Engagement
Ohne dieses besondere Engagement würde etwas fehlen: Das Kaufhaus Aller in Gifhorn feiert 15-Jähriges mit tollen Aktionstagen
Malte Schönfeld Veröffentlicht am 21.09.2025
Geschäftsführerin Manon Hillebrecht leitet seit etwas mehr als einem Jahr das Kaufhaus Aller. Sie und ihr Team sorgen dafür, dass Menschen mit geringem Einkommen ihren Bedarf decken können.
Foto: Bastian Till Nowak
Armut ist keine Schande, und doch stehen arme Menschen häufig ohne Hilfe und Lobby da, wenn sie sich durch das teure Leben kämpfen. Wo das eine System versagt, ist es gut, wenn ein anderes einspringt und diesen Menschen ein günstiges Angebot macht. Das Kaufhaus Aller in Gifhorn ist dieses andere System. Es bietet ein Sortiment, eine erschwingliche Grundversorgung für diejenigen, die ganz genau wissen, wie viel Geld am Ende des Monats übrig bleibt. Zum 15-jährigen Bestehen plant das Team des Kaufhauses Aller nun Aktionstage vom 29. September bis 2. Oktober mit buntem Programm und Rabatten.
Das soziale Kaufhaus für Gifhorn. So lautet der Slogan unter dem weißen Schriftzug auf dem Schaufenster. Und da ist alles drin, worum es geht. In doppeltem Sinne. „Wir sind für die Menschen da, die kein hohes Einkommen haben, um ihnen alltägliche Waren in einem guten Zustand anzubieten“, erklärt Manon Hillebrecht.
Sie ist die Geschäftsführerin und übernahm vor etwas mehr als einem Jahr von Heike Meinecke, die beinahe von Beginn an dabei war. Damals taten sich die vier Gesellschafter – evangelisch-lutherischer Kirchenkreis Gifhorn, Dachstiftung Diakonie, die katholische Kirchengemeinde St. Altfrid und die Stiftung Zeit Stiften – zusammen und eröffneten das soziale Kaufhaus. Ohne Strukturen, eine Herausforderung, die größer nicht hätte sein können, wie Heike Meinecke bei der Übergabe an Manon Hillebrecht offenherzig zugab. Nach und nach entwickelte sich jedoch genau diese Struktur – sowohl im Laden in Form der Aufteilung und des Sortiments als auch durch die stetige Vergrößerung des Teams.
14 Jahre lang leitete Heike Meinecke (links) als Geschäftsführerin das Kaufhaus Aller, ehe 2024 dann Manon Hillebrecht übernahm.
Foto: Privat
Im Kaufhaus Aller funktionieren Dinge häufig etwas anders als in den Geschäften, die in der Nachbarschaft liegen. Insofern lohnt es sich, darauf einen Blick zu werfen. „Wir beschäftigen nur Leute über den zweiten Arbeitsmarkt“, berichtet Manon Hillebrecht. Das soziale Kaufhaus wird hier seinem Namen also auch noch auf einem anderen Weg gerecht. Eng arbeitet man dafür mit dem Jobcenter zusammen, das die Zuweisung von erwerbsfähigen Bürgergeldempfängern zu einer Arbeitsgelegenheit, kurz AGH, anregt, um den Wiedereinstieg in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu fördern. Neun Plätze stehen dafür im Kaufhaus Aller zur Verfügung, sechs davon seien derzeit vergeben, meldet Manon Hillebrecht: „Das ist ein guter Schnitt.“ Bis zu zwei Jahre dürfen die AGH-Kräfte im Kaufhaus Aller eingesetzt werden – so wie Sonja Ströhlein, die sich sehr über die entgegengebrachte Wertschätzung ihrer Arbeit gegenüber freut.
Neben den AGH-Kräften kann sich Manon Hillebrecht zudem auf ihre Ehrenamtlichen verlassen. „Sechs sind es derzeit, manche sind von Anfang an dabei. Sie sind total wertvoll. Sie begleiten unsere Stammkundschaft lange schon.“ Im direkten Kontakt kommt es auf Kaufempfehlungen und Ratschläge an, aber auch auf Zuwendung, Feingefühl und ein gutes Zuhören. „Wir sind täglich im Austausch mit Leuten, die zu Hause vielleicht niemanden haben. Ein offenes Ohr, ein freundliches Gespräch – das macht den Charakter unseres Kaufhauses aus“, untermauert die Geschäftsführerin. Manche Stammkunden kämen täglich, vermutlich auch wegen der Rundumbetreuung, ahnt Manon Hillebrecht.
Ingeborg Waschatz ist ehrenamtlich im Kaufhaus Aller aktiv. Niemand kennt sich so gut mit den Büchern aus wie sie. Im Sortiment führt das soziale Kaufhaus zudem Schuhe, Herbstdeko und Porzellan.
Foto: Bastian Till Nowak
Doch was finden die Kundinnen und Kunden nun eigentlich vor Ort alles vor? Von Geschirr und Besteck über Töpfe und Elektrogeräte, genauso Kleidung und Schuhe sowie Bücher und Spielwaren hält das Kaufhaus Aller die eine oder andere Überraschung parat – alles selbstredend für den schmalen Geldbeutel. Vorne an der Kasse lässt sich sogar der passende Modeschmuck zum neuen Lieblingsshirt finden. Und zum Oktoberfest sieht man schon die Dirndl im Schaufenster, saisonale Angebote locken außerdem zu Weihnachten und Ostern. „Wir dekorieren regelmäßig die Fenster und gestalten die Regale. Es soll ein schönes Einkaufserlebnis sein“, sagt Manon Hillebrecht. Denn das Stöbern soll hier genauso viel Spaß machen wie das Finden.
Lange verkaufte das Kaufhaus Aller sogar Großmöbel und einst Küchen, doch das extra angemietete Lager gab man 2023 auf. „Zu teuer“, erklärt Manon Hillebrecht die Entscheidung. Denn auch da muss das Team mit dem Zeitgeist gehen. Üblicherweise stammen die Spenden nämlich aus Haushaltsauflösungen, manchmal auch vom Frühjahrsputz. „Eiche rustikal nehmen wir nicht mehr an“, schmunzelt Manon Hillebrecht – eben weil die massiven Möbel so viel Platz beanspruchen und selten noch dem Kauftrend der Kunden entsprechen. Trotzdem: Auch heute holt das Kaufhaus-Team noch Spenden mit dem eigenen Caddy ab.
Mitarbeiterin Birgit Schachtschneider (links) steht der Kundin Kateryna Ilchenko bei der Kleidungswahl mit Rat und Tat zur Seite.
Foto: Bastian Till Nowak
Immer wieder spürbare Veränderungen in der Käuferdemographie kämen durch die Geflüchtetenströme. Während früher noch mehr mit Hand und Fuß kommuniziert wurde, lösen sich Sprachbarrieren heute durch Google Translator auf. „Einfaches Englisch hilft uns auch weiter“, nickt Manon Hillebrecht. Zwar kämen Menschen aus allen Einkommensschichten ins Kaufhaus Aller im Cardenap, „in erster Linie liegen uns aber die Leute mit dem kleinen Einkommen am Herzen“, betont sie einmal mehr. Dass bei Großeinkäufen plötzlich hunderte Euro über die Ladentheke gingen, das sei quasi unmöglich – „wegen der sozialverträglichen Preise“.
Ist man als Geschäftsführerin eines sozialen Kaufhauses eigentlich wütend auf die große deutsche Ungerechtigkeit, dass wir im Überfluss produzieren und viele trotzdem in Armut leben müssen? „Jein“, antwortet Manon Hillebrecht. Es sei schlimm, wenn Menschen ihr Leben lang gearbeitet hätten und nun bloß eine kleine Rente bekämen. Und viele Frauen aus dem Frauenhaus kauften bei ihnen ein. „Das macht mich schon traurig.“ Trotzdem sei dieses Angebot eben so wichtig und würde auch für viele schöne Momente sorgen – „die gäbe es ohne uns vermutlich gar nicht“. Und was, wenn weiter im sozialen Sektor gekürzt würde? Für das Kaufhaus Aller gesprochen mache ihr das derzeit keine Sorgen, sagt Manon Hillebrecht. „Auch wenn wir noch nicht wissen, wie zum Beispiel im nächsten Jahr die Förderungen des Jobcenters aussehen könnten.“
Mitarbeiterin Birgül Dadak kennt sich in allen Bereichen des Sortiments bestens aus, so auch beim Modeschmuck an der Kasse.
Foto: Bastian Till Nowak
Ein Kritikpunkt der Geschäftsführerin sind dafür die hohen Müllkosten. Der Landkreis unterstütze zwar schon, etwa bei der Textilentsorgung, doch der Restmüll bleibe eine Kostenbatterie. „Es wäre schön, wenn man da noch eine Abmachung finden könnte, um uns die Arbeit zu erleichtern“, schlägt Manon Hillebrecht vor. Was außerdem auffällt: Die Qualität der Spenden nimmt schon seit Längerem ab. Das hatte bereits ihre Vorgängerin Heike Meinecke bemerkt. Im Kaufhaus führt man das auf die rückläufigen Stellen der Altkleidersammlung zurück.
15 Jahre Kaufhaus Aller – das ist eine stolze Leistung. „Ein großes Dankeschön an mein Team, unsere Gesellschafter und natürlich unsere Kunden“, applaudiert Manon Hillebrecht. Entsprechend gefeiert werden soll das mit einer Woche voller Aktionstage, die am 29. September beginnt: Dann gibt‘s 15 Prozent Rabatt auf alle Textilien. Tags drauf locken 15 Prozent Rabatt auf alle Haushaltswaren, ehe sich Kundinnen und Kunden am 1. und 2. Oktober über sagenhafte 15 Prozent Rabatt auf das gesamte Sortiment freuen dürfen.
Ingeborg Waschatz (von links), Birgül Dadak, Sonja Ströhlein, Geschäftsführerin Manon Hillebrecht und Birgit Schachtschneider sind nur ein Teil des großen Kaufhaus-Teams und immer für ihre Kundinnen und Kunden da.
Foto: Bastian Till Nowak
Am Mittwoch, 1. Oktober, begrüßt das Kaufhaus Aller zudem die Künstlerin Frau Uhde ab 15 Uhr, die mit einer faszinierenden Performance für das eine oder andere Schmunzeln sorgen soll. Von 14 bis 17 Uhr besteht darüber hinaus die Möglichkeit, sich mit Glitzertattoos und Kinderschminken ein wenig aufzuhübschen. Zudem gibt‘s kostenfrei Waffeln, Kaffee und Wasser.
„Wir sind schon gespannt auf diese Tage und freuen uns auf viele Gäste“, so Manon Hillebrecht. „Ob Stammkunden oder neue Interessierte – alle sind herzlich willkommen.“ Und eines ist sicher: Ohne dieses Engagement würde in Gifhorn etwas fehlen.
Rabatte und Aktionen zur Festwoche
Montag, 29. September: 15 Prozent auf Textilien.
Dienstag, 30. September: 15 Prozent auf alle Haushaltswaren.
Mittwoch, 1. Oktober: 15 Prozent aufs gesamte Sortiment, kostenfreie Waffeln, Kaffee und Wasser, 14 bis 17 Uhr Kinderschminken und Glitzertattoos, 15 Uhr Performancetanz.
Donnerstag, 2. Oktober: 15 Prozent aufs gesamte Sortiment.
Aktionstage mit tollen Rabatten und kleinen Attraktionen:
Montag bis Donnerstag, 29. September bis 2. Oktober
Kaufhaus Aller
Cardenap 7, Gifhorn
Mo. – Fr. 10 bis 18 Uhr
Tel. 05371-6198399
soziales-kaufhaus.gifhorn.de