Fairtrade-Town Gifhorn

Fairtrade-Schools stellen sich der Verantwortung - OHG und BBS II: Gifhorner Schulen packen den fairen Handel auf die Agenda

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 27.05.2021
Fairtrade-Schools stellen sich der Verantwortung - OHG und BBS II: Gifhorner Schulen packen den fairen Handel auf die Agenda

Philip Knotz ist Schüler am Otto-Hahn-Gymnasium. Zusammen mit einigen Lehrerinnen und Lehrern versuchen er und seine Mitschülerinnen und Mitschüler noch mehr Fairtrade auf die Agenda zu packen.

Foto: Çağla Canıdar

Die Papiere sind eingereicht, die Zertifizierung steht kurz bevor: Unser Gifhorn ist auf dem besten Wege, sich bald ganz offiziell Fairtrade-Town nennen zu dürfen. Das bringt nicht nur Bewegung in unsere Stadt. Mit der BBS II und dem Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) haben außerdem zwei Gifhorner Schulen diesen Denkanstoß genutzt, um den fairen Handel auch im eigenen Kontext zu diskutieren. Am OHG hat sich beispielsweise eine erste Gruppe gebildet, die die Schule in Richtung einer Fairtrade-School entwickeln möchte – denn Aufholarbeit muss definitiv geleistet werden.

Philip Knotz ist engagiert in der Gifhorner Ortsgruppe von Fridays For Future und Oberstufenschüler am OHG. Gut vernetzt, immer ein offenes Ohr, um jeden Austausch bemüht – wenn jemand einen Überblick darüber hat, wie es um den fairen Handel an den Schulen steht, dann ist es wohl er. „Es passiert was“, sagt der 18-Jährige. „Es passiert was, aber das ist von Schule zu Schule total unterschiedlich.“

Wenn Philip Knotz das so sagt, hört man förmlich das unausgesprochene „endlich“ mit. Denn lange Zeit hatten die Schulen in Gifhorn keine Muße, sich wirklich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Fast 800 Schulen haben deutschlandweit die Zertifizierung zur Fairtrade-School abgeschlossen. Braunschweig, Salzgitter, Uetze, Wolfsburg – um uns herum passiert da was. Nur bei uns nicht so richtig.

Vielleicht brauchte es da die Steuerungsgruppe Fairtrade-Town, zu der auch KURT gehört. Schon früh in der Steuerungsgruppe dabei war Carsten Melchert, Schulleiter der BBS II. Kurz darauf kam Philip Knotz, ein paar Wochen später folgte ihm OHG-Lehrer Guido Klosterberg. Die Akteure verzahnen sich für das Projekt des fairen Handels.

Guido Klosterberg, seit 1999 am OHG, unterrichtet Geschichte und Latein. Fairtrade hätte er in der Vergangenheit „nicht wirklich beobachten können“. Es gebe da zwar einzelne Lektionen im Englischunterricht, und auch Philip Knotz erinnert sich an bestimmte Erdkunde-Inhalte, „doch wir sind gerade erst dabei herauszufinden, wo und in welchen Jahrgängen man mit diesem Thema anknüpfen kann. Bisher sind das eher persönliche Schwerpunktsetzungen gewesen.“ Das ist die Dimension der Lerninhalte.

Das OHG – bereits Antirassismusschule und Umweltschule – gab vonseiten der Schulleitung grünes Licht: Ja, das Fairtrade-Projekt finden wir gut. „Innerhalb weniger Wochen hat sich ein offener, loser Kreis aus Lehrer:innen und Schüler:innen getroffen“, so Guido Klosterberg. „Der nächste Schritt ist es, interessierte Eltern anzusprechen.“

Es soll also ein Dreigestirn werden. Schüler Philip Knotz sagt dazu: „So können wir als gleichberechtigte Partner auftreten.“ Gerne hätte er auch noch den Schulträger mit im Boot. „Denn es betrifft auch ihn, dass bei Anschaffungen immer auch eine faire Alternative mitgedacht wird.“ Das ist die Dimension Budget.

Bälle für den Schulsport, Essen und Trinken am Kiosk, die Blumen in den Vasen – auch in der Institution Schule gibt es reihenweise Frickeldinge, bei denen man auf Fairtrade umsteigen könnte. Philip Knotz zum Beispiel bespricht mit seinem 12. Jahrgang, ob die Abi-Pullover fair sein könnten. „Es sollte doch viel mehr auch an Schulen gestritten werden, um dem sozialen Bewusstsein gerecht zu werden“, meint der Schüler. „Einige stellen uns und den globalen Süden nicht in Zusammenhang.“

Bei Guido Klosterberg hatte es auch etwas gedauert. „Themen und Dinge müssen mich manchmal ein wenig anspringen“, ist der Lehrer ehrlich. Bei Fairtrade sei das aber der Fall gewesen. Und so hofft er auf das Projekt Fairtrade-School: „Wäre schön, wenn wir das erreichen. Das ist das Ziel. Für das haben wir uns jetzt auf den Weg begeben.“

Philip Knotz hat der Lehrer auf seiner Seite – zumindest bis zum Abitur. Dann muss die nächste Rutsche an Schülerinnen und Schülern kommen, die sich begeistern lassen. Um Fairtrade-School zu werden, müssen sich diese Strukturen festigen und bestimmte Ideen implementieren. Anders geht es nicht. Und Philip Knotz könnte da ein gutes Beispiel sein, wie die Doppelstunde Erdkunde aus dem 7. Jahrgang doch was bringen kann.

Fairtrade-Town Gifhorn
Ansprechpartner für Interessierte:
Martin Ohlendorf
Tel. 05371-6180890


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