Gesundheit

25 Jahre im Dienst für Gifhorns Milchzähne - Zahnärztin Heike Krause klappert fleißig Schulen und Kitas ab

Sophie Isabell Bremer Veröffentlicht am 12.06.2020
25 Jahre im Dienst für Gifhorns Milchzähne - Zahnärztin Heike Krause klappert fleißig Schulen und Kitas ab

„Und jetzt einmal Aaa machen!“ Zahnärztin Heike Krause untersucht die Zähne von Erstklässlerin Lena in der Wilhelm-Busch-Schule in Gamsen – noch bevor die Schulen wegen der Corona-Pandemie schlossen.

Foto: Çağla Canıdar

Wer erinnert sich noch daran, als der Zahnarzt oder die Zahnärztin in den Unterricht kam? Vielleicht war es unbehaglich, man fühlte Angst oder Scham. Am angenehmsten ist diese Situation wohl in den Händen einer freundlichen, erfahrenen Zahnärztin. Heike Krause (59) hat wahrscheinlich den meisten, die im Landkreis Gifhorn aufgewachsen und heute nicht älter als 35 Jahre sind, schon einmal in den Mund geschaut. Das KURT-Team begleitete die Zahnärztin noch vor der Corona-Pandemie bei einer Untersuchung. Sie berichtet über den Wandel der Zahnuntersuchung, Ursachen für mangelnde Zahnhygiene und den Wegfall von Zahnuntersuchern im Landkreis.

Es ist 8 Uhr morgens in der Wilhelm-Busch-Schule in Gamsen, als das KURT-Team im Laufschritt zu Zahnärztin Heike Krause stößt. Unser Ziel: die Klasse 1a, deren Schülerinnen und Schüler den Besuch der Zahnärztin schon gespannt erwarten. Wir betreten den Klassenraum und schlagartig wird unsere Erwartung lauter, unruhiger Kindern zunichte gemacht – die Schülerinnen und Schüler der 1a sitzen ruhig an ihren Plätzen und beäugen uns erst mal neugierig. Heike Krause stellt sich vor und erklärt den Kindern, was sie mit ihnen vorhat – in einem ruhigen und freundlichen Ton, um die Kleinen nicht zu verängstigen.

Die Klassenlehrerin Angela Ruschlau klinkt sich ein und erzählt eine Anekdote: Ein Bekannter habe immer so große Angst vorm Zahnarzt gehabt, aber bei Frau Krause habe er sich so wohl gefühlt, dass er während einer Behandlung sogar eingeschlafen sei! Nun scheint das nötige Vertrauen zum bevorstehenden Prozedere aufgebaut – wer sollte da noch Angst bekommen?

„Du hast sehr gute Zähne“, lobt Heike Krause Ilai. „War gar nicht schlimm, oder?“

Foto: Çağla Canıdar

Als erster darf Ilai nach vorne kommen und sich auf den Stuhl gegenüber Heike Krause setzen. „Mach den Mund schön weit auf“, ermutigt die Zahnärztin. Mit einem kleinen Handspiegel und einer Taschenlampe ausgestattet sucht sie die Zähne des Jungen nach Karies ab. Auch die allgemeine Mundhygiene und die Kieferstellung werden bei der kurzen, aber sorgfältigen Untersuchung bewertet. „Du hast sehr gute Zähne“, lobt Heike Krause Ilai. „War gar nicht schlimm, oder?“

Nach und nach kommen die Kinder nach vorne, um sich von der erfahrenen Zahnärztin in den Mund schauen zu lassen. „Wer den Mund so weit aufmachen kann, hat bestimmt kein Loch!“, schmunzelt sie, als Milan an die Reihe kommt. Im Umgang mit den Kindern macht Heike Krause einen routinierten und sympathischen Eindruck.

Yosraa empfiehlt die Zahnärztin, ihre Backenzähne versiegeln zu lassen. Bei Sophia hat sich tatsächlich ein kleines Loch eingeschlichen. Und Noah braucht wegen einer auffälligen Kieferstellung womöglich eine Zahnspange. Alles halb so wild. Und alle anderen Kinder weisen keinerlei Auffälligkeiten auf. „Nur drei müssen zum Zahnarzt – das ist ein tolles Ergebnis“, freuen sich die Klassenlehrerin und Heike Krause abschließend. Aber: Zwei Schüler der Klasse verpassten die Untersuchung aufgrund ihrer Abwesenheit an dem Schultag leider.

Die fünf Schülerinnen und Schüler bekommen jeweils eine gelbe Karte, die sie zu ihrem nächsten Zahnarztbesuch mitbringen sollen. Haben alle bis zu den Sommerferien ihre Zähne in einer Praxis untersuchen und dies abstempeln lassen, bekommt die gesamte Klasse einen tollen Preis.

Heike Krause ist auf Zack. Sie hat einige Untersuchungstermine hintereinander – an einem Tag oft gleich an mehreren Schulen.

Foto: Çağla Canıdar

„Es ist eine sehr sinnvolle Tätigkeit“, sagt Heike Krause über ihre Untersuchungen in den Kindertagesstätten und Grundschulen, „da man dort auch Kinder findet, die sonst nicht zum Zahnarzt gehen“. Gesetzlich sei laut der Zahnärztin festgelegt, dass Kinder im Alter von 3 bis 14 Jahren jedes Jahr zahngesundheitlich untersucht werden müssen. „Weil es aber bei weitem nicht genug Zahnuntersucher im Landkreis Gifhorn gibt, besuchen wir nur ein paar Kindergärten sowie die ersten, zweiten und fünften Klassen“, bedauert Heike Krause.

Viele Zahnärztinnen und Zahnärzte gehen dieser Tätigkeit nur für einige Jahre nach – Heike Krause aber besucht die Schulen und Kindertagesstätten im Landkreis bereits seit 25 Jahren. Uns interessiert vor allem: Was hat sich denn in all dieser Zeit an ihrer Arbeit geändert? „Früher haben wir die Kinder bei der Untersuchung festgehalten, wenn sie nicht wollten“, erinnert sie sich. „Heute machen wir das natürlich nicht mehr, und das ist auch richtig. Man muss andere Wege finden, an die Kinder heranzukommen, und darf sie zu nichts zwingen.“ Und: „In den 90er Jahren waren viele nicht richtig informiert über die gesundheitlichen Umstände der Aids-Epidemie. Das hat die Zahnuntersuchungen in den Schulen und Kindergärten erschwert.“ Ob sie eine eindeutige Verbesserung oder Verschlechterung der Kinderzahngesundheit über die vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte beobachtet habe, verneint Heike Krause: „Die Zahngesundheit wird von Zeit zu Zeit mal schlechter, dann wieder besser. Das verändert sich wellenartig.“

Zahnärztin Heike Krause klappert fleißig die Schulen und Kitas im Landkreis Gifhorn ab.

Foto: Çağla Canıdar

Auch heute unterscheiden sich die Standards der Zahngesundheit von Klasse zu Klasse. „Das Einzugsgebiet spielt dabei wohl eine Rolle“, überlegt die Zahnärztin. „In manchen Klassen treffe ich schonmal auf desolate Zustände. Da zählt man eher die gesunden Zähne!“ Der soziale Hintergrund sei ausschlaggebend: „Die Eltern von finanziell schwachen Haushalten haben ganz andere Probleme. Da fällt das Zähneputzen wohl oder übel manchmal hinten runter.“ Und auch ein Migrationshintergrund kann relevant sein: „In anderen Ländern gibt es gar nicht so viele Süßigkeiten – da haben die Eltern keine Erfahrungen mit den Kariesbomben, die die Kinder hier erwarten.“

Normalerweise müssen die Eltern der Zahnuntersuchung ihrer Kinder nicht zustimmen, da sie gesetzlich vorgeschrieben ist – „aber es gibt Einzelfälle, in denen die Eltern sich dem widersetzen“. So behalten sie ihre Kinder an dem Tag der Zahnuntersuchung einfach zu Hause. „Eine gelbe Karte bekommen die Kinder, die am Tag der Untersuchung abwesend sind, dennoch“, erklärt Heike Krause. „Aber wenn man weiß, dass die Eltern dagegen sind, werden die Kinder aus der Zählung für das Geschenk, das die gesamte Klasse am Ende bekommen soll, herausgenommen.“ Die Zahnärztin, die eine gemeinsame Praxis mit ihrem Mann am Isenbütteler Weg in Gifhorn führt, ist an etwa 20 Tagen im Jahr unterwegs in den Kindertagesstätten und Schulen im Landkreis. „Ich bin über die Jugendzahnpflege Gifhorn beschäftigt und beziehe ein Honorar von 25 Euro pro Stunde für die Zahnuntersuchungen – der Betrag hat sich übrigens seit 1995 nicht geändert.“ Da sie an diesen Tagen in ihrer Praxis ausfällt, ist die Tätigkeit ökonomisch keinesfalls profitabel. „Besonders schwierig wäre es, wenn man alleine eine Praxis führt und diese komplett unbesetzt lassen müsste“, ergänzt Heike Krause.

„Ein bis zwei Jahre lang werde ich die Untersuchungen noch machen... dann brauche ich auch langsam Nachfolger“, berichtet Heike Krause. So habe sie bereits Kollegen mit in die Schulen genommen, um ihnen zu zeigen, wie die Untersuchungen ablaufen. Und die Zahnärztin verrät: „Das Schönste an der Tätigkeit ist für mich, mit den kleinen Kindern zusammen zu sein.“

So klappt‘s mit dem Zähneputzen garantiert

Kleine kreisende Bewegungen vom Zahnfleisch zu den Zähnen machen die richtige Technik beim Putzen aus.

Eine feste Reihenfolge beim Putzen hilft dabei, auch wirklich jeden Zahn zu erwischen: Putzt erst die Kauflächen, dann die Außenflächen und zuletzt die Innenflächen.

Richtig beanspruchte Zahnbürsten haben eine Lebensdauer von sechs bis acht Wochen – nach maximal 200 Anwendungen sind sie also untauglich!

Vertrauen ist zwar gut, aber Kontrolle ist besser: Zwei mal im Jahr solltet Ihr zum Zahnarzt gehen.

Kinder und junge Menschen haben eine besonders große Anfälligkeit für Karies.

Festes Schrubben der Zähne ist nicht notwendig – achtet darauf, Euer Zahnfleisch nicht zu verletzen.


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