Krisenmanagement

Lob für Pflegekräfte, aber die Task Force bleibt - So reagiert Gifhorns Landrat Andreas Ebel auf die heftige Kritik der Altenhilfe

Redaktion Veröffentlicht am 14.01.2021
Lob für Pflegekräfte, aber die Task Force bleibt - So reagiert Gifhorns Landrat Andreas Ebel auf die heftige Kritik der Altenhilfe

Gifhorns Landrat Andreas Ebel versucht die Wogen mit lobenden Worten an die Pflegekräfte zu glätten – die von ihm angekündigte Task Force soll trotz der Kritik von DRK, Diakonie, Notfunkdienst und weiteren Trägern der Alternhilfe kommen, voraussichtlich schon Ende dieser Woche.

Foto: KURT Media (Archiv)

Gifhorns Landrat Andreas Ebel bleibt dabei: Die angekündigte Task Force für Alten- und Pflegeheim kommt – das bekräftigte er in einer Pressemitteilung vom Mittwochabend als Reaktion auf einen offenen Brief von DRK, Dachstiftung Diakonie, Diakonischer Altenhilfe, Notfunkdienst und weiteren Trägern der Altenhilfe im Landkreis Gifhorn. Diese hatten ihm Vertrauensbruch vorgeworfen – die geplante Task Force dringe in die Privatsphäre von Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern ein, die ohnehin gebeutelten Pflegekräfte würden vom Landrat zu Unrecht unter Verdacht gestellt, so die Kritik: „Die AlltagsheldInnen von gestern werden von Ihnen heute zu TäterInnen gemacht“, beklagten Sandro Pietrantoni vom DRK, Hans-Peter Daub und Jens Rannenberg von der Dachstiftung Diakonie, Christian Grösche und Renate Geruschkat-Grundmann von der Diakonischen Altenhilfe Kästorf und weitere Unterzeichner. Die Pressemitteilung der Kreisverwaltung ist im Gegensatz dazu so überschrieben: „Landrat Dr. Andreas Ebel würdigt die Arbeit der Pflegekräfte – Taskforce soll unterstützen“.

Am Vorhaben des Landrats ändert sich laut seiner Pressemitteilung nichts, gleichzeitig versucht er aber die Wogen zu glätten: „Für die Arbeit der Pflegekräfte in der Corona-Pandemie drückt Landrat Dr. Andreas Ebel den Pflegeeinrichtungen und den Pflegekräften im Landkreis Gifhorn seine höchste Anerkennung und seinen herzlichen Dank aus“, lautet der erste Satz. Danach wird Landrat Ebel namentlich zitiert: „Ich ziehe meinen Hut vor der Arbeit der hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Unter Einsatz ihrer eigenen Gesundheit haben sie in der ersten Phase der Pandemie verhindert, dass das Corona-Virus Einzug in die Alten- und Pflegeheime im Landkreis Gifhorn halten konnte.“

Der Landrat lobt laut der Pressemitteilung auch die Zusammenarbeit innerhalb einer besonderen Unter-Arbeitsgruppe zum Stab außergewöhnliche Ereignisse im Landkreis Gifhorn: „In zahlreichen Treffen wurde hier die Lage mit den Einrichtungsträgern und -leitungen ausführlich diskutiert. In der letzten Sitzung am 07.01.2021 wurden bereits verstärkte Kontrollbesuche und Sanktionsmaßnahmen angekündigt. Dennoch warne ich davor, alle Einrichtungen pauschal für ein Infektionsgeschehen verantwortlich zu machen, ohne die Gründe des Eintrages zu kennen“, wird er zitiert.

Wurde der Landrat bei seiner Pressekonferenz am Montag von denjenigen, die ihn nun scharf kritisieren, also bloß missverstanden?

Trotz aller Konzepte und Vorsichtsmaßnahmen sind laut der Pressemitteilung des Landrates bis zum vergangenen Montag 11 von insgesamt 25 Einrichtungen von einer Infektion mit dem Corona-Virus betroffen gewesen. Darauf reagiere die Kreisverwaltung jetzt kurzfristig, „um vor allem die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor weiteren Infektionen zu schützen“.

Nach Absprache mit der Polizei und weiteren Vertretern des Krisenstabes sieht Landrat Ebel laut der Pressemitteilung seine Verpflichtung darin, Leib und Leben der Seniorinnen und Senioren zu schützen: „Deshalb haben wir in einer Allgemeinverfügung die Vorkehrungen für die Gesundheitserhaltung des Personals verstärkt und gehen damit wegen unserer hohen Zahlen über die Anforderungen des Landes Niedersachsen hinaus“, wird er zitiert. Und weiter: „Außerdem müssen wir klären, warum die geltenden Hygienepläne nicht mehr helfen. Die damals erarbeiteten Hygienepläne haben in der ersten Phase sehr gut geholfen.“

Bereits über Weihnachten und den Jahreswechsel seien deshalb die Kontrollbesuche der Einrichtungen durch die Heimaufsicht verstärkt worden. Dies reicht laut der Pressemitteilung aber nicht aus: Daher habe die neu eingesetzte Task Force das Ziel, die Anzahl der Infektionen in den Einrichtungen zu minimieren.

Die Task Force des Landkreises Gifhorn startet laut der Mitteilung voraussichtlich noch Ende dieser Woche: Die Kolleginnen der Heimaufsicht sollen die Task Force leiten. „Die Gruppen bestehen aus kompetenten Mitarbeitern der unterschiedlichen Bereiche unserer Kreisverwaltung und wird durch die Polizeiinspektion Gifhorn unterstützt. Die Gruppen werden in den kommenden Wochen die Alten- und Pflegeheime im Kreisgebiet aufsuchen“, wird Landrat Ebel zitiert.

„Es ist unbestreitbar, dass ein hohes Infektionsgeschehen in der Bevölkerung auch ein erhöhtes Infektionsrisiko der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen mit sich bringt. Gerade die Pflegekräfte haben aber seit der ersten Welle herausragende Arbeit geleistet“, versucht der Landrat die Wogen zu glätten. Und weiter: „So ist es schließlich den Einrichtungen und deren Mitarbeitenden bis Ende November gelungen, unsere Einrichtungen nahezu infektionsfrei zu halten, wofür ich sehr dankbar bin. Nun gilt es in einer weiteren gemeinsamen Kraftanstrengung, alle Menschen in den Einrichtungen vor weiteren Infektionen zu schützen.“

Deshalb werde die Task Force weiterhin einen starken Fokus auf Beratung und Unterstützung setzen, heißt es in der Pressemitteilung. Bei offensichtlichen oder wiederkehrenden Verstößen sollen indes alle zur Verfügung stehenden Sanktionsmöglichkeiten der Heim- und Gesundheitsaufsicht ergriffen werden: „Der Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner ist den Einrichtungen und deren Mitarbeitenden von erheblicher Bedeutung. Absehbares Fehlverhalten kann weitreichende Auswirkungen haben. Daher ist es wichtig, zum Schutz der Bevölkerung gemeinsam mit den Einrichtungen geschlossen gegen eine mögliche weitere Ausbreitung des Virus vorzugehen“, so Landrat Ebels Appell an die Einrichtungen.

Die Allgemeinverfügung dient demnach dem Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner in allen Einrichtungen. Dazu gehöre auch eine Pflicht zum Tragen von FFP-2-Masken, um Infektionen zwischen Mitarbeitenden und Bewohnern zu vermeiden.

Außerdem regele die Verfügung, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich einen Gesundheitscheck durchführen müssen und alle 48 Stunden einen Schnelltest vor Dienstantritt machen müssen.

Die abschließenden Worte des Landrats in seiner Pressemitteilung: „Jeder Einzelne ist nun gefordert. Die strikte Einhaltung der Beschränkungen und der geltenden Regeln dient dem Allgemeinwohl und der Gesundheit aller Menschen in unserem Landkreis. Diese Maßnahmen und die Hilfe jedes Einzelnen durch sein Verhalten können dabei helfen, diese Pandemie zu bewältigen und die Infektionen wieder zu verringern.“

Hier gibt es die Pressemitteilung der Gifhorner Kreisverwaltung zum Nachlesen.


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