Essen & Trinken
Hoch oben im Wasserturm frühstückt man himmlisch: Das Panorama-Café in Gifhorn bietet mehrere Menüs, Kuchen und eine Eisdiele
Malte Schönfeld Veröffentlicht am 29.09.2024Das Empire State Building in New York, der Inbegriff des Wolkenkratzers. Der Eiffelturm in Paris, der vor kurzem erst durch flackernde, tanzende Lichter inszeniert wurde. Die monumentalen Pyramiden von Gizeh, deren Aura seit 5000 Jahren Bestand hat. Was wären die Städte dieser Welt nur ohne ihre ikonischen Gebäude, ohne ihre Sehenswürdigkeiten? Auch Gifhorn sollte in dieser Aufzählung nicht fehlen, denn wohl jeder kennt den auf dem Laubberg thronenden Wasserturm und das Panorama-Café. Dank Meryem und Alper Mercan herrscht dort nun wieder reger Betrieb. Auch KURTs Gastro-Tester Malte Schönfeld hat Platz genommnen.
„...es ist ja nun so“, sagt meine Begleitung mit ausufernder Geste und ohne einen Hauch Verlegenheit, „dass ich erst gestern im Wasserturm war.“
„Das kann ja wohl nicht sein“, protestiere ich vehement und fächere eine nervige Schwebfliege weg. „Ich hatte gehofft, wir erleben hier zusammen ein erstes Mal. Eines, bei dem wir uns vorher so sehr darauf freuen, dass man es gar nicht aushalten kann.“
„Aber, aber“, kontert meine Begleitung und tupft sich mit einem floralgemusterten Seidentaschentuch die schweißnasse Stirn trocken. „Ich konnte nicht widerstehen. Das ist die Apfelkuchennervosität, die mich im Sommer überkommt.“
„Nun gut“, lenke ich ein und fordere trotzig: „Dann geht die Rechnung aber heute auf Dich.“
Das Gifhorner Panorama-Café im Wasserturm ist zweifellos eine der schönsten Locations im gesamten Landkreis. Seit mehr als 100 Jahren ist der Turm eines der Wahrzeichen unserer Stadt. Kavalierhaus, Villa Limberg, Wasserturm. Es gab jedoch Jahre, in denen man eher über den Abriss des Turms nachdachte, der sich einst im Verfall befand. Abgeplatzter Putz, eindringendes Regenwasser. Heute? Da würde man wohl kaum mehr so ein Gebäude in Auftrag geben. Vermutlich zu kostspielig, zu wenig funktional. Dabei geben ja gerade solche Bauten einer Stadt Charme und Charakter.
Im verglasten Fahrstuhl in die Höhe. Um uns die trockenen, schwer atmenden Bäume, die tapfer Schatten spenden. Dann plötzlich der freie Blick auf die umliegenden Häuser, ehe wir in der Turmspitze ankommen. Ein wenig modernisiert ist das Interieur, doch die Deckenmalereien bleiben der Hingucker – hier die Heide, dort der Tankumsee. In echt sehen wir dahinter sogar bis nach Wolfsburg, bis zum Brocken.
„Oder sind das etwa schon die Alpen, die Anden?“, scherze ich, doch meine Begleitung hört mir gar nicht richtig zu und steht nach vorne übergebeugt, die Hände auf dem Rücken verknotet, vor der Kuchenvitrine wie vor einem blubbernden Aquarium.
„Ey, wir sind zum Frühstücken hier“, rufe ich.
„Ja doch, ja doch...“
Wir haben Glück, denn ohne Reservierung ist noch ein Tisch für uns frei. Ein schneller Blick in die Karte klärt über das Angebot auf: Frühstück, Kuchen, sogar Bowl und Pinsa sind dabei. Ich wähle das mediterrane Frühstück, meine Begleitung das Käsefrühstück – bei der Bestellung entfernen und ergänzen wir individuell. Ein gekochtes Ei mehr, gerne ohne Putenbrust. Alles erreicht uns so wie gewollt, leider nur mit etwas langer Wartezeit. Klar, Abläufe müssen sich erst mal einspielen, die Kundschaft ist heute gütig, das Personal im Service ist knapp.
Als dann unsere Frühstückspyramide serviert wird, ist das Warten schon vergessen. Liebevoll hergerichtet türmen sich bei mir Käse und Knoblauchwurst, Marmelade und Honig, Salat und Gurke. Was mir sehr gefällt, ist der Fruchtjoghurt nebenbei. Sehr cremig und mit einer Blaubeere aufgehübscht wird meine Begleitung neidisch, die sich umgehend auch noch ein Schälchen dazubestellt.
Die Portionen sind reichlich. Wo man zu Hause am Frühstücktisch an einem doppelten Belag geizt, darf man im Panorama-Café beherzt aufladen und stapeln. Unten Feta, darüber Gouda. Oder der zart auseinandergleitende Honig über Frischkäse. Oder der von meiner Begleitung geklaute Camembert mit Konfitüre und Salat. Ein Körnerbrötchen, ein Weizenbrötchen und ein Sesamring sind so in aller Gemütlichkeit spielerisch verputzt. Ein letzter Löffel Fruchtjoghurt. Es sind noch Belag, Aufstrich und Salat übrig, also bestellen wir noch jeweils ein Extra-Brötchen.
So schmackhaft wie das Frühstück nun auch war: Käsekuchen und Schokoladentorte müssen wir wohl auf den nächsten Besuch verschieben. Auch ich stelle mich noch einmal vor der Vitrine auf, wenigstens um zu bewundern. Lieber bitte ich um den Weg zur Toilette, die ich dann ein Stockwert tiefer erkunde. Irgendwie schon witzig, aus diesen schmalen Fenstern wie aus Schießscharten auf Gifhorn zu blicken.
Nachdem wir die Rechnung beglichen haben, die meine Begleitung natürlich nur unter einem empfindlichen Knurren übernimmt, treten wir eine Fahrt später aus dem Fahrstuhl. Gerne hätten wir noch ein herrlich kühles Eis auf die Hand genommen, doch die Eisdiele öffnet erst um 13 Uhr.
„Dann halt morgen wieder“, pfeift meine Begleitung.
Panorama-Café im Wasserturm
Braunschweiger Str. 37a, Gifhorn
Di. – So. 9 bis 18 Uhr
Tel. 05371-6721494
panoramacafe-gifhorn.com