Essen & Trinken
Wo die Piraten-Pasta zum Kapern einlädt: Das Restaurant Mangia e Bevi in Gifhorn glänzt mit unaufgeregten Klassikern
Malte Schönfeld Veröffentlicht am 09.11.2024Es ist schon ein ums andere Mal erwähnt worden, doch in der Perfektion der Einfachheit liegt die große Kunst der Kultur. Das gilt natürlich auch für das amüsierte Ausgehen, die Küche, das Lokal. Wer einen Reis gut kochen kann, dem traut man auch mehr zu. Wer Bratkartoffeln auf den Punkt kross bekommt, der kann eventuell auch den Heilbutt braten. Dieser Vermutung musste sich im zurückliegenden Monat auch Mangia e Bevi stellen, das in Gifhorn an der Braunschweiger Straße liegt. KURTs Gastro-Tester Malte Schönfeld hat das italienische Lokal kulinarisch inspiziert.
Viel Zeit haben wir nicht, das ist mir klar. Unsere Terminkalender sind senfgelb, lapislazuliblau und morgenrot eingefärbt, für Nicht-Informierte unleserlich von Kürzeln und Stichpunkten durchsetzt. Mittag? Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht. Doch die Uhr tickt.
„Wir brauchen jetzt schnelle Entscheidungen“, blökt meine Begleitung am anderen Ende des Telefons und haut auf den Tisch. Ich höre, wie ein Bilderrahmen umkippt.
„Na gut, dann um 12.30 Uhr bei Mangia e Bevi, der kleine Italiener an der Braunschweiger“, schlage ich nervös vor.
Kurze Stille. „Na geht doch“, schnauft meine Begleitung zufrieden. „Ich nehme hier noch die, ach, wie heißt die denn noch… die Dings nehme ich jedenfalls mit.“
Es gibt nicht viel Schöneres als mittags in einem Lokal zu sitzen, denke ich mir, als ich die auf dem Tresen aufgetürmten Primitivos sehe. Disziplin. Wir bekommen die Karten gereicht. Auch wenn die Zeit etwas eilt, weil jeder noch in Meetings und Nachmittags-tiefs verpflichtet ist, darf es gerne eine Vorspeise sein: Ich nehme eine Broccoli-Cremesuppe, auch Bruschetta ist bestellt. Zum Hauptgang nehme ich die Spaghetti alla Pirata. Alles klar zum Entern.
Das Mangia e Bevi, geführt von Koch Giuseppe Donadio seit 2013, sammelt direkt Pluspunkte. Unbestellt werden Weißbrot und Knoblauchcreme serviert. So gehört sich das – nicht, weil Rabatte mir heilig wären und ich ein schnorrender Geizhals bin, sondern weil es die sich merklich in der Auflösung befindliche Gastfreundschaft stärkt. An sowas erinnert sich der Kunde, günstigere Werbung kann es nicht geben – das werde ich weitererzählen.
Und auch darüber hinaus ist das Lokal zu empfehlen. Es geht schon mit der Suppe weiter, die mir sehr zusagt: cremig, vollmundig und das Gemüse noch nicht zerkocht. Auch die, äh, Dings lobt ihr Bruschetta, so dass wir uns dem Hauptgericht widmen können.
Meine Begleitungen mit Spaghetti Carbonara und überbackenen Artischocken aus der Form, ich mit der Piraten-Pasta. Warum ich mich für diese Version entschieden habe? Natürlich wegen der Zutaten. Kapern, Oliven, Champignons Sardellen, dazu Knoblauch – alles in einer pikanten Tomatensauce. Das ist doch fantastisch! Sehr gut dosiert das Mangia e Bevi, denn sollten es zu viele Sardellen auf den Teller schaffen, wird das Gericht schnell fischig infiltriert. Und das wollen wir ja nicht. Ebenfalls hervorzuheben: Pikant heißt hier pikant, nicht explosiv-durchdrehend oder schnarchig-mild; der Schärfekorridor ist getroffen.
Wenn wir über das Ausgehen im Jahr 2024 sprechen, muss man auch über das Geld sprechen. Wie viel kostet das Ganze denn jetzt im Angesicht von horrenden Preiserhöhungen an allen Supermärkten und Tankstellen? Auch da verhält sich das Lokal angenehm unauffällig: Wir zahlen mit Vorspeise, Hauptgericht und Getränk 21 Euro pro Person.
„Eine wunderbare Angelegenheit“, räuspert sich meine Begleitung. „Die können die Klassiker. Io dico: Ben fatto.“
Mangia e Bevi
Braunschweiger Straße 10, Gifhorn
Täglich außer Mi.
11.30 bis 14.30 Uhr (außer Sa.) und 17.30 bis 22.30 Uhr
Tel. 05371-5898168
pizzeria-gifhorn.de