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So meistert die Feuerwehr in Gamsen den Lockdown: Die Ehrenamtlichen halten Kontakt über Präsent-Jutebeutel und Online-Dienste

Marieke Eichner Veröffentlicht am 28.02.2021
So meistert die Feuerwehr in Gamsen den Lockdown: Die Ehrenamtlichen halten Kontakt über Präsent-Jutebeutel und Online-Dienste

Gamsens Ortsbrandmeister Uwe Reuß (links) brachte den Jutebeutel zum Feuerwehr-Geburtstag persönlich vorbei. Nachwuchs-Feuerwehrmann Jerrit Westermeier hat‘s gefreut – genauso wie die 599 anderen Mitglieder.

Foto: Privat

Was macht eigentlich die Feuerwehr, wenn der persönliche Kontakt zu den Kameradinnen und Kameraden im Lockdown abbricht? Wenn Übungsdienste nicht mehr stattfinden können? Die Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr Gamsen haben darauf Antworten gefunden: Zum 145-jährigen Bestehen ihrer Feuerwehr hat das Kommando eigene Fan-Artikel erstellt und sie im Jutebeutel ausgeliefert. Außerdem treffen sich die Mitglieder zum Online-Übungsdienst. „Das Einzige, was nicht geht, ist Feuer löschen über W-Lan und Bluetooth“, lacht Ortsbrandmeister Uwe Reuß.

Im Januar stehen traditionell zwei wichtige Termine für die Freiwillige Feuerwehr Gamsen an: Am ersten Samstag findet die Jahreshauptversammlung statt, am dritten Samstag wird beim Feuerwehrball eine flotte Sohle aufs Parkett gelegt. „Beides konnte aus bekannten Gründen nicht stattfinden“, bedauert Ortsbrandmeister Uwe Reuß. Schade! Dabei hätte es ordentlich was zu feiern gegeben, denn in diesem Jahr steht der 145. Geburtstag der Gamsener Feuerwehr an.

Da ist Kreativität gefragt, um Kontakt zu den Kameradinnen und Kameraden zu pflegen – also hat das gesamte 13-köpfige Kommando die Ärmel hochgekrempelt und sich in die Arbeit gestürzt: Für die Mitglieder wurden Leinenbeutel mit einem Abbild des Gerätehauses bedruckt und mit allerlei Naschereien sowie eigenen Feuerwehr-Gamsen-Fan-Artikeln befüllt. Die Geburtstagstüten wurden jetzt ausgeliefert – zum Teil vom Ortsbrandmeister persönlich.

So sieht die Tüte zum 145. Geburtstag aus: Neben den Jahresberichten enthält sie Naschereien und Feuerwehr-Gamsen-Fan-Artikel.

Foto: Privat

„In jeder Tüte gab‘s einen Kaffeebecher, bedruckt mit unserem Feuerwehrhaus und Schriftzug“, zählt Uwe Reuß auf. „Über ein Poster mit unserem Feuerwehrhaus und den Fahrzeugen davor sowie eine bedruckte Grußkarte mit den besten Wünschen für das Jahr 2021 freuten sich die Mitglieder ebenfalls“, wie der Ortsbrandmeister fröhlich berichtet. Obendrein lagen im Feuerwehr-Beutel bunte Weingummis, Erdnüsse, Schokolade, ein Beutel Tee sowie Trinkschokolade für die Kameradinnen und Kameraden.

Und da wartete sogar noch mehr in den Geburtstagstüten: Um alle auf dem Laufenden zu halten, brachten der Ortsbrandmeister, sein Stellvertreter Matthias Kretschmar, Gerätewart Karsten Richter sowie Jugendfeuerwehrwart Dennis Eckhoff und Kinderfeuerwehrwart Lars Rether ihre Jahresberichte in schriftliche Form. Eigentlich hätten sie die nämlich bei der Jahreshauptversammlung präsentiert. So haben die Mitglieder reichlich Lesestoff, während der Tee zieht und die Weingummis verputzt werden.

„Wir können uns nicht einfach hinsetzen und warten“, findet Uwe Reuß. Denn: „So negativ wie das alles momentan auch sein mag – für uns ist es wichtig, die Mitglieder zu motivieren.“
Und das ist gelungen: „Wir hatten im vergangenen Jahr keinerlei Austritte zu verzeichnen und sind trotz aller Einschränkungen einsatzbereit“, freut sich der Ortsbrandmeister und fügt stolz hinzu: „Im vergangenen Juli trat sogar das 600. Mitglied in die Freiwillige Feuerwehr Gamsen ein.“ Bei nur etwas mehr als 5200 Einwohnern eine reife Leistung, kleines Gamsen!

Digitalisierung bei der Freiwilligen Feuerwehr in Gamsen: Der theoretische Teil der Übungsdienste findet nun via Videokonferenz statt.

Foto: Privat

Uwe Reuß selbst ist seit seinem neunten Lebensjahr bei den Gamsener Brandbekämpfern. „Ich bin da familiär vorbelastet“, verrät er augenzwinkernd. „Man wächst da ja rein.“

Gleiches gilt in Gamsen für die Digitalisierung. „Wir haben im Lockdown den allgemeinen Dienstbetrieb eingestellt“, berichtet Uwe Reuß. „Wir mussten uns schnellstmöglich an Alternativen gewöhnen – und wir haben das geschafft.“

Der Ortsbrandmeister stellte fest: „In der dunklen, kalten Jahreszeit machen wir ja sowieso mehr Theorie.“ Also warum nicht digital? Man habe verschiedene Plattformen ausprobiert und bei „Zoom“ habe es am besten funktioniert – dort starteten im vergangenen Dezember die Online-Übungsdienste. Bis zu 40 Ehrenamtliche treffen sich seitdem nun regelmäßig jeden Dienstagabend. Leiter-Ausbildung, Unfallverhütung oder Atemschutz-Ausbildung: All das wird online vermittelt. Und bald soll das Angebot auch auf die Kinder- und Jugendsparte ausgeweitet werden.

Früher habe man danach im Feuerwehrhaus noch gemeinschaftlich beisammen gesessen, erzählt Uwe Reuß. Und er freut sich, dass auch im digitalen Raum einige noch auf ein Schwätzchen online bleiben.

„Es ersetzt natürlich nicht die persönliche Zusammenkunft“, weiß der Ortsbrandmeister. Aber man müsse sich wohl daran gewöhnen, „dass es auch in Zukunft zum Teil digital bleiben wird“. Zunächst also sitzen die Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner aus Gamsen weiter vor ihren Bildschirmen und pauken für die Sicherheit ihres Dorfes Theorie. „Aber wir wollen so früh wie möglich auch den praktischen Teil der Ausbildung üben“, betont Uwe Reuß. „Auf das Zusammenspiel kommt es nämlich an!“

Übrigens: Wer mal bei der Gamsener Feuerwehr reinschnuppern möchte, ist zu den Online-Übungsdiensten herzlich eingeladen: „Man kann zu uns kommen und sich das gerne zwei, drei mal angucken“, versichert Uwe Reuß. „Hoffentlich heißt es dann: Ihr seid die Truppe, bei der ich mitmachen will“, wünscht er sich.

Dabei sein ist einfach: Auf die Anmeldung per Mail folgt als Antwort der Link zu den Online-Übungsdiensten.

Online-Übungsdienst:
Jeden Dienstag, 19.30 Uhr
E-Mail: kommunikation@ff-gamsen.de
www.feuerwehr-gamsen.de


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