Herrje, ist das ne Scheiße hier! – So frühstücken Udo Walz, Thomas Oppermann und Fips Asmussen jetzt im Himmel

Es ist Viertel nach acht, und im Speisesaal des Himmels ist bereits die Hölle los. Könnte daran liegen, dass die Club-27-Cantina-Band um Janis Joplin, Jimi Hendrix und Jim Morrison gerade ein Ständchen zum Besten gibt. An Tisch 9, dem Tisch der Neuankömmlinge des Jahres 2020, wird die Kaffeekanne rumgereicht.

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„Eigentlich eine Frechheit, dass man hier nicht bedient wird“, muffelt Udo Walz und gießt sich ein. „Ich habe in meinen Salons ja immer Wert drauf gelegt, dass nicht nur Frisur, sondern auch Service stimmt.“

„Ach komm, Udo, lass gut sein. Gerade wir als Berliner wissen doch, wie unfreundlich es in Gesellschaft sein kann.“ Thomas Oppermann, der Anzug ist maßgeschneidert und die Augen hellwach, beißt von seinem Marmeladenbrötchen ab. Mit einer Serviette tupft er sich den Mund. „Du, sach mal, Udo, eine Frage habe ich da...“

„Keine Chance, Thomas. Die Angela-Geschichten behalte ich für mich. Friseurische Schweigepflicht.“ Udo Walz schließt kurz die Augen und blickt dann den Gang entlang. „Ist das da hinten eigentlich der Maradona?“ Ein kleiner, dicklicher Mann stolziert umher. Thomas Oppermann lehnt sich über den Tisch, dabei fällt ihm die rote Krawatte aufs Spiegelei.

„Ach, scheiße!“ Penibel und in kreisförmiger Bewegung versucht der SPD-Politiker die Konfitüre rauszuwischen. Dann wieder der Blick den Gang hinunter. „Ne, Quatsch. Das ist Dirk Bach!“

„Dirk Bach?“ Udo Walz verschluckt sich an seinem Kaffee und hustet zweimal in den Ärmel. „Und was ist mit den Haaren? Die sehen so voll aus...“ Der Friseur fährt sich durch den Bart.

„Das ist noch eine Requisite vom Dschungelcamp. Hat ihm Hella von Sinnen ins Grab gelegt.“ Thomas Oppermann streicht die Serviette glatt und winkt Wolfgang Clement am Nebentisch.

In diesem Moment stößt Kurt Cobain zur Band dazu, hängt sich seine Akustikgitarre um den Hals und stimmt mit ein. Dirk Bach – noch immer mit schwarzer Perücke – tängelt eine Kiwi. „Wenn das nicht der Maradona ist, dann fress‘ ich ‘n Kamm.“ Udo Walz zieht ein Brillenputztuch aus seinem Etui.

Auch Thomas Oppermann schärft die Augen: „Oder ist das der Matthäus?“

Udo Walz verdreht die Augen: „Quatsch nicht, dem habe ich doch letztens noch Tipps für ‘ne Kokos-Kur gegeben. Der ist putzmunter.“

Thomas Oppermann versucht eine Weintraube mit der Gabel aufzupieksen, trifft sie aber nicht richtig und die Weintraube springt vom Teller. Beim Aufheben stößt er sich den Hinterkopf an der Tischkante. „Herrje, ist das ‘ne Scheiße hier.“ Ein weiterer Bissen vom Marmeladenbrot, ein Schluck O-Saft. „Weißt Du, ob der frisch gepresst wird? Schmeckt irgendwie ein bisschen behandelt.“ Thomas Oppermann reicht Udo Walz das Glas, der hebt aber demonstrativ die Arme.

„Ich rühr‘ den nicht an, kannste vergessen.“

Aus heiterem Himmel platzt Fips Asmussen an den Tisch. „Oh Gott, es bleibt einem auch nichts erspart“, murmelt Udo Walz.

„Komm, Fips. Lass gut sein. Ist echt nicht mein Tag.“ Thomas Oppermann schaut beschäftigt auf seine makellosen Fingernägel.

„Ne, Thomas. Der hier ist für Dich. Hör gut zu: Industriebosse kriegen für ihre Tochtergesellschaften Kindergeld. Haha, haha.“ Fips Asmussen zieht lachend von dannen, kickt Maradona die Kiwi vom Fuß, und der droht ihm wiederum mit den Fäusten. Thomas Oppermann schüttelt langsam den Kopf, Udo Walz fängt an zu gähnen. „Udo, eins will ich Dir sagen. Weißt Du, was das Gute am Himmel ist?“

„Ne, sach mal...“ Udo Walz hält sich die Hand an die Ohrmuschel.

„Hier muss ich mich nicht mit der AfD rumschlagen.“