Wandern

Gesund und entschleunigend: Stefan Hölter und Dirk Heumann erklären, welche Wandertouren man im Landkreis Gifhorn ausprobieren sollte

Redaktion Veröffentlicht am 10.02.2024
Gesund und entschleunigend: Stefan Hölter und Dirk Heumann erklären, welche Wandertouren man im Landkreis Gifhorn ausprobieren sollte

Stefan Hölter verliebte sich in den meditativen Charakter des Wanderns – gerade an solch schönen Orten voller Wiesen und Wasser bringt die Rückkehr zur Natur auch die Rückkehr zu sich selbst.

Foto: Privat

Lange Zeit galt Wandern als klassische Alte-Leute-Sportart. Doch schon seit mehreren Jahren feiert es ein Comeback: Nach einer Studie, die der Deutsche Wanderverband miterarbeitet hat, geben fast 70 Prozent der Deutschen an, regelmäßig zu wandern. Damit ist das Wandern die mit Abstand beliebteste Freizeitaktivität. Die Gründe, die fürs Wandern als Hobbysport sprechen, sind so vielfältig wie der Sport selbst. Über diese hat Sport KURT mit Dirk Heumann und Stefan Hölter gesprochen: Die passionierten Wanderer aus Gifhorn und Neubokel haben jede Menge Tipps für Einsteiger und Fortgeschrittene, wissen warum Wanderkarten nützlicher sind als Apps und kennen die schönsten Wanderrouten in unserem Landkreis.

Wandern als Hobbysport – Wandern geht immer und überall
Stefan Hölter sitzt hinter dem Steuer seines Autos, irgendwo auf einer belgischen Autobahn auf dem Weg – na klar, wie soll es auch anders sein – in den Wanderurlaub, während er über die Freisprechanlage über seine Leidenschaft spricht.

Schon als Kind ist Hölter mit seinem Vater gewandert – damals im Sauerland. „Das Familienwandern hat in mir die Liebe zur Natur geweckt. Die Wanderrouten meines Vaters hatten immer eine humane Länge. Das ist sicherlich ein Grund, warum ich dem Sport treu geblieben bin“, erinnert sich der Neubokeler.

In seiner Jugend hat Hölter an den Volkswandertagen in seiner Heimat teilgenommen, bei denen 500 bis 1000 Menschen verschiedene Strecken zwischen 5 und 30 Kilometern zurücklegten. „Für die Sieger gab‘s wunderschöne Medaillen mit Motiven aus der Region. Das war immer mein Highlight“, schwelgt der Hobbywanderer in Erinnerungen.

Die Begeisterung für das Wandern verlor er nie: Die abwechslungsreichen Landschaften und die Unkompliziertheit des Sports ziehen ihn immer wieder raus. „Wandern geht immer und überall, es ist wetterunabhängig und man trifft viele Menschen, mit denen man sich austauschen kann“, fasst der Neubokeler seine Faszination zusammen. „Ich wandere gerne in einem ruhigeren Tempo, dann höre und sehe ich viel mehr Dinge am Wegesrand. Wandern fördert die Wahrnehmung der Natur.“

Entlang der Felder lässt sich in Neubokel gut wandern – vor allem, wenn sich die Sonne derart schön am blauen Himmel zeigt.

Foto: Sebastian Priebe

Die Liebe zum Wandersport teilt Hölter gerne mit anderen – deswegen bietet er schon seit Jahren geführte Wanderungen in der Region an. Etwa: „Der Neubokeler“, ein zehn Kilometer langer Wanderweg rund um Neubokel. Der mittlerweile komplett ausgeschilderte Weg beginnt an der Infotafel Ecke Kaiserholz/Dorfstraße und führt von dort in einem weiten Bogen vorbei an Feldern und Wäldern durch das Urstromtal der Aller. „Der überwiegende Teil der Strecke führt durch Natur- und Landschaftsschutzgebiete, dabei umrundet ein besonders reizvoller Abschnitt das Naherholungsgebiet des ehemaligen Heidesees. Der Weg hat die ideale Länge für eine ausgedehnte und leichte Wanderung oder eine gemütliche Fahrradtour“, fasst er zusammen.

Auch rund um Steinhorst fühlt sich Hölter wohl, insbesondere im Naturschutzgebiet Lachte, an das noch zahlreiche weitere Naturschutzgebiete angrenzen. Dort kann man zum Beispiel von Steinhorst über Hohnhorst nach Eldingen wandern. 18 Kilometer führen durch das Naturschutzgebiet Frehmbeck, vorbei an einer Wassermühle aus dem 18. Jahrhundert zum Schloss Eldingen. „Im Lachtetal fühlen sich zahlreiche Lebewesen zuhause. Im Wasser sind zum Beispiel wieder Flussperlmuscheln angesiedelt worden“, weiß Hölter.

Seine Lieblingswanderstrecke liegt allerdings außerhalb des Landkreises – im Harzer Vorland. „Durch den Kalk im Boden ist die Landschaft dort sehr besonders. Das sieht man so in Gifhorn leider selten. Ich empfehle zwischen März und Mai mal im Harzer Vorland zu wandern. Dort gibt es noch dichte Laubwälder und alles wird grün.
Die Frühlingsaspekte sind einfach schön“, erklärt er.

Die Ausrüstung – Was muss mit?
Im Vordergrund stehen Schutz vor Witterung und die Sicherung des eigenen Wohls bei der Wahl der Ausrüstung. Außerdem kommt es darauf an, wo, wann und wie gewandert wird. Hölter weiß: „Die Wanderwege in unserem Landkreis können grundsätzlich alle mit bequemen Sportschuhen gewandert werden, schwere Wanderschuhe sind nicht nötig.“ Zudem habe man mit Sportschuhen ein besseres Körperempfinden und einen größeren Bezug zum Boden. „In leichteren Schuhen ist man reaktionsschneller und kann sich besser an den Untergrund anpassen. Bei Regen oder im Winter sollte man auf wasserdichte Schuhe ausweichen“, rät der Hobbywanderer.

Da sich die Temperaturen im Laufe einer Wanderung ändern können, setzt Hölter beim Rest der Kleidung auf den Zwiebellook – also mehreren verschiedene Schichten. Sein Tipp: „Ich wandere oft in Zip-off-Hosen. Wenn es im Laufe des Tages wärmer oder anstrengender wird, lässt sich der untere Teil der Hose abnehmen – dann wird in kurzer Hose weitergewandert. Außerdem sollte man auf Funktionswäsche achten. Übrigens: Mittlerweile werden auch viele Naturprodukte angeboten, die sehr gut helfen.“

In seinem Rucksack, der 25 bis 30 Liter Volumen fasst, trägt Stefan Hölter eine Sitzmatte, einen Erste-Hilfe-Kasten, Sonnenmilch, Autan und je nach Witterung Mütze oder Sonnenschutz und eine seiner etwa 500 Wanderkarten. „Ich liebe es, sie zu lesen. Die heutigen Apps sind praktisch, haben aber nicht die Genauigkeit der Karten. Im Maßstab 1:50.000 hat man die beste Übersicht über die Umgebung“, so der Wanderer. „Wer sicher gehen will, nimmt ein GPS-Gerät mit. Die sind unabhängig vom Netz“, erklärt Hölter.

Sein Ausrüstungstipp: ein stabiler Regenschirm. „Viele Regencapes halten leider bei einem Regenschauer nicht, was sie versprechen. Meistens werden Hose und Schuhe trotzdem nass – und Trocknen dauert“, verrät er und betont: „Regenschauer sind kein Problem. Bei Gewitter sollte aber niemand wandern gehen, dann kann‘s gefährlich werden.“

Wandern als Ausdauersport – Der Weltmeistertitel
Stefan Hölter und Dirk Heumann sind beide Mitglieder in der Laufsparte des VfR Wilsche-Neubokel und teilen diese Leidenschaft. Während Hölter das gemäßigte Wandern bevorzugt, liebt Heumann die Extreme. Der langjährige Triathlet und Ausdauerläufer gewann sogar die Wander-Weltmeisterschaften 2022 im Thüringer Wald. Auf der 43 Kilometer langen Strecke mussten die Teilnehmer 1500 Höhenmeter bewältigen und unter anderem auf einem Skiabfahrtshang eine schwarze Piste senkrecht nach oben wandern, um zum 1036 Meter hohen Inselsberg zu gelangen. „Der Thüringer Wald ist ein wenig wie der Harz. Es geht viel rauf und runter, die ganz großen Berge gibt es nicht“, so der Gifhorner und fügt an: „Die Skipiste hatte es allerdings in sich. Wenn Du die von unten hochgehen musst, dann ist sie teuflisch steil. Und wir hatten ja auch schon ein paar Kilometer in den Beinen.“

Dirk Heumann aus Gifhorn gewann die Wander-Weltmeisterschaft 2022 im Thüringer Wald. Dabei waren 1500 Höhenmeter zu bewältigen.

Foto: Privat

Ähnlich wie beim Gehen ist auch den Wanderern das Laufen bei den Wettkämpfen verboten. Deswegen musste sich jeder Teilnehmer während des Wettkampfs mit einer Card, die kontaktloses Timing gewährleistet, an den vorgegebenen Erfolgs-Checkpoints einloggen. Wenn die Schrittgeschwindigkeit von 7,5 Kilometern pro Stunde überschritten worden wäre, hätte es einen Zeitaufschlag gegeben. „Angesichts der Höhenmeter und der damit verbundenen Anstrengung war das aber eher unwahrscheinlich“, erinnert sich Heumann.

Mit einem Vorsprung von zwei Minuten auf den Zweitplatzierten sicherte sich der Gifhorner den Weltmeistertitel über 43 Kilometer. Dabei hatte er sich erst wenige Kilometer vor dem Ziel von seinem direkten Kontrahenten abgesetzt. „Wir haben uns in der Führungsarbeit gut abgewechselt. Ich hatte das Gefühl, es wird eine harte Nummer für mich. Aber am Ende habe ich ein bisschen mehr Puste gehabt“, meint der Gifhorner Sportler, der letztlich mit einer Gesamtzeit von 6 Stunden, 13 Minuten und 27 Sekunden den ersten Platz belegte.

Einmal Sylt umrunden – Der Megamarsch
An einer weiteren Wanderveranstaltung der besonderen Art nahm Heumann im Oktober 2022 teil – der Megamarsch auf der Nordseeinsel Sylt. Ziel des Wettkampfes war es, die Insel im Uhrzeigersinn zu Fuß zu umrunden – 100 Kilometer in 24 Stunden. Von Westerland ging es am Roten Kliff vorbei bis nach List, durch die Braderuper Heide, nach Keitum und Morsum. Dort wurde der Deich des Rantumbeckens überquert. Der südlichste Punkt der Wanderung war die Ortschaft Hörnum. Danach ging es in nördliche Richtung wieder zurück nach Westerland.

„Es ging durch die Nacht: Da man nicht immer eine Teilnehmerin oder einen Teilnehmer neben sich hatte, mit denen man sich unterhalten konnte, waren positive Gedanken wichtig“, erinnert sich der Wanderer und fügt an: „Viele Streckenabschnitte lagen im Dunkeln, eine Stirnlampe war unerlässlich. Zwischen 2 und 3 Uhr morgens war die Müdigkeit am größten. Mit dem Einsetzen der Helligkeit stieg die Motivation.“

Beim Megamarsch rund um die Nordseeinsel Sylt galt es für Dirk Heumann 100 Kilometer zurückzulegen.

Foto: Privat

Die Organisatoren des Megamarschs hatten Verpflegungspunkte in Sporthallen und Gemeindehäusern eingerichtet. Dort gab es kalte und warme Getränke und etwas zu essen. „Ab Kilometer 60 glichen die Verpflegungsstellen teilweise einem Lazarett. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten mit Blasen und blutigen Füßen zu kämpfen“, beschreibt der Gifhorner die Situation vor Ort. 388 der 551 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreichten das Ziel in Westerland – so auch Dirk Heumann.

Das Interesse für den Wandersport teilt Dirk Heumann mit seiner Familie und seinen Freunden. „In den vergangenen Jahren haben wir immer wieder neue Ziele angesteuert. In diesem Sommer bin ich mit meinen drei Söhnen auf die Zugspitze gewandert. Die Tour hat zwei Tage gedauert“, so der VfR-Sportler.

In der „Gifhorner Schweiz“ sind diese markanten Bäume und ihr Wurzelwerk am Wegesrand kaum zu übersehen.

Foto: Sebastian Priebe

Aber auch im Landkreis Gifhorn geht der Wander-Weltmeister seiner Leidenschaft nach. Er empfiehlt zum Beispiel eine leichte Wanderung von Winkel durch die Gifhorner Schweiz, vorbei an den Wurzelbäumen und dem alten Schafstall in Richtung Aller. „Startpunkt ist der ehemalige Lönskrug in Winkel“, weiß Heumann. Außerdem ist er gerne im Maaßeler Lindenwald unterwegs. „Im Frühjahr sind dort Buschwindröschen, Schlüsselblumen und Bärlauch zu entdecken.“ Aber Achtung: „Da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, dürfen die Wege allerdings nicht verlassen werden.“

Wenn man durch den „Maaßeler Lindenwald“ wandert, ahnt man schon, warum dieser Sport so gesund und entschleunigend wirkt.

Foto: Sebastian Priebe

Wanderer bleiben gesund
„Das Wandern ist des Müllers Lust“, heißt es in einem Gedicht von Wilhelm Müller. Doch es dient nicht nur der Zerstreuung. Wer zu Fuß draußen unterwegs ist, tut auch etwas für seine Gesundheit. Unabhängig von Alter und individuellem Gesundheitszustand ist das Wandern der optimale Sport, um Gewicht zu reduzieren, die körpereigene Fitness zu verbessern und Krankheiten vorzubeugen – nicht zu vergessen die erholenden Aspekte. Wer regelmäßig wandern geht, der stärkt sein Herz-Kreislauf-System, fördert die körpereigene Immunabwehr und senkt die Blutzuckerwerte, heißt es in verschiedenen medizinischen Studien.

Außerdem nimmt man leichter ab: Bereits bei einer leichten, einstündigen Wanderung im flachen Gelände werden durchschnittlich 350 Kilokalorien verbraucht, bei anspruchsvollen Gebirgstouren sind es sogar mehr als 550. Wandern ist somit ideal für Menschen mit Übergewicht, die sich sportlich betätigen möchten, ohne die Gelenke zu stark zu beanspruchen.

Wandern entschleunigt
In der heutigen, schnelllebigen Zeit haben immer mehr Menschen mit Stress, Leistungsdruck und Überforderung zu kämpfen. Vor diesem Hintergrund ist‘s wenig überraschend, dass sich viele immer häufiger nach Ruhe sehnen.

Das Wandern eignet sich hervorragend, um dem stressigen Alltag für kurze Zeit zu entfliehen und ist anderen Entspannungsmethoden dabei in vielerlei Hinsicht überlegen: Während man für die meisten Sportarten und Entspannungsverfahren zunächst umfangreiches Equipment und ein gewisses Know-how benötigt, fällt der Planungs- und Organisationsaufwand beim Wandern vergleichsweise gering aus. Wandern kann man im Prinzip überall und ohne Vorkenntnisse oder kostspieliges Equipment.

Ein beliebtes Wanderziel ist der Tankumsee in der Samtgemeinde Isenbüttel. Clever ist, wer im Sommer Schwimmsachen einpackt, um sich abzukühlen.

Foto: Sebastian Priebe

Die Bewegung an der frischen Luft hat dabei einen erheblichen Einfluss auf die Psyche. So werden auf der einen Seite Stresshormone abgebaut und auf der anderen Seite Endorphine ausgeschüttet. Gleichzeitig ist der Aufenthalt in der Natur ideal, um auf andere Gedanken zu kommen. Denn wer fernab von Autos, Lärm und Dauerbeschallung durch Radio, Fernsehen und Smartphone durch Felder, Wiesen und Wälder streift, Berggipfel erklimmt oder von Hütte zu Hütte zieht, nimmt seine Umgebung viel bewusster wahr und richtet den Fokus automatisch stärker nach innen. Für viele Menschen hat das Wandern daher beinahe meditativen Charakter.

Maaßeler Lindenwald
Durchschnittliche Zeit: 2 Stunden und 32 Minuten
Länge: 9,88 Kilometer
Beschreibung: Mittelschwere Wanderung. Gute Grundkondition erforderlich. Im Frühjahr sind dort Buschwindröschen, Schlüsselblumen und Bärlauch zu entdecken. Da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, dürfen die Wege nicht verlassen werden.

Der Neubokeler
Durchschnittliche Zeit: 2 Stunden und 35 Minuten
Länge: 10,59 Kilometer
Beschreibung: Leichte Wanderung. Empfohlener Startpunkt ist die Infotafel Ecke Kaiserholz/Dorfstraße. Von dort führt der Weg in einem weiten Bogen vorbei an Feldern, Wiesen und Wäldern durch das Urstromtal der Aller. Der überwiegende Teil der Strecke führt durch Natur- und Landschaftsschutzgebiete, dabei umrundet ein besonders reizvoller Abschnitt das Naherholungsgebiet Heidesee.

Wanderung um den Tankumsee
Durchschnittliche Zeit: 1 Stunde und 41 Minuten
Länge: 6,61 Kilometer
Beschreibung: Leichte Wanderung. Für alle Fitnesslevel. Leicht begehbare Wege. Der Startpunkt ist das Seehotel am Tankumsee.

Wanderung durch die Gifhorner Schweiz
Durchschnittliche Zeit: 1 Stunde und 43 Minuten
Länge: 6,71 Kilometer
Beschreibung: Leichte Wanderung, vorbei an den Wurzelbäumen, dem alten Schafstall und dann in Richtung Aller. Start in Winkel am ehemaligen Lönskrug.

Naturlehrpfad Meinersen
Durchschnittliche Zeit: 1 Stunde und 55 Minuten
Länge: 7,55 Kilometer
Beschreibung: Leichte Wanderung. Naturlehrpfad entlang der Oker. Start an der Historischen Okerbrücke an der Hauptstraße in Meinersen.


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