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Mutti ist immer da – So erlebt KURT-Kolumnistin Mia den Umzug in ihre erste eigene Wohnung

Mia Anna Elisabeth Timmer Veröffentlicht am 09.06.2024
Mutti ist immer da – So erlebt KURT-Kolumnistin Mia den Umzug in ihre erste eigene Wohnung

Oh, Du schöner Wäscheständer. Mia Anna Elisabeth Timmer aus dem KURT-Team ist stolz auf ihr einziges völlig allein zusammengebautes Möbelstück.

Foto: Privat

„Und die Couch, die kommt mitten in den Raum“, sage ich begeistert meinem besten Freund. Er schüttelt den Kopf: Von meinen Einrichtungsplänen ist er nicht so angetan wie ich. Aber es ist zum Glück ja meine Wohnung und nicht seine. Sushi und Gin – statt Pizza und Bier – habe ich ihm dafür versprochen, dass er mir eine ganze Woche beim Umzug hilft. Ein herrliches Klischee, um in die erste eigene Wohnung zu ziehen. Denn ja, es ist so weit, ich ziehe aus. Komisches Gefühl.

Angst und Freude vermischen sich zu einer seltsamen Emotionsmasse tief in meiner Magengrube. Ich weiß noch nicht, kann ich alleine wohnen?

Ich überlegte auch, in eine Wohngemeinschaft zu ziehen. Schließlich wäre ich dann nicht allein. Kümmerte mich nicht allein um die Miete, die Heiz- und Stromkosten, wär‘ nicht allein verantwortlich, wenn etwas kaputt geht, es wär‘ immer jemand da... Kurzum: Eine Gemeinschaft stünde hinter mir. Dafür teilt man halt vieles. „Mia, Du brauchst nun wirklich Deinen eigenen Ort“, riet Mutti. Und ich wusste: Sie hat recht. Außerdem wäre ich nach Braunschweig gezogen – und mein ganzes Leben ist in unserem Landkreis.

Ich liebe Gifhorn – da kann ich die Stadt nicht verlassen. Nun brauchen wir aber wirklich nicht über den Gifhorner Wohnungsmarkt zu diskutieren, der ist nicht so pralle. Da brauche ich Glück – und verdammt, das hatte ich.

Zwei Zimmer, Küche, Bad, netter Vermieter, gute Lage, frisch renoviert – der Preis: fair. Hammer! Ich habe mich in die Dachgeschosswohnung verliebt. Schnell sagte ich zu – und der Vermieter auch.

Eine große Furcht, die viele plagt, ist die eigene Finanzierung. Ich verdiene gut – bin aber noch besser im Verprassen. Ich muss nur endlich mal lernen zu haushalten. Mit Blick auf meine Gehaltsabrechnungen geht das, bei anderen Azubis steht da oft ein niedrigerer Betrag. Viele erwarten von jungen Leuten, auf eigenen Beinen zu stehen. Aber wie soll das gehen, wenn das Geld nicht stimmt?

„Was passiert eigentlich mit Deinem Kinderzimmer?“, unterbricht mein bester Freund meine Gedanken. Ja, das muss ich loslassen. Ein beschissenes Thema, das ich eigentlich vergraben wollte. Mein Bruder bekommt es – das ist fair. Doch für mich ist es für immer weg. Meine Tapete wird abgekratzt, meine Möbel ziehen mit mir um, mein Dasein erlischt. Ich werde fort von Zuhause sein, selbst wenn mir die Tür immer offensteht. Eine Träne kullert meine Wange runter. Und ich denke an die Worte meiner Mutter, als ich den Auszug verkündete: „Ich bin immer da.“ Nun bin ich sicher, ich schaffe den Umzug.


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