Weihnachten in Gifhorn

Einmal fühlen wie Little Baby Jesus - Die Gifhorner Friedenskirche lädt dazu ein, sich in eine XXL-Holzkrippe zu legen

Malte Schönfeld Veröffentlicht am 22.12.2021
Einmal fühlen wie Little Baby Jesus - Die Gifhorner Friedenskirche lädt dazu ein, sich in eine XXL-Holzkrippe zu legen

Matthias Neumann, Pastor in der Gifhorner Friedenskirche, und die geliehene XXL-Krippe. Für den 50-Jährigen steht fest: „Ich finde es schön, dass sie so schlicht ist.“

Foto: Michael Uhmeyer

Für viele ist die Weihnachtszeit vor allem auch ein Gespräch mit Gott, ein In-den-Dialog-treten. Rituale und Traditionen kehren zurück – ob es das stille Gebet ist oder der Kirchenbesuch am Heiligen Abend. Die evangelisch-freikirchliche Friedenskirche am Gifhorner Brandweg lädt die Gläubigen auch in diesem Jahr dazu ein, sich mit und in der Geburt Jesu zu finden. Neu ist die XXL-Krippe, die im Messesaal voraussichtlich noch bis zum 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige, einlädt, sich selbst einmal hineinzulegen.

Die Friedenskirche am Brandweg ist Teil des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden und Mitglied im Baptistischen Weltbund. Sie versteht sich als Begegnungskirche – doch wie kann man Begegnung schaffen in einer Zeit, die Begegnungen vermeiden möchte? Diese Frage stellte sich auch Pastor Matthias Neumann.

Der 50-Jährige kam vor vier Jahren in unsere Mühlenstadt. Berlin, Hamburg, Frankfurt – schon in vielen Städten hat er längere Zeit verbracht. Doch die Anfrage der Brandweg-Gemeinde nahm er gerne an, schließlich ist seine Frau Tanja gebürtige Gifhornerin. Und doch spürte er eine „enge Stadt“, wie er sagt. Wenig offen für Veränderung und Nähe, sicherlich aber immer auch mit einem Hauch Sehnsucht danach. Als er vor einem Jahr schwer an Corona erkrankte, fing ihn auch die Gemeinde der Friedenskirche auf: Sie kochte für Matthias Neumann, es wurde viel telefoniert. „Niemand wird hier allein gelassen“, sah der Pastor.

Begegnung also, ohne sich begegnen zu dürfen. Wenngleich die Gifhorner Friedenskirche viel auf körperliche Nähe und Umarmungen setzt. „Wir stehen gemeinschaftlich eng zusammen – auch mit unseren Gaben, den Ressourcen und den Finanzen“, erklärt Matthias Neumann. In der Corona-Zeit hat sich die Gemeindearbeit – wie in vielen Einrichtungen und Vereinen – vermehrt ins Netz verschoben. Das ginge wohl, meint der Pastor: „Wir glauben aber, der Mensch ist mehr als digital. Deswegen schätzen wir die körperliche Nähe.“

Auch KURT-Volontär Malte Schönfeld machte es sich in der Krippe gemütlich.

Foto: Michael Uhmeyer

Ganz analog kommt deswegen auch die XXL-Krippe daher. Sie ist eine Leihgabe des Landesverbands, gebaut wurde sie von einer befreundeten Kirche. Die Ursprungsfrage, wie man Weihnachten in diesem Jahr bestreiten kann, führte bei der Antwortfindung auf die Krippe, die zwar an die 2,50 Meter misst, ferner aber vor allem mit ihrer Schlichtheit beeindruckt. Kein großer, roter Weihnachtsstern, keine Disco-Lichterketten. „Ich finde es schön, dass sie so schlicht ist“, sagt Matthias Neumann. „Die Kunst soll die Konzentration unterstützen. Sie hat die Ästhetik, die wir auch in der Kirche probiert haben – nicht so sehr das Barocke.“

Eine Inszenierung mit „Little Baby Jesus“, wie der Pastor den biblischen Messias nennt, Mutter Maria, Josef, einer Schafsherde oder einem Esel gibt es nicht. „Wir hatten sogar überlegt, einen echten Esel für das Krippenspiel zu holen“, verrät Matthias Neumann. Doch das wäre zu aufwendig geworden, und auch die moralische Frage, ob man Tiere zum Spielen nehmen sollte, stand verständlicherweise im Weg.

So bleibt aber dank Minimalismus viel Raum für die eigenen Gedanken. „Wo stehe ich, wo ist mein Platz, wo ist mein Platz an der Krippe? Wo stehe ich bei Jesus?“, referiert Pastor Neumann. Und so ist die XXL-Krippe auch als Zyklus zu verstehen: Das Holz der Krippe als das Holz des Kreuzes – Leben, Tod und Auferstehung. Und so ist man auch wieder bei Baby Jesus. „Ein Baby ist eigentlich etwas Kleines, aber auch etwas Großartiges“, erklärt Matthias Neumann.

Die riesige Krippe wird zu den Predigten und Weihnachtsgottesdiensten zu bestaunen sein, dann soll sie auch vor die Kirche geschafft werden, damit interessierte Familien dort auch ein Selfie mit ihr machen können. Wie der Pastor erläutert, ist die Gemeinde über die ganze Welt verstreut, manche kämen an den Feiertagen aus Australien nach Gifhorn, um im Kreise ihrer Liebsten Weihnachten zu feiern. Heim in die eigene Krippe, könnte man das nennen.

„Man braucht Ankerpunkte“, sagt Pastor Neumann und zeigt auf die Krippe. Sie ist mit Schafsfellen, Decken und Kissen ausgestattet. Liegt man in ihr, ist man ein wenig angehoben, dennoch bekommt man alles mit, was um einen herum passiert. Man überblickt die Dinge. „Ankerpunkt ist auch ein schöner Begriff für Weihnachten. Unsere XXL-Krippe steht für das Weite, das Offene. Sie kann aber auch die Ängste nehmen, weil sie erfahrbar macht, dass es etwas Größeres gibt als mich und meine Probleme. Die Kraft liegt in der Demut, und Weihnachten ist ein Kraftzentrum. Deswegen betonen wir auch in dieser Zeit immer wieder die Hoffnung des Weihnachtsfestes.“ Legen Sie sich – zu den Terminen – doch einmal selbst in die XXL-Krippe.

Predigtserie: „Unterforderst Du Jesus?“
19. Dezember, 12 Uhr

Weihnachtsgottesdienst mit Kinderweihnachtsmusical
24. Dezember, 15.30 Uhr

Weihnachtsgottesdienst
24. Dezember, 17.15 Uhr

Gottesdienst am 2. Weihnachtstag
26. Dezember, 11 Uhr

Gifhorner Friedenskirche
Brandweg 2, Gifhorn
Tel. 05371-6189368


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