eingetütet, als wir zum Auto spazieren. Doch irgendwas ist da doch noch, ein Mangel, ein Verlangen, eine Lust.

„Was ist denn nun mit Eis eigentlich?“, fragt meine Begleitung.

„Tja“, sage ich. „Zurück zu Happy Chicken können wir wohl nicht, das kommt doch komisch.“

Wir erwischen uns dabei, wie wir über einen kniehohen Zaun steigen und nebenan mehrere Hot Brownies mit Eis bestellen. Wie unangenehm.