Fairtrade-Town Gifhorn

Es geht um Menschenwürde: Der Hof in Isenbüttel beweist täglich respektvollen Umgang mit Mensch und Natur

Marieke Eichner Veröffentlicht am 25.08.2021
Es geht um Menschenwürde: Der Hof in Isenbüttel beweist täglich respektvollen Umgang mit Mensch und Natur

Roland Bursian (links), Leiter des heilpädagogischen Bauernhofs bei Isenbüttel, und Mitarbeiter Lars Schulz begutachten im Folientunnel die Tomaten mit dem klingenden Namen „cœur de bœuf“ – „Ochsenherz“.

Foto: Çağla Canıdar

Heilpädagogischer Bio-Bauernhof und zertifizierter Demonstrationsbetrieb für ökologischen Landbau – das ist „Der Hof“ am Rande von Isenbüttel. Der Hof ist nicht nur das Zuhause von einigen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, er wirkt selbst wie ein kleines Dorf: mittig der Hofladen, daneben das Wohngebäude, die Ställe, die Reithalle – drumherum Felder, Weiden, Wiesen und Wald. Roland Bursian ist Leiter des Hofs und Mitglied der Steuerungsgruppe der Initiative „Fairtrade-Town Gifhorn“ – er erklärt das Konzept dieses besonderen Bauernhofs und warum Menschenwürde, Fairtrade und Bio-Anbau für ihn ganz selbstverständlich zusammengehören.

„Wir sind ein heilpädagogischer Bauernhof, auf dem Menschen mit geistiger Behinderung leben und arbeiten“, erläutert Hofleiter Roland Bursian das Wohn- und Arbeitskonzept. „Hier arbeiten 24 Menschen, 16 davon wohnen auch vor Ort.“

Den Demonstrationsbetrieb für ökologischen Landbau gibt es seit 1999. Heute umfasst das Gelände des Hofs etwa 50 Hektar am Rande Isenbüttels, auf dem nicht nur die Hofbewohner leben – außerdem gibt‘s eine Pferdepension und in der Reithalle des Hofs trainiert der Reitverein Isenbüttel. Darüber hinaus nutzt der Hof die Ställe und Weideflächen zur Viehzucht für Biofleisch, vor allem aber findet sich viel Platz für den ökologischen Gemüse- und Obstanbau.

„Die Schweine stehen wegen der Afrikanischen Schweinepest gerade drinnen“, bedauert Roland Bursian. „Normalerweise sind sie draußen auf der Wiese und können sich dort durch den Boden wühlen.“ Die 350 Legehennen leben in einem mobilen Stall. „Aus den Legehennen werden später Suppenhühner“, erklärt Roland Bursian. „Mehrmals im Jahr bieten wir Masthähnchen an und zu Weihnachten Enten und Gänse.“ Ab und zu fände sich auch Rind- oder Putenfleisch von „befreundeten Betrieben“ in den Regalen des Hofladens.

Nicht verspeist werden die Hühner, die zurzeit im Gehege neben dem Hofladen Radau machen. „Das sind englische Kampfhühner“, schmunzelt Roland Bursian beim Anblick der kleinen Federbäusche. „Es sind die Osterküken aus dem naturhistorischen Museum in Braunschweig.“

Hofleiter Roland Bursian findet: „Fair gehandelte Produkte müssen selbstverständlich werden.“

Foto: Çağla Canıdar

Doch der Schwerpunkt des Hofs liegt definitiv im Gemüse- und Obstanbau. „Wir haben bestimmt 30 Sorten Gemüse“, überlegt Roland Bursian und zählt nach: „Es ist wirklich viel geworden, die Nachfrage steigt.“ Auch die selbstgemachten Aufstriche und Suppen sind sehr beliebt.

Bei der Erfolgsgeschichte kaum verwunderlich, dass der Hof auch beim Projekt Fairtrade-Town Gifhorn dabei ist. „Ich bin darauf aufmerksam geworden, als mich Rüdiger Wockenfuß fragte, ob ich nicht mitmachen wolle“, berichtet Roland Bursian. „Ich habe gleich ja gesagt. Das mache ich oft, dass ich immer gleich ja sage – aber in diesem Fall war‘s gut“, lacht der Hofleiter. Denn: „Wir haben regionale Fairtrade-Produkte.“ Doch darüber hinaus betont Roland Bursian einen anderen Grund: „Es geht nicht nur um die faire Schokolade oder den fairen Kaffee, damit auch was im globalen Süden ankommt. Das Thema muss auch hier ankommen.“ Der faire Umgang mit Mensch und Umwelt seien demnach zwei Seiten einer Medaille.

„Im Prinzip hat der Hof die gleiche Motivation wie das Fairtrade-Projekt“, erklärt Roland Bursian. „Es geht um denselben Kern: Menschenwürde.“ Denn Themen wie Klimakrise, Fairness, Corona und extreme Wettereignisse – wie etwa Überschwemmungen – seien miteinander verknüpft. „Der faire Umgang mit Mensch und Umwelt ist eine gesellschaftliche Aufgabe, dazu wollen wir in Gifhorn beitragen.“

Zwar habe die ökologische Landwirtschaft und das Thema Klimaschutz an Relevanz gewonnen, doch Roland Bursian will mehr: „Genauso wie es nicht reicht, nur Salate als vegane Gerichte auf die Speisekarte zu setzen, müssen faire Produkte selbstverständlich werden.“

Der Hof
Zum Hof 1, Isenbüttel
Öffnungszeiten Hofladen:
Mo., Di., Do., Fr. 9.30 bis 12.30 Uhr sowie 14.30 bis 18 Uhr
Sa. 9 bis 13 Uhr
Tel. 05374-95570
www.der-hof-isenbuettel.de


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