Raum für Notizen

Raum für Notizen: KURT-Kolumnistin Marieke Eichner gewährt einen Einblick in ihr Quarantäne-Tagebuch über diese blöde Corona-Scheiße

Marieke Eichner Veröffentlicht am 25.05.2022
Raum für Notizen: KURT-Kolumnistin Marieke Eichner gewährt einen Einblick in ihr Quarantäne-Tagebuch über diese blöde Corona-Scheiße

Ein positiver Test, den Corona-Virus im Körper, einige Tage in Abschottung: KURT-Kolumnistin Marieke Eichner erzählt davon, wie ihr die Decke auf den Kopf gefallen ist.

Foto: Mediakit Ltd/Unsplash

Tag 1
So eine blöde Scheiße. Ich habe Corona. Während in vielen Ländern der Welt sämtliche Corona-Maßnahmen fallengelassen werden und sich auch in Deutschland das Wort „endemisch“ großer Beliebtheit erfreut, mache ich auf den letzten Metern also doch noch mit und werde mindestens die nächsten zehn Tage in meiner Wohnung verbringen. Meine Mitbewohnerin quarantäniert mit. „Hilft ja nüscht“, sagt sie.

Tag 2
Nach dem ersten Kaffee der Blick in Kühl- und Vorratsschrank. Meine WG ist nach zwei Jahren Pandemie natürlich bestens für eine solche Situation gerüstet. Es grüßen drei Scheiben Toast, Cornflakes, eine Stange Lauch und ein letzter Schluck Milch. Außerdem fünf Gläser mit wilden Marmeladensortenkombinationen, liebevoll eingekocht von meiner Omma. Na ja, ist ja auch bald Fastenzeit.

Tag 3
Mein bester Freund und eine Einkaufstüte stehen vor der Haustür. Mit den Knien auf dem Sofa und den Armen auf der Fensterbank rauche ich den Symptomen zum Trotze aus dem Wohnzimmer nach unten eine Bockig-sein-Kippe. Er raucht unten und lacht mich aus. Der Pisser. Zum Abschied ruft er noch hoch, er habe auch zwei Dosen Bier und Schokolade eingekauft. Es sei ja schließlich
Valentinstag. Hach!

Tag 6
Das zähe Verfließen der Zeit treibt die WG durch Netflix. Nichts sagt zu, schlussendlich gucken wir alle Folgen Pettersson und Findus. Ich kann sie immer noch mitsprechen. Tue ich auch. Meine Mitbewohnerin hat mich heute besonders doll lieb.

Tag 7
Ich kann mit Tieren sprechen. Habe die Taube auf meiner Fensterbank angegurrt. Sie hat zurückgegurrt und mir schöne Augen gemacht. Dann ist sie einfach weggeflogen. Ich fühle mich emotional. Vielleicht fällt mir langsam die Decke auf den Kopf.

Tag 8
Als ich am nächsten Morgen erwache, ist es bereits früher Abend. Der tägliche Schnelltest meiner Mitbewohnerin ist immer noch negativ. Ich nutze die Gelegenheit, um über Ungerechtigkeit nachzudenken und lese Bakunin.

Tag 10
Mein Schnelltest ist negativ! Mein Wohlbefinden allerdings auch. Trete zur Infektionssprechstunde vor der Arztpraxis an. Als der Doktor das Fenster öffnet, fühle ich mich an den Kiosk meiner Kindheit erinnert. Ich bestelle einen Kakao und einen Center Shock. Der Doktor lacht nicht. Der Pisser. Nach PCR-Abstrich und Ah-sagen verkündet er die frohe Botschaft: „Herzlichen Glückwunsch, es ist eine Mandelentzündung!“ So eine saublöde Scheiße.


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