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Türen öffnen: Unsere Kolumnistin Mia Anna Elisabeth Timmer meint, Vereine sollten ein Abbild der Gesellschaft sein
Mia Anna Elisabeth Timmer Veröffentlicht am 15.02.2025
Chill doch mal: Mit etwas Glück kommt man in die Bluntrotation von KURT-Volontärin Mia Anna Elisabeth Timmer. Diese Offenheit wünscht sie sich auch von noch mehr Vereinskulturen.
Foto: Volker Kienast
„Und was ist Deine Bluntrotation?“, fragt mich ein Freund hustend und reicht mir die Lunte. Oft gibt‘s Witze darüber, mit wem man denn unbedingt mal einen dübeln will: Elon Musk, Kanye West, Gregor Gysi oder Angela Merkel... Man sollte aufpassen, wen man nennt. Stoned kann viel passieren – oder manchmal auch gar nichts. So oder so: Man braucht Menschen um sich, denen man vertraut, mit denen man lacht und die nicht nervig werden. Das gilt fürs Kiffen genauso wie für die Gründung eines Vereins – völlig egal ob Kegeltruppe, Musikzug, Schützengilde, Sportverein oder Swingerclub.
Sollte Robert Habeck doch nicht Kanzler werden, darf er gerne Vorsitzender in meinem Traumverein sein. Vize wird Christian Lindner – oder wahlweise auch der Hund von meinem Nachbarn, eigentlich völlig egal. Als Kassenwart nehmen wir meinen Bruder – der geht bestens mit Geld um, zumindest besser als ich. Schriftführer darf mein Chefredakteur werden – es sei denn, er schafft es, sich wie alle anderen um diesen Job zu drücken. Geschäftsführerin wird Sevdeal Erkan-Cours, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gifhorn. Keine Frage, sie würde das gut machen. Und für eine Vereinsgründung brauchen wir noch zwei: der, der immer Ott dabei hat, und die, die immer auf mich aufpasst. Perfekt!
Und das Vereinsheim ist ein Ort, in dem die Menschen zueinanderfinden, in dem die Fritz Kola nur 1,50 Euro kostet, in dem die Couches gespendet und die Wände von den Mitgliedern bemalt sind.
Das Wichtigste ist aber nicht eine prominente Besetzung oder ein hübsches Clubhaus – es geht darum, sich zu engagieren. Und dabei können wir immer noch rücksichtsvoller werden: Manch einer findet seinen Platz nicht am Tisch. Ein anderer kann sich die teure Ausrüstung nicht leisten. Jemand muss mal hören, dass er einfach die Klappe halten sollte.
Manchmal ist‘s das Übel der Welt, wenn eine Vegetarierin beitritt und plötzlich um fleischlose Würstchen bittet; oder wenn der Moslem kein Schwein grillen möchte. Oder wenn queere Menschen um die Nutzung ihrer korrekten Pronomen bitten. Oder wenn Frauen sich einen angemessenen Ton wünschen.
Vereine sollten ein Abbild der Gesellschaft sein. Doch manche bilden womöglich eine Gesellschaft ab, die heute gar nicht mehr Realität ist. Niemand schließt Migranten bewusst aus – aber wer geht gezielt auf diese zu?
Türen zu öffnen, reicht nicht aus. Auch wenn das heißt, dass vegetarische Würstchen auf den Grill kommen, man sich der Sprachbarriere stellt oder neue Pronomen lernt.