Altstadtfest in Gifhorn
Kommt mit auf die Suche nach der zweiten Erde: Jörg Anrecht und Karsten Richter öffnen zum Altstadtfest ihre Sternwarte
Ben Weber Veröffentlicht am 15.08.2023
Sternenbegeisterte Kinder träumen davon, für Jörg Anrecht ist‘s Realität: Er lebt in einer Sternwarte – gemeinsam mit Karsten Richter lädt er zum Altstadtfest wieder zum Blick ins Universum ein.
Foto: Mia Anna Elisabeth Timmer
Egal, wie wenig man sich für Astronomie interessieren sollte – sobald man durch die Tür der privaten Sternwarte am Wallgarten tritt, muss die Begeisterung der Hobby-Astronomen Jörg Anrecht und Karsten Richter einfach überspringen. In dem zunächst unscheinbar wirkenden Reihenhaus in Gifhorns Innenstadt haben die beiden Erstaunliches aufgebaut: eine voll funktionsfähige Dachsternwarte inklusive Mini-Planetarium und Vortragsraum. Nicht nur während des Altstadtfestes laden sie zum Blick ins Universum ein.
Jörg Anrecht hat sein ganzes Haus der Astronomie gewidmet – unten lebt er und oben öffnet er die Tore zu den Sternen. „Mein Vater hat mich zur Astronomie gebracht – wahrscheinlich schon vor dem Laufen“, schmunzelt der ehemalige VW-Ingenieur und nun 65-jährige Rentner. Oder sollte man lieber sagen: Vollzeit-Hobby-Astronom?
Die Faszination für die Himmelskunde entdeckt man am Wallgarten 7 in allen Ecken. Dort, wo keine Modelle oder Ausrüstungsgegenstände stehen, gehen gefüllte Bücherregale bis zur Decke. Die Bände dürfen sogar von Sternen-Interessierten ausgeliehen werden. Auch Hilfe mit seinem eigenen Teleskop kann man hier erhalten. Aber, erzählt Jörg Anrecht lachend: „Manche kommen mit ihrem Teleskop gar nicht klar, dann schenken sie es uns meistens.“
Spätestens, wenn man den Dachboden betritt, wo Kabel, Instrumente und Monitore aufgestellt sind, glaubt man Karsten Richter und Jörg Anrecht sofort, dass Platzmangel zurzeit ihr größtes Problem ist. Denn neben dem Herzstück der Sternwarte, dem vollautomatisch steuerbaren 12-Zoll-Newton-Teleskop, befindet sich dort oben auch das von Richter selbst gebaute Planetarium. Mit cleveren Lösungen bietet dieses auf 3,30 Metern Durchmesser bis zu zehn Personen gleichzeitig einen digitalen Blick ins Universum.
Das Planetarium ist ein wichtiger Teil ihrer Schlechtwetter-Strategie. Ein Besuch lohnt sich nämlich auch, sollte es bewölkt oder gar regnerisch sein. Besonders die 17 Plätze im Vorstellungsraum warten dann darauf, besetzt zu werden. Platz wäre sogar für bis zu 30 Personen, die an den spannenden Vorträgen interessiert sind. Und die sind für alle etwas, unabhängig von Alter und Wissensstand: „Wir hatten hier schon Neutrinoforscher, die selbst Vorträge gehalten haben“ – aber auch für Kinder gibt es anschauliche und interaktive Programme.
Die Sternwarte wird komplett privat betrieben und finanziert. Vieles wurde in stundenlanger Arbeit alleine oder mit Hilfe weiterer Sternen-Freunde gebaut. Seit nun mehr als elf Jahren kann die Sternwarte von Neugierigen besucht werden – und das völlig kostenfrei. Die Türen sind immer zu Veranstaltungen oder nach Vereinbarung zu privaten Führungen geöffnet – für Schulklassen oder Geburtstage etwa.
Auch das spezielle Programm zum Altstadtfest hat es wieder ordentlich in sich. Unter dem Motto „Zwei“ haben sich die beiden Organisatoren ganz schön was einfallen lassen: An zwei Tagen laden sie zu mehreren Stationen ein – von der Doppelstern-Beobachtung über Modelle des Gemini-Programms bis zur Suche nach der zweiten Erde und vielem weiteren gibt es unweit der Fußgängerzone eine spannende Abwechslung zu dem üblichen Altstadtfest-Treiben.
Gutes Wetter vorausgesetzt können im Hellen die Sonne, die zurzeit außergewöhnlich aktiv ist, und im Dunkeln die Planeten und Sterne beobachtet werden – auch eigenhändig mit im Garten der Sternwarte aufgebauten Teleskopen. Für einen Besuch sollte wenigstens eine halbe Stunde eingeplant werden. KURTs Tipp: Gleich zweimal vorbeischauen, einmal vor und einmal nach Sonnenuntergang.
Freitag & Samstag, 16 bis 24 Uhr
Sternwarte, Wallgarten 7, Gifhorn
sternwarte-am-wallgarten.de