Engagement

Freiwillige vor: Gifhorns Christinenstift sucht Helfer, um Pflegekräfte zu entlasten - Volker Schlag und der Kultbahnhof sind bereits dabei

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 12.02.2021
Freiwillige vor: Gifhorns Christinenstift sucht Helfer, um Pflegekräfte zu entlasten - Volker Schlag und der Kultbahnhof sind bereits dabei

Volker Schlag und weitere Kolleginnen und Kollegen vom Kultbahnhof meldeten sich beim Gifhorner Christinenstift, um ihre freiwillige Hilfe anzubieten.

Foto: Çağla Canıdar

Gemeinschaft und Zusammenhalt werden in diesen Tagen regelmäßig eingefordert und propagiert. Doch wie viel Dienst an der Gesellschaft findet tatsächlich statt? Wenn Volker Schlag in die sozialen Netzwerke schaut, schlägt er regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammen. „Da wird viel gemeckert, das nervt mich tierisch ab“, sagt der Musiker. Von Unterstützung und Mutmachen ist wenig zu sehen. „Das ändert einfach nichts.“ Und deswegen meldeten sich er und drei Kolleginnen und Kollegen vom Kultbahnhof beim Gifhorner Christinenstift, um ihre freiwillige Hilfe anzubieten. Dort arbeiten sie im Kontrolldienst – und weitere Unterstützer sind willkommen.

Zwei Gedanken führten zu diesem Schritt: Zum einen sei da die Solidarität, die das Kultbahnhof-Team von seinen Schülerinnen und Schülern bekommt. Sogar diejenigen, die auf den angebotenen Online-Unterricht verzichten würden, zahlen solidarisch weiter. „Wir können alle so unsere Mieten bezahlen und unsere Kühlschränke füllen“, erklärt Volker Schlag. Solidarisch wollen sich der Musiker und seine drei Kolleginnen und Kollegen Kian Badachschan, Malaika Lehner und Jaron Steinkamp im Gegenzug nun auch zeigen.

Massiv geärgert hatte Volker Schlag die Entscheidung der Gifhorner Kreisverwaltung, die Alten- und Pflegeheime und die dort arbeitenden Menschen mit Unterstützung der Polizei zu kontrollieren. „Das geht völlig am Thema vorbei“, findet Volker Schlag. „Wir müssen nicht überwachen, sondern Hilfe anbieten.“ Im ersten Lockdown hätten sich die Leute noch auf die Balkons gestellt und den Pflegekräften applaudiert. Mittlerweile sei dieser Zuspruch abgeebbt – während sich die Lage der Pflegerinnen und Pfleger durch ein hohes Infektionsrisiko und Überstunden zugespitzt hat.

Volker Schlag (links) und Kian Badachschan (rechts) vom Kultbahnhof wollen das Christinenstift-Team um Pflegedienstleiterin Silvia Scholz und Heimleiter Michael Möller unterstützen.

Foto: Çağla Canıdar

Zum anderen sei da „das spalterische Gehetze der Corona-Leugner und der blauen Schlümpfe“, meint Volker Schlag. „Es wird nur gemeckert, anstatt das man einfach mal macht! Was ich da teilweise bei Facebook lesen muss...“, schüttelt er den Kopf.

In seinem kleinen Rahmen versucht das Kultbahnhof-Team nun als gutes Vorbild voranzugehen. „Wir als Musiker haben gerade nichts, was wir machen können. Wir können keine Konzerte spielen,wir können keine Events planen – nichts“, hadert Volker Schlag. Also lautete bei ihnen die Devise: Runter mit dem Arsch vom Sofa und dahin, wo Hilfe nötig sein könnte. In den kommenden Wochen wird das vierköpfige Team deswegen beim Christinenstift im Kontrolldienst aushelfen – den Einlass organisieren, Fieber messen, Protokoll führen.

Tätigkeiten wie diese bedürfen keiner jahrelangen Ausbildung. Diejenigen, die eine jahrelange Ausbildung haben, werden in den Alten- und Pflegeheimen nämlich an ganz anderer Stelle gebraucht.

„Es sind viele Tätigkeiten neu angefallen“, erklärt Michael Möller, Heimleiter im Christinenstift. Da die Besuchszeiten vorerst ausgesetzt sind, hinterlegen reihenweise Gäste kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten im Empfangsbereich. Den gibt es gleich dreifach, denn neuerdings ist das Christinenstift nach Abschnitt A, B und C aufgeteilt und benötigt deswegen dauerhaft drei Kontrollen. Die nehmen die abgegebenen Aufmerksamkeiten auf und protokollieren das Verlassen und Betreten der Heimbewohnerinnen und -bewohner.

Zeitlich aufwendig sind dazu die vielen Fiebermessungen. Auch hier gilt: Bei jedem Betreten wird ein neuer Test gemacht. Mag im Einzelfall schnell erledigt sein, doch in der Masse ist die Datensammlung äußerst umfangreich. Gleichzeitig sind das aber eben auch Aufgaben, die von Pflegekräften übernommen werden müssten – wenn da nicht die freiwilligen Helfer wären. „Das ist richtig gut“, lobt Michael Möller. Und der Heimleiter berichtet: „Es haben sich auch schon Krankenschwestern, die in Rente sind, oder alte Ärzte gemeldet, um zu helfen. Das freut uns natürlich. Aber ich denke, ich spreche da für alle Heime: Alle Häuser können Hilfe gebrauchen.“

Wer helfen möchte, meldet sich einfach im Christinenstift:
Tel. 05731-722100
E-Mail: moeller@kaestorf-altenhilfe.de


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