Schützenfest in Gifhorn
Die Trachtenkapelle St. Barbara und Gifhorn gehören fest zusammen – Robert Ernst leitet das Orchester seit 51 Jahren
Malte Schönfeld Veröffentlicht am 13.06.2023
Stramme Waden, gute Laune, tolle Musik: So kennen und lieben die Gifhornerinnen und Gifhorner Robert Ernst (7. von rechts) und die Trachtenkapelle St. Barbara.
Foto: Isabell Massel
Jeder Gifhorner Schütze kennt sie, die Trachtenkapelle St. Barbara. Jahr für Jahr sorgen die Musiker bei unserem Schützenfest für beste Stimmung, sie gehören zur musikalischen Grundausstattung, meist sogar mit Mitklatsch-Garantie. Dem Orchester steht Robert Ernst vor – und das seitdem er 1972 mit 13 Jahren die Leitung übernommen hat. Eine beinahe unglaubliche Verantwortung für einen Buben, der im Laufe der Zeit eine überregional beliebte Gruppe bilden konnte, die sogar schon ein Konzert in Brasilien spielen durfte.
Es ist fast nicht zu glauben, aber an das Gifhorner Schützenfest 1975 kann sich Robert Ernst sogar noch erinnern. Es müsste das erste für ihn gewesen sein, die Kapelle zog von Raum zu Raum, im alten Ratsweinkeller noch, und spielte den Badenweiler-Marsch. „Wir haben in Gifhorn viele Pflaster festgetreten“, lacht er.
In diesen Jahren vollzog sich der Wandel von der einstigen Bergmannskapelle zur Trachtenkapelle. Mit ihnen wichen die schwarzen, schweren Uniformen dem heutigen, etwas bunteren Look. Und das aus gutem Grund: Der Bergbau rund um Peine, der Herkunft der Kapelle, kam Ende der 60er weitestgehend zum Erliegen. Und nach und nach prägte sich über die bayerischen Landesgrenzen hinaus ein Faible für Oktoberfeste aus. Da musste natürlich auch die richtige Musik gespielt werden.
Militärmusik-Paraden führten Robert Ernst und die Trachtenkapelle St. Barbara von Flensburg bis nach Stuttgart, von Dresden bis nach Köln. „Als die Grenze aufging, haben wir im Osten viele Autohäuser eingeweiht“, berichtet Robert Ernst.
Wirklich weit führte die Kapelle aber 1991 ein Trip nach Brasilien, genauer genommen in die Großstadt Vitória und Kleinstadt Domingos Martins. Vor Ort trafen sie auf die Nachfahren von ausgewanderten Deutschen, reisten aufs Land und spielten in den Klubs. „Ich kann mich noch an eine uralte Oma erinnern, die sogar noch Deutsch gesprochen hat“, erzählt Robert Ernst. Als Gastgeschenk brachte die Trachtenkapelle nicht nur feine Musik, sondern auch Bier der Peiner Härke-Brauerei mit – „das haben sie in Brasilien genossen“.
Ungefähr 15 bis 20 Mann sind pro Auftritt dabei, im Dunstkreis finden sich aber nochmal weitere 20 bis 25 Musiker. „Man braucht ein dickes Telefonbuch“, schmunzelt Robert Ernst. „Wenn die Termine feststehen, wird sich Urlaub genommen – ohne Herzblut geht das nicht.“
Und so wird die Trachtenkapelle St. Barbara auch in diesem Jahr wieder beim Schützenfest in Gifhorn dabei sein. Darauf freut sich selbstredend auch Robert Ernst: „Die Freundschaft zu den uns bekannten Schützen ist einmalig.“ Los geht‘s am Mittwoch – dem Schützenfest-Heiligabend – mit der Ständchen-Tour.